Du nicht

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Das größte Übel ist man selbst. Weil man sich selbst nicht verzeihen kann. Weil man sich schuldig fühlt.

Sam verband sein Leben mit einem Augenblick. Der Augenblick, als er aus der Dunkelheit erwachte, geschlagen, gefühlt vergangen. Er verband diesen Augenblick mit einer Narbe, einem roten Strich unter seinem linken Schulterblatt. 

"Sie ist so einzigartig", sagte Valerie darüber. "Sie ist du und du bist sie."

Sam lag auf dem Bauch, unter ihm das Gras, über ihm der Sommer. Schweiß in der Delle am Ende seiner Wirbelsäule, Summen von Hummeln in seinen Ohren.

"Glaubst du jetzt an den Sommer?", fragte Valerie und streichelte sein Haar. "Er ist für dich zurückgekehrt."

Sam lag still. "Nur um wieder zu verschwinden. Alles verschwindet."

"Du nicht, Sam. Du wirst niemals verschwinden. Willst du wissen warum? Du hast diese Welt nie richtig betreten. Du schwebst, Sam. In deiner Welt die irgendwie hier ist aber irgendwie auch nicht. Als könntest du in allem etwas anderes sehen. Und deshalb wirst du nicht vergehen wie der Sommer, denn du bist unabhängig, frei. Der Sommer nicht."

Sam drehte sich um und lachte den Sommer aus. Wie feige er doch war, wie dumm sich an Regeln zu halten, immer und immer wieder, endlos. Zu kommen und zu gehen, immergleich. "Wir erwarten doch immer dasselbe von ihm!", spottete Sam.

Valerie legte sich neben ihn und nahm seine Hand. "Du wirst nicht vergehen, Sam. Du nicht."

SAM  (#deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt