Kaum zu fassen, dass wir in einer Stunde bereits auf dem Weg nach Arlberg sind. Die letzten Tage vergingen so schnell, dass ich heute Morgen völlig perplex aufgewacht bin und gar nicht wusste was überhaupt abgeht, als meine Mutter mich hysterisch gefragt hat, ob ich meine Skibrille schon eingepackt habe, da sie sie nicht mehr an ihrem eigentlichen Platz vorgefunden hat. Ich muss gähnen und halte mir eine Hand vor den Mund. Wir sitzen bereits im Auto.
"Oh Lisa, komm mir bitte gesund und munter wieder!"
"Ich werde schon nicht sterben, Mama ..."
Es ist wirklich lieb von ihr, dass sie mich zur Schule fährt, wo ein Bus bereits auf uns wartet, aber ich hätte auch ohne weiteres mit meinem Rollkoffer alleine dorthin fahren können. Immerhin habe ich einen Elternteil weniger bei mir, der innerlich voll Sorge ist. Mein Vater ist schon seit Stunden auf der Arbeit.
"Du kannst aber nunmal nicht Skifahren!"
"Dann hättet ihr es mir eben beibringen müssen, als noch Zeit war", entgegne ich ungewollt etwas gereizt.
Sie seufzt. "Du hast ja recht!"
"Egal", versuche ich sie zu beruhigen, "ich komme höchstens mit ein paar blauen Flecken wieder. Versprochen!"
"Wirklich gut im aufmuntern bist du nicht. Das musst du von deinem Vater haben!"
Gleichzeitig beginnen wir zu lachen, bis meiner Mutter das Lachen eher vergeht, da sie einen Parkplatz finden muss.
"Schrecklich! Diese ganzen riesigen Familienwagen! Sieh dir das an, die nehmen gleich eineinhalb Parkmöglichkeiten in Beschlag!"
"Ist da vorne nicht noch einer frei?" Ich drehe vorsichtig ihren Kopf in die Richtung, von der ich spreche, woraufhin ihre Augen aufleuchten.
"O Herr im Himmel, sei Dank!"
"Dabei hast du mich Lisa genannt", kichere ich.
"Deinen Humor hast du von mir, eindeutig." Sie verdreht grinsend die Augen und parkt ein. Ungeduldig starre ich auf ihre Finger, bis sie den Knopf betätigt, der den Kofferraum öffnen lässt und ich steige aus. Ich stemme meinen breiten, hellrosa gefärbten Koffer heraus. Viel wiegt er nicht aber bei meiner kleingeratenen Körpergröße und meinen dementsprechend nicht ausgeprägten Muskeln ist es doch ein kleiner Kampf. Meiner Mutter entgeht das nicht, als sie aus dem Auto aussteigt und sagt im schimpferlichen Ton: "Du kannst aber auch nicht warten!"
"Doch, kann ich. Ich will nur nicht."
"Sturkopf."
Präsentierend zeige ich mit beiden Händen auf den Koffer neben mir. "Ich hab es doch geschafft?"
Meine Mutter schüttelt nur noch lachend mit dem Kopf und verschließt den Kofferraum wieder. Sie geht noch zweimal sicher, dass auch wirklich alles zu ist, bis wir dann endlich vor den Eingang der Schule gehen, wo bereits der Rest meiner Klasse, Mr. Faraize und Mrs. Delaney auf uns warten. Als wir mitgeteilt bekommen haben, dass ausgerechnet unsere böse Chemielehrerin als zweite Aufsichtsperson mitkommen wird, ist womöglich jeder Einzelne von uns aus allen Wolken gefallen. Mittlerweile habe ich mich aber damit abgefunden und sehe dem möglichst optimistisch entgegen. Vielleicht ist sie ja ein gutes Ergänzungsstück für den verpeilten Mr. Faraize?
"Ist das dein Klassenlehrer?", will meine Mutter wissen und sieht zu dem brünetten Mann, mit Brille, der in einer dicken Daunenjacke eingepackt ist. Dabei ist es heute über die null Grad hinaus. Ich nicke bestätigend und sie geht zu ihm. Ich sehe ihr nur noch ratlos hinterher. Hoffentlich trägt sie ihm nicht auf, auf mich ganz besonders aufzupassen. Ich würde nur ungern bevorzugt werden, oder in dem Fall: Die Extrawurst sein. Ich greife nach dem Griff meines Koffers und schaue mich im Getümmel um. Es ist erleichternd zu sehen, dass nicht nur meine Mutter Panik schiebt. Wenn ich mir Violas Mutter so ansehe, die kreidebleich ist. Ob Viola wohl auch kein Skilaufen kann? Bisher habe ich das von niemand anderes mitbekommen, weswegen ich bis gerade davon ausging, dass das alle können, außer mir. Mit langsamen Schritten gehe ich voran, um mich auf die Suche nach Rosalia zu machen. Wir hatten vereinbart früh genug da zu sein, damit wir auf der Fahrt sicher nebeneinander sitzen können. Während ich mich weiter umsehe, stoße ich überraschend mit meinem Ellbogen gegen jemanden. Reflexartig platzt aus mir raus: "Oh, Entschuldigung! Ich hätte bes-" Noch in meiner Umdrehung zu der Person, die ich aus Versehen angerempelt habe, gefriert mir das Blut in den Adern. Ich blicke in diesem Moment in das giftgrüne Augenpaar von Adelaide, Nathaniels Mutter. "... besser aufpassen sollen", beende ich meinen Satz, mit immer leiser werdender Stimmlage. Hinter ihr erkenne ich die Silhouette von Francis, der mir aber Gott sei Dank keine Beachtung schenkt. "Was du nicht sagst", antwortet die schlanke Blondine, als sei ich ein Stück Dreck. Wortwörtlich auf mich herabsehend bin ich so eingeschüchtert, dass ich mich nicht fortbewegen kann. "I-Ich", stottere ich, "Ich wusste nicht dass Sie es sind ..."
"Das glaube ich dir sogar."
Normalerweise würde ich in solch unangenehmen Situationen zumindest schief lächeln, doch bei ihr wage ich kaum zu blinzeln. Ich erkenne wie ihr Blick auf mir prüfender wird und ich nicht den blassensten Schimmer habe, wohin ich überhaupt noch hinsehen soll. Ich fühle mich so entwertet, dass ich am liebsten davonlaufen würde. Plötzlich fällt mir wieder ein, was ich gemacht habe, bevor ich in dieses furchteinflößende Wesen reingerannt bin. "Ich suche dann jetzt weiter nach meiner Freundin", lasse ich sie wissen, als würde sie sich auch nur einen Hauch für mein Vorhaben interessieren. Wortlos dreht sie sich wieder zu ihrem Ehemann um. Als ich weggehe sehe ich für Millisekunden einen Teil von Nathaniels blondem Haar und so sehr ich auch gewollt hätte, dass er mich ansieht und mich mit diesem kurzen Augenkontakt praktisch begrüßt, ergreife ich bloß weiter die Flucht. Ein Geflüster von Nathaniels Mutter schnappe ich dabei noch auf. Vermutlich lässt sie Francis wissen welch Ungeziefer ihr gerade vor die Füße gelaufen ist. Ich traue mich nicht meinen Kopf nach hinten zu drehen, um zu sehen, ob ich mit meiner Annahme richtig oder falsch liege. Seit ich Nathaniels Eltern das letzte Mal, im Krankenhaus, gesehen habe war mir klar, dass irgendwann der Tag kommen wird, an dem ich sie wiedersehe. Schließlich ist die Welt klein. Doch dass nicht mal ein halbes Jahr dazwischen liegen würde, damit hätte ich im Leben nicht gerechnet. Ob sie mich jemals akzeptieren werden? Durch meine Gedanken erblindet laufe ich direkt in die nächste Person hinein, diesmal aber mit vollem Körpereinsatz. "Oh man", kommt es aus mir hervor.
"Hoppla! Hast du es so eilig?"
Ich blicke in das Gesicht einer sympathisch aussehenden Frau, mit rotgefärbten Haaren und ebenso in knallrot eingekleideten Lippen, die keine Andere als Castiels Mutter persönlich ist. Hinter ihr kommt der verschlafen aussehende Sohn zum Vorschein. "Lisa?", fragt er mit rauer Stimme.
"Tut mir leid, ich wollte nicht in Sie hineinrennen!" Meine zweite Entschuldigung für diesen Tag. Wenn das so weiter geht, stelle ich noch einen neuen Rekord auf. Das Potenzial habe ich jedenfalls dafür.
"Lisa? Die Lisa?"
Erstaunt darüber, dass sie meinen letzten Satz bestens ignoriert, schaue ich erst sie, dann Castiel an. Dieser starrt nur vorwurfsvoll seine Mutter an, die das aber genauso wenig interessiert.
"J-Ja?", gehe ich auf ihre Frage nun ein.
"Endlich lerne ich dich mal kennen!" In ihrer Stimme klingt so viel Freude, dass es mich schon fast überfordert.
"Mama, ist gut ...", knurrt Castiel. Es sieht aus als würde ihm das Blut in die Wangen schießen. Fraglich ob vor Wut oder Scham.
"Ach, Cassy, nun lass mich doch endlich mal deine Freundin kennenlernen!"
Cassy? Freundin?
"Sie ist nicht meine Freundin."
"Dann eben eine Freundin! Du musst es heute aber auch wieder ganz genau nehmen."
Es ist nicht das erste Mal, dass ich sie sehe, doch da blieb es auch nur bei einem bloßen Austausch von Augenkontakt.
"Ignorier sie einfach und geh weiter", weist Castiel mir an. Seine Mutter aber lässt das nicht auf sich sitzen und beginnt einfach ein Gespräch mit mir: "Ich habe schon viel von dir gehört!"
"Hast du gar nicht?!", korrigiert sie ihr Sohn, als hätte sie mit der Aussage einen Skandal ausgelöst.
"Cassy scheint dich wirklich zu mögen, da er so gut wie nie über seine Freunde spricht. Geschweige denn über die Schule!"
Jetzt leuchtet mir auch ein, von wem Castiel die Eigenschaft hat, auf taub zu stellen. "Oh", gebe ich zurück, "ich verliere darüber auch nicht viel Zuhause."
"Na, dann passt ihr beiden ja super zusammen!"
"Habe ich nicht vorhin gesagt, dass jetzt gut ist?", wendet Castiel wieder ein.
"Ja aber ich möchte mich jetzt mit Lisa unterhalten. Du kannst ja weggehen, wenn es dir nicht passt", lacht sie unschuldig.
Als hätte meine Mutter gerochen, dass diese Unterhaltung einen amüsanten Verlauf nimmt, kommt sie dazu. Sie begrüßt Castiel und seine Mutter herzlich und erinnert sich wieder an ihn, da er mich ja erst vor kurzem noch von Zuhause abgeholt hat. "Ich bin übrigens Catalina", stellt sie sich vor und reicht der Rothaarigen die Hand. "Ich heiße Valerie aber Val reicht vollkommen aus", kommt sie meiner Mutter entgegen. Sie ist sichtlich erfreut über diese neue Bekanntschaft. "Dann bin ich für dich Cat, Val!"
Ich suche nach Castiels Blick. Im selben Moment wie wir uns in die Augen schauen, erkenne ich, dass er das Selbe denkt, wie ich: Können wir gehen? Langsam kommt er auf mich zu, während unsere Mütter sich tiefer ins Gespräch verwickeln. Ich muss ein wenig darüber kichern. Cat und Val. Es sollte mehr Mütter wie Valerie geben. Adelaide könnte sich eine gehörige Scheibe von ihr abschneiden ...
"Deine Mutter heißt also Catalina?", flüstert Castiel mir zu.
"Ja, Mexikanerin eben."
"Cooler Name, muss man ihr lassen. Ist dein Vater nicht hier?"
"Nein, der ist auf der Arbeit. Wie sieht es mit deinem aus?"
"Der ist hier irgendwo aber frag mich nicht wo."
"Du erzählst also deinen Eltern über mich?", necke ich ihn mit einem breiten Grinsen. Er geht gar nicht weiter darauf ein, indem er anspricht: "Wenn deine Mutter Catalina heißt, warum heißt du dann Lisa? Ganz schön langweilig."
"Sag ihr das mal!"
Ich fühle mich nicht beleidigt durch diese Bemerkung, im Gegenteil! Ich frage mich seit Jahren das Selbe und jedes Mal, wenn ich dieses Thema anspreche, lachen meine Eltern nur herzhaft vor sich hin und sind sich einig darüber, dass als sie mir das erste Mal in meine dunkelbraunen Augen gesehen und meine gleichfabrigen Haare erblickt haben, sie wussten, dass der Vorname Lisa wie für mich gemacht ist. Wenigstens ein zweiter Name hätte ruhig noch drin sein dürfen, doch auch den habe ich nicht bekommen. Castiel lacht leise in sich hinein und reißt mich damit wieder aus meinen Gedanken heraus. Plötzlich ist ein lautes Hupen des Busses zu vernehmen, was wohl bedeutet, dass wir bereit zum Abfahren sind. Ich will gerade meinen Koffer zum Busfahrer schieben, damit er auch diesen noch in den Bus einlädt, da kommt meine Mutter mir zuvor und nimmt ihn mir ab, mit der Versicherung, dass sie sich darum kümmert. Dankbar lächle ich sie an und wende mich wieder zu Castiel. "Hast du Rosalia gesehen?"
"Nein. Du Lysander?"
"Nein."
"Bestimmt verspäten die sich zusammen."
"Wahrscheinlich", seufze ich.
Mr. Faraize schreit in die Runde: "ALLE MANN EINSTEIGEN!"
Das ist unser Stichwort! Wo steckt Rosalia nur?! Ratlos begebe ich mich, gemeinsam mit Castiel, in Richtung Bus. Ich rechne mit nichts bösem, bis Amber mich im Vorbeigehen anrempelt. Genervt sehe ich ihr hinterher. Sie dreht ihren Kopf noch einmal in meine Richtung, der einen Todesblick zur Folge hat, bis sie ganz gelassen weiter neben Li hergeht. Ich hätte gerade auch lieber deinen Bruder neben mir, Amber, glaub es mir! Blöde Kuh ...
"Nathaniel!"
Ein paar Meter links von mir entdecke ich Melody, deren Haare im Wind wehen, als sie auf den blonden, großen Jungen mit schnellen Schritten zugeht. Dieser blickt zunächst eher erschrocken drein, lächelt ihr dann aber freundlich zu. "Ja?"
"Wir sitzen auf der Busfahrt nebeneinander, oder? Wie immer?"
Wie immer, von wegen! Damals, auf dem Weg zum Orientierungslauf, habe ICH neben ihm gesessen und das war unsere letzte Busfahrt.
"Ähm ... Ja, klar. Wieso nicht."
"Toll", lacht sie glücklich auf, während ich versuche Ruhe zu bewahren. Diese Fahrt fängt wirklich gut an. Super. Eigentlich will ich gar nicht zu den beiden starren, doch ich kann meine Augen auch nicht von ihnen abwenden. Ein hartnäckiger Tunnelblick entsteht.
"Wenn du willst können wir auch zusammen Musik hören, von meinem MP3-Player aus", bietet die Brünette ihm an.
"Wenn du willst können wir auch zusammen Musik hören", äffe ich sie leise nach.
"Hast du was gesagt?"
Ich erschrecke leicht, als Castiels Frage über seine Lippen huscht. "N-Nein. Das hast du dir nur eingebildet." Ich bin nicht stolz auf mein kindisches Benehmen gerade und Nathaniel wäre es noch viel weniger, wenn er das mitbekommen würde, aber es fällt mir gerade unglaublich schwer so zu tun, als würde es mich nicht interessieren, wie Melody sich schon vor der eigentlichen Fahrt an ihn dran hängt. Es nervt mich tierisch. Voll gepackt mit Emotionen mache ich noch einen letzten Abstecher bei meiner Mutter, gebe ihr eine feste Umarmung sowie einen Kuss auf die Wange und steige schließlich in den Bus ein. Ich werde mich einfach irgendwo niederlassen und den Platz neben mir freihalten. Ohne darauf zu achten, in welche Reihe ich mich setze, suche ich mir einen der freien Sitze aus. Die Luft hier drin ist grausam. Ich hoffe ich gewöhne mich da schnell dran. Eilig ziehe ich meine Jacke aus, wobei ich gar keinen Zeitdruck habe, und lege sie auf den Platz neben mir ab. Auf einmal ertönt Melodys nervige Stimme wieder: "Oh, hallo, Lisa! Dich habe ich ja noch gar nicht gesehen!"
Ich drehe meinen Kopf in die Richtung, aus der die Begrüßung gekommen ist, und erstarre förmlich. Ich habe mich ausgerechnet in die Reihe gesetzt, in der nur noch der Durchgang und Nathaniels und meine Sitznachbarn uns voneinander trennen.
Perfekt.
Selbst Schuld, Lisa.
Warum guckst du auch nicht?!
Jetzt kannst du dich nicht mehr umsetzen!
Nathaniel kommt mit seinem Gesicht rauf, da er bislang irgendwas am Sitz, vor ihm, gehandhabt hat. Überrascht sieht er mich an, bis er mir ein leicht schiefes Lächeln widmet. Als würde er mir sagen wollen 'ich sitze nicht gerne hier'. Das zweifle ich nicht an aber ich könnte meinen Kopf gegen die Fensterscheibe, rechts von mir, schlagen. Wie dreist sie mich begrüßt, nur damit ich sehe, dass sie neben ihrem tollen Nathaniel sitzt. Dabei ist er mein toller Nathaniel! Scheiße ... Meine Emotionen haben mich gerade bestens unter Kontrolle.
"Hi Melody", antworte ich nun und lege vermutlich so ein falsches Grinsen auf, dass ich geschlagen werden sollte dafür. Sie scheint das Selbe zu denken, denn sie sieht unschuldig nach einer Begründung für mein Verhalten suchend zu dem blonden Jungen, der keinerlei Reaktion darauf zeigt. Ich richte meinen Blick wieder nach vorne aus und verzweifle weiter innerlich, bis meine Rettung endlich kommt. Rosalia!
"Liiisaaa!"
"Gott sei Dank, du lebst!" Ich glaube ich habe mich noch nie so sehr über ihr Auftauchen gefreut, wie gerade. Sie ist ein Geschenk des Himmels! Sie umarmt mich herzhaft. Ich ziehe noch schnell meine Jacke weg, als sie sich niederplumpsen lässt.
"Was ein stressiger Morgen", seufzt sie. "Ich dachte einen Wecker zu stellen würde auch so ein vergesslicher Mensch wie Lys hinkriegen, doch da habe ich mich getäuscht. Wenn du dich auf andere verlässt, bist du verlassen!"
Ich muss lachen. Das hätte ich mir auch denken können. Ich blicke nach draußen, während die Letzten in den Bus einsteigen. Ich sehe wie Mrs. Delaney Mr. Faraize folgt und die Türen sich hinter ihm schließen. Ein letztes Mal winke ich meiner Mutter zu, die mir schon beinahe leidend zurückwinkt. Im nächsten Moment lacht sie aber auch schon wieder, als Valerie ihr etwas sagt. Kaum zu glauben dass die beiden sich so gut verstehen. Auch wenn Castiel vorhin wirklich angepisst rüber kam, kann ich mir vorstellen, dass er ebenfalls nichts dagegen hat, dass unsere Mütter sich gegenseitig lieb gewonnen haben. Ich atme einmal tief durch. Langsam beruhige ich mich wieder. Ich spüre wie der Motor des Busses unter uns anfängt zu beben.
"Es geht los", quietscht Rosalia. Normalerweise ist sie immer gegen Ausflüge mit der Klasse zusammen gewesen, doch diesmal steht ihr die Freude ins Gesicht geschrieben. Sie kann einen damit wirklich anstecken!
Der Bus kommt langsam ins Rollen und unserer aller Eltern, die draußen stehen und winken, entfernen sich allmählich von uns, bis der Busfahrer richtig aufs Gas tritt und wir sie schließlich nicht mehr sehen können. Im vorbeifahren ist mir aufgefallen, dass Nathaniels Eltern nirgendwo länger aufzufinden waren. Ob sie nicht mal gewartet haben, bis ihre Kinder losgefahren sind?Sechs Stunden Fahrt liegen noch vor uns. Rosalia ist auf meiner linken Schulter eingeschlafen. Ich habe meinen Kopf an das Fenster angelehnt und höre Musik, über mein Handy. Ich wage kaum mich zu bewegen, da ich meine beste Freundin nicht aufwecken möchte. Eigentlich bin ich auch müde, gleichzeitig aber auch zu wach, um einzuschlafen. Bis sich das ändert höre ich Any Given Sunday von Royal Republic.
Hold me closer 'cause you and me ain't going nowhere.
Seit Rosalia schläft kann ich nicht mehr sehen, was Nathaniel macht.
Make me over tonight.
Zuletzt hat er ein Buch gelesen und ich hab ihm leicht zugewunken, als Melody nicht hingesehen hat.
Stone cold sober
Sein liebliches Lächeln, das daraufhin folgte, war atemberaubend.
Oh wake me up when it's ov-
Mein Nachrichtenton unterbricht das Lied. Erstaunt blicke ich auf mein Display. Als hätte er gewusst, dass ich gerade an ihn denke. Ich drehe die Lautstärke etwas runter, sodass es beinahe im Hintergrund verschwindet.
Nathaniel 💘: Schläfst du auch? :)
Ich: Nein, nur Rosa :)
Nathaniel 💘: Und so gut wie der ganze Rest des Busses. Wie geht es dir? ❤️
Ich: Ganz gut, danke und dir? ❤️
Nathaniel 💘: Schön, mir auch. :)
Nathaniel 💘: Ich hoffe wir finden ein paar Momente, in denen wir alleine sein können.
Ich: Das hoffe ich auch aber wird denke ich schwierig werden ...
Nathaniel 💘: Unmöglich ist es aber nicht!
Ich spüre wie ich automatisch anfange zu lächeln. Genau! Unmöglich ist gar nichts, vor allem wir nicht.
Nathaniel 💘: Melody wacht gerade wieder auf, bis später.
Seufzend sperre ich mein Handy wieder. Es ist noch nicht mal Zwölf Uhr und meine Gefühle fahren Achterbahn. Naja, es war wirklich aufmerksam von ihm, mir zu schreiben, sobald er unbeobachtet war von seiner Anbeterin. Ich mache meine noch immer laufende Musik wieder lauter, bewege mich möglichst unauffällig in eine gemütlichere Position und lasse dann meinen Kopf auf Rosalias verweilen, ehe ich die Augen schließe und ein wenig Schlaf finde.
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So zu tun, als ob | Sweet Amoris - Nathaniel FF
Fanfiction-- Fortsetzung von "Der unnahbare Schülersprecher?" -- Wer hätte gedacht, dass Nathaniel sich vom unnahbaren Schülersprecher zur unmöglichen Liebe für Lisa entwickeln würde. Das restliche Schuljahr soll kein Zuckerschlecken werden. Kentin steckt im...