Wiedersehen

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Schreiend erwachte ich aus meinem Schlaf. Panischschlug ich die Decke weg, um nach meinem Bein zu sehen. Ich begutachtete jedeneinzelnen Zentimeter meiner Haut an meinem rechten Bein. Als ich da nichtsfand, untersuchte ich auch noch vorsichtshalber das linke Bein. Nichts! ...ichwar unversehrt. Erleichtert ließ mich zurück aufs Bett plumpsen. Das war allesnur ein Traum. Über nichts hätte ich mich im Moment mehr freuen können. Ichlebte und war auch nicht gebissen worden. Solch realistische Träume hatte ichäußerst selten und sie ließen mich stets völlig verwirrt aufwachen. Oft wussteich danach nicht mehr wo oben und unten ist und es machte mich auch immer etwasfertig. Alles kam mir so real vor. Ich hatte mich im Schlaf wohl ziemlich gegenden Untoten „gewehrt", welcher sich an meinem Bein vergriff, denn ich warschweißnass. Nicht gerade das angenehmste Gefühl, aber duschen war leider nichtdrin. Es gab weder frisches Wasser noch Strom und das Wasser welches wir inFlaschen aufbewahrten war viel zu kostbar um es fürs Duschen zu verwenden.Irgendetwas mussten wir ja schließlich auch trinken. Wir. Wenn es denn noch einwir gab. Ich erhob mich langsam, noch immer etwas fertig von diesem irrenAlptraum, um nach Jimin zu suchen, doch es schien als war er noch immer nichtzurück gekehrt und so langsam begann ich zu bezweifeln, dass da auch jemalsgeschehen würde. Um nicht dumm rumzustehen suchte ich mir ein Handtuch um michein wenig trocken zu rubbeln...war jetzt nicht so dass ich tropfnass war, aberfeucht genug. Meine Haare klebten ebenfalls an der Stirn, sowie meine Klamottenan der Haut. Da kam mir eine Idee. Ich könnte ja hier mal nach ein paarKlamotten schauen und dann musste ich auch nicht mehr meine lange Hose anhaben.Also begab ich mich ohne Umschweife zurück in das Zimmer der ehemaligen Elterndes Hauses und durchsuchte den Kleiderschrank. Ich kam mir ziemlich dreistdabei vor, aber sie würden sie eh nicht mehr brauchen. Neben einem Haufen Frauenklamotten,welche mehr als ein dreiviertel des Kleiderschrankes in Anspruch nahmen, fandich auch einige Sachen die dem Herr des Hauses gehört haben mussten. Ich nahmmir einige der weißen T-Shirts und ein paar kurze Hosen. Zuerst zog ich mich umund packte dann den Rest der Klamotten die ich fand in meine Tasche. Auch wennich sie etwas quetschen musste, denn allzu viel Platz war nicht darin. Nach meinemFrühstück, welches aus bereits etwas zu warmen Joghurt bestand, begann ich auchetwas für Jimin bereit zu machen...auch wenn er es vielleicht niemals bekommenwürde. Das Pfirsichjoghurt hatte irgendwo ganz hinten im Kühlschrank gestanden undhätte ich es nicht gegessen, wäre es vermutlich bald schlecht geworden. DieMilch schimmelte bereits und diesen ekligen Geschmack werde ich nie vergessen,als ich dies feststellte. Da ich jetzt aber noch was für meine Nerven brauchte,die durch den gestrigen Tag und dem Traum etwas strapaziert waren, löffelte ichnoch ein wenig etwas von meiner heißgeliebten Nutella. Achtete aber daraufnicht zu viel zu essen, schließlich sollte sie noch etwas halten. Wer weiß obich danach jemals wieder eine bekommen würde? Allein der Gedanke daran ließmich meinen Nutellfressanfall stoppen. Dafür war sie viel zu kostbar. WennJimin mich jetzt so sehen könnte würde er mich vermutlich auslachen odereinfach nur verständnislos den Kopfschütteln, wie er es bereits getan hatte.Irgendwie ja nachvollziehbar. Wehmütig packte ich sie zurück in meine Tasche. Nachdemich einen tiefen Seufzer ausgestoßen hatte, begann ich mir ernsthaft Sorgen zumachen. Nicht nur um Jimin selbst, welcher es offenbar nicht für nötig hielt zumir zurück zu kommen, sondern auch um mich, denn sollte er wirklich nicht mehrauftauchen war ich auf mich allein gestellt und das würde definitiv nicht gutenden. Ich war einfach nicht der knallharte Überlebenstyp wie Jimin einer war.Und würde ich mich einfach so nach draußen gehen, wäre das mein Tod. Da fielmir auf, dass Jimins Tasche in der ich seine Waffen vermutete, nicht mehr dabefand wo er sie noch Gestern abgestellt hatte. Den Rest der Taschen die wirgepackt hatten waren allerdings noch an Ort und Stelle. Ließ er mir sosozusagen eine kleine Überlebenschance indem er mir all die Vorräte da gelassenhatte? Diese würden mir auch nicht das Leben retten. Wenn ich mich für immerverschanzen wollte vielleicht, aber auch dann würden sie früher oder späterausgehen und war dazu gezwungen nach draußen zugehen wo wir wieder bei meinemTod waren. Was sollte ich jetzt machen? Sollte ich wirklich draußen mein Lebengefährden um nach diesem Blödmann zu suchen? Am Ende hab ich nur den Tod davon.Etwas unentschlossen nahm ich meine Tasche mit der Nutella und die anderen zwei, die ich und Jimin hiergepackt hatten. Die eine Tasche, besser gesagt Rucksack, schulterte ich und dieanderen beiden Taschen musste ich wohl oder übel in der Hand tragen. Wo konnteer nur hingegangen sein? Und wo genau sollte ich das Suchen anfangen? Ohnegenauen Plan, wie immer, machte ich mich auf den Weg und verließ diese hübscheWohnung. Im Endeffekt konnte er überall sein und vermutlich würde sich eineSuche gar nicht lohnen...wer weiß vielleicht war er auch schon ein Zombie. Ichwar verloren. Als ich unten ankam konnte ich die Untoten auch schon hören. Ihrleises aber beständiges Röcheln. Ebenso konnte ich hören wie sie umherschlurften. Hier durch die Tür würde ich nicht nach draußen kommen...zumindestnicht einfach so. Da kam mir eine Idee. Ich begab mich wieder nach oben, schönlangsam, denn meine Energie würde ich gleich noch brauchen. Die wenige welcheich besaß...wie bereits gesagt war ich nicht gerade der sportlich begabtesteMensch auf Erden. Im zweiten Stock angekommen, begab ich mich in die Wohnungdie nach Osten ging. Mit einem schnellen Blick durchs Fenster konnte ich sehenwie die Lage war. Nicht besonders gut. Ich schnappte mir eine Tischlampe,öffnete das Fenster und ließ sie los. Mit einem lauten Knall prallte sie aufden Boden. Die Zombies die sich in der Näher befanden, begannen sich nun inBewegung zu setzten. Sie steuerten auf die Lampe zu welche nur noch aus einemHaufen Schrott bestand. Ein paar wandten sich aber schnell wieder ab oder bliebenstehen. Das reichte noch nicht. Mit aller Kraft die ich aufbringen konntehievte ich den Fernseher aus dem Wohnzimmer zum Fenster. Mit kleinenSchwierigkeiten hatte ich ihn schließlich auf das Fensterbrett stellen können und schubste ihnnun runter. Ohne noch einmal runter zuschauen rannte ich nach unten. Ich wollte die Tür aufreißen, doch es gingnicht. Das hatte ich nicht eingeplant. „Ahhh", fiel mir entnervt auf was dasProblem war...Jimin hatte die Tür ja abgesperrt. Hastig drehte ich das Schloss undsprintete nach draußen. Anders als erwartetbefanden sich hier noch einige der Zombies. Mit einem Aufschrei, der wie ein15-jähriges Mädchen klang wenn sie ihre Lieblingsband traf, stieß ich mit einemder Dinger zusammen. Es packte mich am Arm. Verzweifelt riss ich mich los undrannte um mein Leben. Entgegengesetzt des Fensters, aus dem ich den Fernsehergeschubst hatte. Das „Ding" hatte einenwiderwärtigen Geruch an sich gehabt und ich war drauf und dran mich zuübergeben. „Jungkooook" Erst dachte ich, ich hör nicht recht, aber nachdemjemand ein weiteres Mal nach mir rief, drehte ich mich um. Überall Zombies undich konnte nicht ausmachen woher die Rufe kamen. Die Untoten jedoch hörtennicht auf zu mir zulaufen und ich fing gleich wieder panisch an zu laufen. Ichlief wie der Teufel, als ich plötzlich Schüsse hörte. So oft hatte ich inletzter Zeit irgendwelche Schüsse gehört, dass es nicht mehr lustig war.„Scheiße! Jungkook warte!!" Doch ich dachte gar nicht daran. Stattdessen drehteich mich nur flüchtig um. Zwischen all den Zombies konnte ich nun Jiminausfindig machen. Der Schwarzhaarige lief in mitten der Untoten, pustete demein oder anderen das Gehirn weg, während er kontinuierlich auf mich zu lief. Wokam der den her? Ich dachte er hatte mich zurückgelassen! Ich blieb jedochnicht stehen, sondern lief weiter. Wäre ich stehen geblieben hätte die Zombiesunmittelbar hinter mir mich zu fassen gekriegt. Da ich bereits einmal stehengeblieben war, waren sie mir schon dicht auf den Fersen und mir ging langsamdie Puste aus. Jimin jedoch schien eine eiserne Lunge zu haben, denn er liefund lief und wurde einfach nicht langsamer. Ich hatte das Gefühl er wurde sogarschneller. Jimin war ganz eindeutig auch kein Mensch. Wie konnte man nurdermaßen ausdauernd und fit sein? Vielleicht hatte er jahrelanges Traininghinter sich, immerhin war er auch ein paar Jahre älter als ich. Aber das waren nur Spekulationen, denn Jimin war janicht gerade der Gesprächigste. Doch im Moment hatte ich andere Sorgen. Da ichkeinen anderen Ausweg aus dieser misslichen Lage wusste sprang ich in ein rosaAuto, dessen Tür offen stand. Hektisch wollte ich sie schließen, doch dieZombies waren schon so nahe an mir dran gewesen, dass sie nun ihre Händebereits zwischen der Türe hatten. Ich versuchte sie mit den Füßen wegzutreten,doch es wollte mir nicht so ganz gelingen. War auch etwas schwierig, denn ichmusste gleichzeitig die Tür zuhalten und war zudem mehr als panisch.Panikattacken machte das ganze echt nicht einfacher...sie hielten einen nurdavon ab kontrollierte Handlungen auszuführen, welche ich nun gebraucht hätte.Ich blickte mich im Auto um und entdeckte eine Metallstange oder sowasähnliches...war vermutlich irgendein Teil des Autos. Damit schlug ich mit dereinen Hand auf die Hände, doch anstatt dass sie sie zurücknahmen, trennte ichsie mit meinem rumgehacke ab. Als keine Hand mehr im Weg war, schloss ich sofortdie pinke Tür. Erleichtert ließ ich mich auf den Sitz fallen, erschrak michjedoch gleich wieder, als mehrere Untote ihre Fratzen gegen die Scheibepressten und anfingen auf das Glas einzuhämmern. Wieder in Panik versuchte ichdas Auto zu starten, doch der Schlüssel war nicht eingesteckt. Fand ihn jedochkurz darauf am Boden des Autos. Mit zitternden Händen versuchte ich ihn in dasdafür vorgesehene Loch zu stecken, bekam es jedoch erst nach dem zwanzigstenVersuch hin. Langsam gaben die Scheiben nach und es bildeten sich feine Risseim Glas. Ich startete den Motor als plötzlich jemand an die Scheibe auf deranderen Seite des Autos hämmerte. Jimin. Sofort begaben sich die Monster inRichtung Frischfleisch. Seine Seite war abgesperrt und ich beugte mich rüber,erreichte jedoch nicht den Knopf. „Mach auf!", drang seine, durch die Scheibegedämpfte, Stimme in das Auto. Ich rutsche soweit es ging an den Rand desSitzes, streckte mich bis es schmerzte und erreichte den Knopf. Jimin riss dieTür auf, hatte sich noch gar nicht richtig hingesetzt als er schrie:„Losfahren!" Und ich tat wie mir geheißen. Mit einer Horde von Zombies hinteruns her raste ich durch die leeren Straßen Seouls.

Die ApokalypseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt