Mutter schneidet gerade Ellahas schwarze Haare ab. Mit einem Messer und dem alten Rasierer von Vater ist sie ins Bad gegangen. Ich habe Alis alte Kleider aus dem Schrank geholt. Dunja spielt mit Arman Schere, Stein, Papier. Jamals grüne Augen blicken mich an, dass ich ihm etwas zu essen geben will. Vater sitzt mit einem weniger traurigen blick auf einer Matte.
Ellaha tritt aus dem Bad. ,,Du siehst aus wie ein Junge ", spricht mir Dunja aus dem Mund. Ich gebe ihr Alis Kleider. Sie dreht sich um und zieht ihre Sachen aus, gibt sie mir, zieht Alis Sachen an und dreht sich um. ,, Sie sind mir ein bisschen zu gross", sagt sie verlegen. ,,Oh mein Gott, du siehst aus wie Ali." meine Stimme bricht. Ich wende mich ab und versorge Ellahas Sachen im Schrank. Sie sieht aus wie Ali! Mir steigen die Tränen in die Augen und mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen. Ali ich vermisse dich! Immer noch mein Gesicht dem Schrank zu gewendet, wische ich mir die Tränen vom Gesicht. Ich drehe mich um und blicke in Ellahas fragende Augen. ,, Wie heisse ich jetzt?" , will Ellaha wissen. ,, Hossain, der Cousin vom Land. ", antwortet Mutter. ,, Und wo ist Ellaha?", fragt Dunja. ,, Die ist aufs Land", übernimmt Vater. ,, Los Ellaha, du schaffst das." feuert Arman seine Schwester an. Ellaha holt tief Luft zieht Alis Schuhe an, sieht uns allen in die Augen und fragt: ,, Wie soll ich das anstellen?" ,,Du nimmst diese Decke", Mutter gibt Ellaha eine Decke: ,, Breitest sie auf einem freien Platz, auf dem Markt aus, packst deine Schreibsachen aus und wartest." ,,Okay." ,, Bevor es dunkel wird räumst du deine Sachen auf und gehst mit dem Geld Nan kaufen."( Nan ist afghanisches Fladenbrot ) , sagt Vater. ,,Okay , ich gehe dann.", flüstert Ellaha. ,,Du schaffst das, meine Kleine", sage ich und ziehe sie an mich. Nachdem ich sie losgelassen habe, umarmt sie alle anderen der Reihe nach und geht aus der Tür.
Arman und Jamal sind eingeschlafen und Vater hat Dunja und mir eine kleine Aufgabe gegeben. Wir sollen einen Vers aus dem Koran auswendig lernen. Eigentlich ist es strengstens Verboten, dass Mädchen unterrichtet werden, aber Vater sagt, was mache es für einen Unterschied ob eine Frau lesen kann oder ein Mann, keinen, beide sollen es können. Mutter ist ganz nervös ständig blickt sie zur Tür, ob Ellaha kommt, dabei ist sie erst drei Stunden weg. Dunja und ich sagen uns gegenseitig den ausgewählten Vers vor, Vater hört zu. Er lobt uns:,, Gut gemacht, meine Töchter, ihr habt das fast so gut gemacht wie ein Iman." Dunja grinst mich an. In diesem Moment bin ich glücklich. Dann wird die Tür aufgestossen.
Ellaha wird von diesem grossen Taliban, dem Leser, durch die Tür gezerrt. Schnell verstecke ich den Koran im Kleiderschrank.
Mutter stehlt sich vor die Zwillinge. Dunja versteckt sich hinter mir.
,,Glaubt ihr wirklich, uns fällt nicht auf, was ein Mädchen ist", sagt er ausser sich vor Wut.
,, So versteht doch bitte, dass ich meine Familie nicht ernähren kann", Der Griff um Ellahas Hals verstärkt sich:,, Deshalb muss eine meiner Töchter Geld verdienen. Und ich dachte mir wenn sie das als Junge tut, dann werde sie weniger belästigt." Ich wollte protestieren, dass dies meine Idee gewesen ist, aber ein Blick von Mutter liess mich verstummen.
Ellaha windet sich im Griff des Mannes. Geschickt schliesst er mit den Füssen die Tür hinter sich. ,, Bitte können sie nicht ein Auge zu drücken", fleht Mutter:,, Sehen sie sich nur die Kinder an, ganz abgemagert."
Sie zeigt dabei auf mich. ,,Aber ich muss auch etwas davon haben", dabei sieht er mir in die Augen.
,,Wir können ihnen einen Teil des Geldes abgeben", bietet Mama an.
,,Nein, Geld habe ich genug. Aber mit etwas anderem könnte ich mich anfreunden", wieder sieht er mich an, so, dass mir einen Schauer den Rücken runter geht. Er schubst Ellaha grob in meine Richtung. Sie fliegt direkt in meine Arme. ,,Es tut mir Leid, ich musste mal, dabei hat er mich erwischt. ", flüstert sie mir, mit Tränen in den Augen, leise ins Ohr.
,,Ist in Ordnung, das kann jedem passieren", flüstere ich genauso leise zurück. Ich streiche ihr sanft über den Rücken und widme meine Aufmerksamkeit wieder dem Gespräch.
,,... Nie im Leben geben wir unsere Tochter wie ein Stück Vieh her!", sagt Mutter wütend. Ich gehe ein Schritt nach vorne, sodass Ellaha jetzt hinter mir steht. ,,Wehe sie fassen eine meiner Schwestern an", der Gedanke, dass er mich meinte, kam mir nicht in den Sinn.
Er kommt einen Schritt auf mich zu:,, Wer hat denn gesagt ich wolle eine deiner Schwestern." Geschockt sehe ich meine Eltern an. Die schauen mich genauso geschockt an.777 Wörter ein neuer Rekord. Ich weiss, ich bin fies. :)
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Die Geschichte von Sahar Etherealaward17
General FictionSahar lebt zusammen mit ihren Eltern und ihren vier jüngeren Geschwistern in der Hauptstadt von Afghanistan, Kabul, in einer kleinen Wohnung. Wegen den Taliban dürfen sie und ihre Schwestern nicht mehr zur Schule gehen. Als sie kurz vorm verhungern...