Prolog

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In unserem Leben treffen wir eine grundlegende Unterscheidung zwischen Helden und Superhelden. Helden des Alltags können zum Beispiel nette Passanten sein, die einer alten Dame über die Straße helfen, freiwillige Helfer, die in einer Suppenküche oder in einem Flüchtlingslager mitanpacken, oder als Sanitäter und bei der freiwilligen Feuerwehr Leben retten. Seht ihr das verbindende Merkmal, das all diese Helden gemein haben? Richtig, die freie Entscheidung. Sie helfen freiwillig. Sie sind nicht dazu gezwungen, niemand erwartet etwas von ihnen. Sie sind Helden, weil sie sich aus freien Stücken dazu entschlossen haben, welche zu sein. Bei Superhelden ist das anders. Sie haben meist bestimmte Kräfte, die jene des Durchschnittsmenschen weit übersteigen. Sie sind schnell wie ein Blitz, können fliegen oder Spinnennetze aus ihren Handgelenken schießen. Manche können sich in riesige, grüne Monster verwandeln, andere wieder haben bestimmte Waffen, die sie unbesiegbar machen. Die meisten von ihnen sind zudem noch unverwundbar. Klingt doch nach einem wünschenswerten Dasein, oder? Falsch. Ihnen fehlt die freie Entscheidung. Die meisten Superhelden entstehen aus Versehen, aus bloßer Unvorsichtigkeit heraus. Die meisten Superhelden sind schlicht und ergreifend Laborunfälle. Durch ihre Kräfte bleibt ihnen ihr normales Leben verwehrt. Sie müssen sich nun entscheiden, ob sie sie für das Gute oder das Böse einsetzen. Die meisten bekehren sich zum Guten. Es ist einfach ein schönes Gefühl, Menschen zu helfen, und obendrein noch von Millionen gefeiert zu werden, ist auch nicht schlecht. Aber man kann so viel falsch machen. Nie ist jeder zufrieden. Wenn man hundert Menschen rettet, sterben dafür hundert andere. Das macht einen auf Dauer ziemlich fertig. Und wer sich einen Superanzug zurechtbastelt oder sich tolle Gadgets kauft oder baut, um damit zu helfen, wird schnell bemerken, dass Gerechtigkeit und Selbstjustiz sich oft nicht vereinen lassen. Es gibt nun mal nicht Schwarz und Weiß auf dieser Welt. Grauschattierungen vermischen sich und werden zu einem unübersichtlichen Chaos. Als Superheld erwarten die Menschen von einem, dieses zu entwirren und ihnen einheitliche Definitionen von Gut und Böse zu geben. Man gibt sein Bestes, und irgendwann glaubt man selber daran. Dann handelt man nach diesen an Idiotie grenzenden Prinzipien und erledigt den „Bösen". Man selber ist natürlich der „Gute". Aber in allem Schwarzen entdeckt man ein bisschen Weiß, und in allem Weißen versteckt sich immer etwas Schwarz.

Wer ich bin, fragt ihr? Mein Name ist Jack Flanders. Oder er war es zumindest. Vielleicht sollte ich ihn ablegen, um mit meinem alten Leben abzuschließen. Ihr fragt euch bestimmt, was das hier soll. Warum schreibt hier so ein Volltrottel eine Abhandlung über Gut und Böse? Damit ihr versteht. Dies ist meine Geschichte.

Das Abenteuer des Jack FlandersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt