Du beleidigte Leberwurst!

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Nachdem wir eine Weile schweigend durch die Gegend gefahren waren, durchbrach ich schließlich die Stille. „Wo zum Teufel warst du?" Eigentlich sollte es mehr wie ein Vorwurf klingen, kam aber eher als Gejammer raus, dennoch mit einem wütenden Unterton in der Stimme. „Du hast mich einfach allein gelassen!", machte ich ihm dann doch noch einen Vorwurf. „Also eigentlich war ich nur ein Stockwerk unter dir...warum hast du denn nicht einfach auf mich gewartet? Kann ich ja nicht ahnen, dass du einfach mit unseren Vorräten abhaust!", konterte Jimin. „Pfff" So ein Blödmann! „Na und ich konnte nicht wissen, dass du wieder kommst und du hast auch kein Wort gesagt als du gegangen bist....weiß der Geier wo du warst! Außerdem hätte es ja auch sein können, dass du nicht mehr wieder kommst!" Wir stritten uns wie ein altes Ehepaar. Jimin schwieg. „Was hast du denn da unten gemacht?", wollte ich dann von ihm wissen. „Nach Vorräten gesucht", gab er mir eine knappe Antwort. „Und warum hast du dafür so lange gebraucht? Du warst die ganze Nacht weg!"

„Woher willst du das denn wissen? Du hast doch längst geschlafen als ich wieder kam und bin halt auch früh wieder gegangen" An Jimins Ton konnte ich erkennen, dass er überhaupt keine Lust hatte noch weiter darüber zu diskutieren und beließ es dabei. Ob ich ihm so ganz glaubte wusste ich allerdings nicht. Wenn er nach Vorräten gesucht hatte wo waren diese dann? Mitgebracht hatte er nichts. Vermutlich war er drauf und dran gewesen zu verschwinden, hatte dann vermutlich gemerkt, dass ich die Vorräte hatte und beschloss kurzerhand sich doch noch ein Weilchen mit mir abzugeben, worüber ich nicht ganz unglücklich war, wenn ich ehrlich bin. Mit ihm hatte ich einfach deutlich höhere Überlebenschancen. Und für ihn war ich wahrscheinlich einfach nur eine Last. „Und wo soll's jetzt hingehen?", fragte ich nach einer Weile planlosem Herumfahren. Jimin zuckte nur mit den Schultern. „Raus aus der Stadt", gab er dann doch von sich. Also fuhr ich in Richtung 'Raus aus der Stadt' Ein paar Mal musste ich wenden und einen anderen Weg einschlagen, da uns die Untoten die Straße versperrten. Nach der 3. Panikattacke die ich wegen plötzlichem Auftauchen von Zombies erlitt, hatte Jimin die Nase voll und wollte selbst fahren. „Halt an"

„Jetzt doch nicht!", schrie ich panisch. Immerhin waren wir erst eine Minute von den Zombies entfernt. „Was wenn sie uns derweil in die Finger kriegen?" Jimin stöhnte genervt auf. „Halt. Jetzt. An!" Zögernd bremste ich den Wagen und stieg aus. Der Schwarzhaarige Nervtöter rutschte auf den Fahrersitz, während ich auf die andere Seite lief. Da entdeckte ich bereits die ersten Zombies die um die Ecke bogen. So schnell es mir möglich war riss ich die Tür auf und schmiss mich auf den Beifahrersitz. „Looooooooos!", war das einzige was ich noch rausbrachte bevor sich bereits die nächste Panikattacke anbahnte. Mein Atem verschnellerte sich und ich hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Dabei waren die Dinger schon bis auf einen Meter an mich rangekommen und da hatte ich nicht mal ein Auto was mich vor ihnen schütze. Das plötzliche Adrenalin hatte wohl schlimmeres verhindert. Jimin stieß einen Lacher aus. Das war eine Beleidigung! Er machte sich über meine Angst lustig. Machte ihn gleich noch viel sympathischer. Beleidigt schob ich eine Lippe vor und schmollte. Doch ihn schien das überhaupt nicht zu interessieren und konzentrierte sich einfach nur auf das Fahren. Soll mir auch recht sein. Ich lehnte meinen Kopf an die Scheibe, welche jedes Mal leicht beschlug, wenn mein Atem darauf viel. Seoul war nun kein schöner Anblick mehr. Die Welt war nun kein schöner Anblick mehr. Alles leer und verlassen. Und dennoch herrschte ein Chaos. Überall lagen Zeitungen, verschiedene persönliche Dinge, die Leute wohl auf der Flucht verloren hatten. Autos standen völlig verwahrlost herum. Und es gab Leichen. Die Welt hatte sich innerhalb eines Tages, welchen ich natürlich verschlafen musste, völlig verändert, war völlig auf den Kopf gestellt worden. Der Tod herrschte nun über die Lebenden. Die Dinger waren tot und doch am Leben. Etwas für die Natur völlig unvorhergesehenes. Die Welt war aus dem Gleichgewicht gefallen und es war kaum einer übrig, der es hätte gerade biegen können. Wie sollten bitte die wenigen Überlebenden alle Untoten beseitigen? Und wie viele hatten eigentlich überlebt? Die Menschen mussten sich nun verstecken, täglich um das Überleben kämpfen und ich fragte mich wie lange wir das alle aushalten würden? Ein Jahr? Ein Jahrhundert? Bisher waren es erst 4 Tage gewesen. Die Menschheit würde aussterben. Mit jeder Generation würden wir weniger sein und es werden immer mehr sterben. Wie sollte man bitte einfach so ein paar Milliarden Zombies loswerden? Jimin tippte mit seinem Zeige- und Mittelfinger in einem beständigen Takt auf das Lenkrad, was einen sehr beruhigenden Effekt auf mich hatte. Es dauerte nicht lange bis ich in einen sanften Schlaf fiel.

Die ApokalypseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt