Prolog

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In Kabul ist es heute so heiss, dass sogar meine Brüder nicht umher rennen.          Diese rennen sonst quer durch die ganze Wohnung, obwohl es nur zwei kleine Zimmer sind, was für sieben Personen nicht sehr luxuriös ist.
Früher konnten Dunja, Ellaha und ich wenigstens Montag bis Freitag, morgens aus dem Haus. Aber seit einem Jahr geht das auch nicht mehr. Die Taliban haben brutal die Macht an sich gerissen.

Ich sitze auf dem harten Boden und beobachte meinen Vater. Seine grünen Augen sind starr auf die Wand gegenüber gerichtet. Mein Vater ist häufig traurig, weil er uns nicht ernähren kann. Bei einem Anschlag, im letzten September, auf die Uni in der er gearbeitet hat, verlor er beide Beine                                                                                                                                                                                    Ich bin damals auf dem Boden gesessen und habe meine Hausaufgaben gemacht, meine Schwestern auch. Mutter hat gerade das Abendessen auf dem kleinen Gas-Herd vorbereitet, als wir plötzlich einen lauten Knall gehört haben. Dunja und Ellaha sind sofort aufgesprungen und liefen zum Fenster. Als ich ein erschrockenes Keuchen gehört habe, drehte ich mich auch zum Fenster, man hat eine riesige, schwarze Wolke aufsteigen gesehen, ungefähr dort, wo Vaters Uni gewesen ist. Als Vater nach einer Stunde immer noch nicht zurück gewesen ist, und das Abendessen längst kalt gewesen ist, hat meine Mutter ihre schwarzen Haare zu einem Knoten zusammen genommen und wickelte ein leichtes Tuch herum. Sie hat uns mit ihren braunen Augen traurig angeblickt und ist, Vater suchen, gegangen.  Die Zwillinge sind längst eingeschlafen und Dunja, Ellaha und ich sind auf einer Matte dicht beieinander gesessen und haben uns gegenseitig tröstende Worte zugeflüstert. Wir sind auch irgendwann eingeschlafen, denn als wir am nächsten morgen aufwacht sind, ist Mutter in einer Ecke gekauert und hat geweint. Sie hat Vater gefunden, er ist in einen Krankenhaus gelegen, zwei seiner Kollegen haben ihn ins Krankenhaus gebracht. Es hat über 20 Tote gegeben und viele Verletzte. Die Ärzte haben seine Beine amputieren müssen, sie sind unter Trümmern verquetscht worden. Zwei Wochen später ist Vater wieder nach Hause gekommen. Seine Kollegen haben ihn nach Hause begleitet. Die Operationen hat unser ganzes Vermögen aufgebraucht.                    Das ist der erste Anschlag der Taliban gewesen und sie lassen uns ihre Macht noch spüren...               


Die Geschichte von Sahar        Etherealaward17Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt