Ich stehe auf einem Hügel etwas außerhalb der riesigen Metropole. Die Luft ist warm, aber nicht heiß. Sie weht mir die unterschiedlichsten Düfte um die Nase, lockt mich mit fernen Abenteuern, doch ich habe keine Zeit dafür. Heute bin ich für einen ganz bestimmten Zweck hier. Ich setze meine Maske auf und meinen Weg fort.
Könnt ihr euch noch an meinen Vortrag über Gut und Böse erinnern? Habt ihr den im Kopf behalten, während ich euch meine Geschichte erzählt habe? Dann hoffe ich nun, dass ihr versteht. Dass ihr versteht, wie ich zu dem geworden bin, der nun hier die letzten Zeilen dieser Memoiren schreibt. Dass ihr versteht, wieso ich nun das tue, was ich für richtig halte, und nicht mehr das, was allgemein als richtig angesehen wird. Dass ihr die Unterscheidung zwischen Held und Superheld nun versteht. Und dass ihr auch versteht, dass ich keines von beiden sein kann.
Ich schleiche durch Seitenstraßen und enge Gassen. Niemand sieht mich. Niemand hört mich. Aber ich höre sie. Die laute Musik der Parade kommt mir entgegen, bevor ich die tanzenden, singenden, feiernden Menschen sehe. Sie lachen und grölen, trinken Alkohol, amüsieren sich prächtig. Ein kleines Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht. Nicht mehr lange.
Gut und Böse, Falsch und Richtig, Schwarz und Weiß. Alles veraltete Kategorien, wenn ihr mich fragt. Denn sie sind alle sehr subjektiv. Was für den einen gut ist, ist für den anderen böse, der eine findet das richtig, der andere wiederum findet es falsch. Gut und Böse sind zwei Schubladen, in die man allzu schnell gesteckt wird. Das Problem ist nur: Aus der guten Schublade kommt man genauso schnell wieder heraus, wie man hineingekommen ist. Ein Fehltritt, und man steht wieder am Anfang. Doch aus der bösen Schublade, da kommst du nie wieder heraus.
Ich bringe mich in Position und betrachte ein letztes Mal die feiernden Massen, die sich nun unter mir befinden. Eine ganz spezielle Euphorie ergreift Besitz von mir, die Flammen züngeln hoch in meinem Körper. Sie freuen sich darauf, endlich wieder töten zu dürfen. Heute wird Jack Flanders sich der Öffentlichkeit stellen und die Bühne erneut betreten. Doch diesmal als der Zerstörer.
Denn jede gute Superheldenstory braucht einen Bösewicht.
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Das Abenteuer des Jack Flanders
AdventureJack Flanders ist 16 Jahre alt, Streber und sterbenslangweilig. Alles an ihm, angefangen von seinem Namen bis hin zu seinem Aussehen, ist stinknormal. Bis sich eines Tages alles verändert. Klingt wie jede andere Geschichte über irgendeinen besondere...