Sektor Jade/Terrenus
2099/ Tag 364
00:17 Uhr
Abgeschieden, hinter der großen Abtrennung, hier lebte die Jillian, die ich eigentlich nicht kennen sollte. So fühlte ich mich nämlich: erdrückt. Und verräterisch. Oder vielleicht sagte es mir mein eigener Instinkt.
Hier gehöre ich nicht hin. Oder vielleicht doch. So genau weiß das eigentlich keiner. Sollte zu mindestens so sein.
Verstohlen schaute ich um mich herum. Meine Blicke wirkten angespannt und hastig, trotz jahrelanger Übung.
Die Dämmerung gab mir letztendlich das Zeichen, dass die Straßen hinter der Stadt frei waren. Zu dieser späten Tageszeit trieb sich hier keiner mehr herum. Angst. Furcht vor den anderen. Ein Grund, um wachsam zu sein.
Mein Herz klopfte gegen meine zierliche Brust, als ich mich dem Graffiti zierenden Unterlauf nähere. Hier endete die graue Realität, auch wenn beängstigende Schriftzüge auf den Wänden gedruckt waren.
Mit schnellem Schritt ließ ich die zivilisierte Welt hinter mir und verschwand für die Nacht.
Sollte ich mich jetzt freuen?
Ungewohnte Geräusche erfüllten die Luft. Fremde Gefühle machten sich breit.
Schlappe sechs Meter erhob sich der Stacheldrahtzaun genau vor meinen Füßen. Ein gefährlicher Anblick.
Ohne mich noch einmal umzuschauen, huschte ich durch ein schmales Loch und für einen kurzen Moment schloss ich meine Augen, während ich tief einatmete.
Schon von weitem konnte man Licht durch die winzigen Fenster scheinen sehen. Auf einer Seite ein magisches Gefühl.
Als ich mich den baugleichen Steinhäusern näherte, machte sich ein noch unwohleres Gefühl in meinem Magen breit. Oft kam ich hier nicht her.
Ich betrachtete, von meinem sicheren Standort, sorgfältig das Viertel. Plötzlich hörte ich Stimmen. Ich lehnte mich noch ein Stückchen weiter an den Zaun. Durch den Schein der Hochhäuser, konnte ich zwei komplett ausgerüstete Soldaten erkennen. Wurde aber auch Zeit, dass ich erwischt werde.
Ich versuchte meinen Atem flach zu halten und überlegte, wie ich einem Schlamassel entwischen konnte.
„Es wird Zeit, dass sie die Armensektoren endlich absperren", hörte ich den einen sagen.
„Richtig. Ich bin es Leid, Leute zu verhaften, die diese Grenze passieren. Ich bin damals nur zum Militär gegangen, um die Kinder von Metropolis ins Rechte zu rücken", meint der andere mit einem lautem Seufzen, „Wenn es dann soweit ist, werde ich mich auf jeden Fall auf einen anderen Posten bewerben. Vielleicht in der Schule, damit die Plagen lernen, wo der Hase langläuft"
„So weit ich weiß, soll Rektor Anden im kommenden Jahr die Armenviertel abschaffen wollen", meinte der erste. Mit klimpernden Geräuschen marschierten beide in Richtung der nächsten Straße. Glück gehabt.
Mit schnellen Schritten eilte ich in die nächste Gasse. Ohne Geräusche verließ ich den großen Zaun und lehnte mich gegen die vertraute Haustür. Normalerweise war sie nur angelehnt, sodass ich mühelos und heimlich hinein schlüpfen konnte. Da stimmte doch etwas nicht.
„Ich bin da", flüsterte ich.
Als ich klopfen wollte, öffnete die Tür sich einen winzigen Spalt.
„Jillian, Schatz", freute sich meine Mutter, „Ich hab dich vermisst"
„Sie sind draußen", hauchte ich.
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Gefolgt von Morgen
Fiksi IlmiahSchon lang ist die Erde nicht mehr die, die sie einmal war. Wir haben uns und unsere Welt verändert. Unser System soll uns davor schützen. Schützen vor Veränderung, vor uns und unserer Humanität. Wir leben gespalten und unterdrückt in einer schwach...