Alles hat vor einem Jahr begonnen.
Meine Schwestern und ich sind wie jeden Morgen auf dem Weg zur Schule, als auf den staubigen Strassen Kabuls 4 Panzer hintereinander an uns vorbei fahren. Wir denken uns nichts dabei und gehen weiter. Als wir um die letzte Ecke biegen, bleiben wir wie angewurzelt stehen.
Unsere schöne Mädchenschule ist komplett zerstört! Es liegen überall riesige Trümmerteile auf dem Boden und die Eschenbäume, die neben der Schule standen, sind verbrannt worden! Es stinkt nach Benzin. Dunja fällt auf die Knie und weint fürchterlich. Ellaha klammert sich an mich, dass es schrecklich weh tut, aber dieser Schmerz ist nichts im Vergleich zu dem Schmerz in meinem Herzen. Ich fühle mich taub. Unsere geliebte Schule ist zerstört worden! Ellaha und Ich knieen uns zu Dunja und weinen mit ihr. Ellaha weint heisse Tränen an meiner Brust, während ich sie und Dunja tröstend an mich gezogen habe. Ich streiche Dunja noch immer wie betäubt, mit meinen rauen Händen, beruhigend über den Rücken. Die Trümmersteinchen und der Kies bohren sich in meine Knie, und ich verändere meine Position so, dass ich meine Schwestern fast auf meinem Schoss habe. Ellaha klammert sich mit ihren schlanken Fingern an meinem Rücken fest.
Nach einer Ewigkeit blicke ich wieder auf, schiebe meine Schwestern ein wenig bei Seite, wische meine Tränen an meinen Ärmeln ab und sehe etwas schwarzes auf den hellen Trümmern unserer Schule. Ich stehe langsam auf und schüttle meine Beine, die von dem langen knien taub sind. Dann gehe ich auf das schwarze Etwas zu, als ich davor stehe, erkenne ich was es ist. Eine Flagge, aber eine seltsame, so eine kenne ich gar nicht. Aber trotzdem kommt sie mir irgendwie bekannt vor, ich weiss einfach nicht von wo.
Da fällt mir siedend heiss wieder ein wo wir sind, in den Srassen Kabuls ist es nie ganz sicher. Ich packe die Flagge in meinen Rucksack und laufe zu meinen Schwestern. ,, Kommt, wir müssen gehen," sage ich leise zu meinen, immer noch am Boden knienden Schwestern. ,, Okay ", schnieft Dunja und blickt mich aus ihren braunen Augen traurig an. Ich ziehe die beiden auf die Füsse, und streiche Ellaha zärtlich eine schwarze Haarsträhne aus dem Gesicht. Wir gehen betrübt über das Kiesstroitar. Dunja legt Ellaha den Arm um die Schulter und zieht sie schützend ansich. Ich gehe schweigend halb vor, halb neben ihnen her.
Als wir an dem sonst vom Duft des frisch zu bereiteten schwarz Tee, dem Geruch von Nan, dem sonst von Geräuschen umgebenden Markt von Kabul vorbei kommen, fällt uns etwas auf:
Der Markt ist leer! Keine einzige Person ist hier, es sieht so aus, als ob die Leute eiligst ihren Platz verlassen haben. Die Marktstände sehen aus, als ob heute noch nichts verkauft wurde. Eiligst scheuche ich meine Schwestern weiter. Auf der von Löchern übersäten Strasse sehen wir keinen einzigen Menschen, nicht mal kleine Kinder die sonst immer auf den Strassen spielen.
Wir bekommen es langsam mit der Angst zu tun. Wir beschleunigen unsere Schritte unbewusst noch ein wenig.
Wir rennen fast. Die leichten Schleier über unseren Köpfen flattern wild im kühlen Morgenwind.
Als wir die vielen, halb zerfallenen Treppenstufen, es sind genau 326 Stufen, ich habe sie einmal gezählt, herauf stürmen, und ich kurz darauf, keuchend, Schweiss gebadet und mit zitternden Händen, die Tür aufstosse, bleibt uns fast das Herz stehen...
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Die Geschichte von Sahar Etherealaward17
Ficción GeneralSahar lebt zusammen mit ihren Eltern und ihren vier jüngeren Geschwistern in der Hauptstadt von Afghanistan, Kabul, in einer kleinen Wohnung. Wegen den Taliban dürfen sie und ihre Schwestern nicht mehr zur Schule gehen. Als sie kurz vorm verhungern...