Wahnsinn, du hast irgendwie das gewisse.. Nichts!

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"Wir müssen langsam gehen, Bärbel. Dein Vater macht sich bestimmt schon Sorgen."

Mein Vater? Ach den gibt es ja auch noch.
Beinahe versunken nickte ich - was eher einem müden Kopfsenken glich als irgendetwas anderem. Skyla merkte es. Ihr aufmunterndes Lächeln verrutschte kurz bevor sie ihre Gesichtszüge wieder unter Kontrolle hatte.
Schließlich klopfte sie mir leicht auf die Schulter und half mir hoch.

" Dieser Jens...Vielleicht sollte es einfach nicht sein, Süße."

Wieder ein träges, nicht wirklich zustimmendes Nicken meinerseits.

"Er ist einfach ein selbstgefälliger, idiotischer, verarchtenswerter - wenn auch ganz schön gut aussehender- Frosch", Skyla zwinkerte mir zu und irgendwie brachte ich doch noch ein kleines Lächeln zustande, "nur dass er sich, wie du weißt, nicht durch einen Kuss in einen charmanten Prinzen verwandelt!"

Das wars dann schon mit dem Lächeln. Meine Mundwinkel sanken in den Keller, als mir die Bilder von Jens im Schrank wieder in den Kopf schossen. Er über mir. Unter mir. Ganz nah an meinem hormongesteuerten Körper. Und erst seine göttlichen Lippen auf meinen... Sein ernster Blick, als er mir sagte, dass ich ihm etwas bedeutete. Alles eine Lüge. Wie konnte ich nur so dumm sein, meinen ersten Kuss an einem Badboy zu verschwenden? Wie konnte ich überhaupt in allem so dumm sein ...?

"Tut mir leid...ich..ich wollte nicht..." setzte Skyla sogleich an und verzog mitleidig das Gesicht, "ich meine....du und er... im Schrank bei meiner Party. Oh gott...das war dumm."

Seufzend fuhr sie fort: " Bärbel, das war nicht so gemeint. Ich weiß doch, dass er dich dazu genötigt hat..."

"Schon gut."

"Ehm, also...", murmelte sie leicht irritiert, "lass uns jetzt mal nach Hause gehen."

Nach einer Weile setzten wir uns endlich in Bewegung. Nacheinander. Erst ich. Dann Skyla. Und nur wenige Minuten später saßen wir bereits in ihrem weißen BMW.

Dad war wie erwartet sehr besorgt, als wir ankamen. Vor allem aber schien er erleichtert, als er mich und Skyla durch unsere kleine Holztür treten sah. Sein Blick saugte sich an mir fest und seine Augenbrauen verfinsterte sich, sobald er bemerkte, wie aufgelöst ich war. Trotzdem begrüßte er Skyla mit seinen gewohnt warmen Worten ohne zu fragen, was denn zum Teufel geschehen war. Und das rechnete ich ihm hoch an. Denn seiner besorgten Miene nach, hätte ein Wort ausgereicht, um bei der Polizei anzurufen und- wem auch immer- das restliche Leben zur Hölle zu machen (und er musste es -nebenbei bemerkt- ja wissen).

"Wir sind dann oben."

Mein Dad nickte selbstverständlich, doch sein Blick sagte mir, dass wir mit dem Thema noch lange nicht durch waren.
In meinem alten Kinderzimmer angekommen, hatte Skyla es sich bereits bequem gemacht. Wie in Trance torkelte ich zu ihr, als sie auf den freien Platz neben ihr klopfte und ließ mich darauf fallen. Eine lange Weile schwiegen wir und blickten träge auf die babyblaue Decke, die Dad damals, als Mom noch da gewesen war, in dieser Farbe gestrichen hatte. Es war zu unserem Ritual geworden, sie stumm anzustarren - immer auf der Suche nach unseren kleinen Initialen, die wir im Kindergarten dort reingeritzt hatten und die nur schwer auszumachen waren. Während ich in meiner Melancholie versank, räusperte sich Skyla irgendwann. Und natürlich war sie es, die die Stille brach:

"Hör mal, Süße. Das mit Jens hat von Anfang an unter keinem guten Stern gestanden. Er ist...er ist einfach nicht so wie du. Und selbst wenn ihr es versucht hättet, wäre dir früher oder später das Herz gebrochen worden. Weil du einfach so...so zart bist" -sie seufzte-"so verletzlich."

The Badboy, my best friend & IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt