Besessen

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"Du bist besessen!", schrie Valerie. Valerie schrie sonst nie. "Besessen davon, dich zu den Bösen zu zählen! Du bildest dir ein zu sinken, immer tiefer und tiefer in den schwarzen Ozean aus Verlust und Selbstmitleid. Alles um dich herum bleibt zurück, über dir. Aber Sam, ich reiche dir meine Hand! Und ich bereue es nicht! Willst du wissen warum?"

Valerie zog Sam an sich. Ihre Stirn berührte seine. Alles stand still.

"Du bist ein Engel, Valerie", sagte Sam.

"Nein", sagte sie. "In Wirklichkeit bist du der Engel. Aber du bist zu gut um das Böse in uns zu sehen, Sam. Du suchst es in dir. Und daran zerbrichst du, denn es gibt nichts in dir was Böse ist. Du zerbrichst an der Suche und erkennst nicht, dass du woanders suchen musst. Glaubst du mir?"

Sam lächelte. Sam atmete ihren Atem ein als könne er ihn heilen.

"Ich wünschte, du könntest es begreifen", sagte Valerie.

Dann berührte sie seine Unterlippe mit ihrer, ganz leicht. Sam rückte näher, ließ ihre Lippen zusammentreffen, ohne sie zu bewegen. Er sog ihren Duft ein und schloss seine Augen. So verharrten sie für einen Moment.

Es war nur ein Hauch von einem Kuss, aber mehr konnte Sam nicht ertragen. Er hatte das Gefühl, er könne Valerie mit einem Kuss brechen, so wie er gebrochen war. "Du bist wunderschön, Valerie", sagte er. "Ich könnte dir wehtun und das will ich nicht, deshalb musst du gehen."

Sie schüttelte den Kopf und nahm ihn in die Arme während er weinte.




SAM  (#deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt