Steh auf

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Valerie war mit ihren Eltern weggezogen. An die Küste.

Wo sich Wogen der Vernunft an Möglichkeiten brachen.
Wo Freude schäumte und Genuss rauschte.
Wo sie ihre Zehen in Glück baden konnte.

Das stellte Sam sich zumidest vor, während er versank in seinem Ozean aus Dunkelheit. Wie konnte sie ihm die Luft zum Atmen nehmen?

Am ersten Tag ging er raus und lief umher. Die Menschen, denen er begegnete, sahen ihn nicht mehr. Er kaufte sich ein Fahrrad. Zum ersten Mal kaufte er sich etwas, das er immer haben wollte. Es war blau und hatte einen roten Lenker. Das Licht funktionierte nicht. Sam radelte aus seinem Horizont, er wollte fahren bis zum Meer. Aber er wusste, er würde umkehren, bevor er es erreichte. Er schmiss das Rad in einen Fluss und sah zu wie es unterging und wie das Wasser darüber hinweg strömte. Dann ging er zu Fuß zurück.
Er wusste nicht wo er hingehen sollte, ohne sie war sein Zimmer nicht sein Zimmer, sein Haus nicht sein Haus und sein Körper nicht sein Körper.

Er begann zu rennen, um frei zu werden, aber er verfing sich in seinem Kopf und stolperte in seine Verlorenheit. Dort blieb er liegen, atmete leise und wünschte sich, darin zu vergehen.

Es wurde immer später als ich ihn schließlich fand. Ich setzte mich zu ihm und zog an seiner Jacke. "Steh auf."

"Verlasse mich so wie sie und ich überlege es mir." Er öffnete seine Augen nicht.

Es war natürlich nicht ich. Den Krankenwagen rief jemand anderes. Aber Sam musste die Augen öffnen. Spätestens als seine Mutter ihn besuchte, spätestens als sie ihn anschrie. Das hatte sie noch nie getan und Sam riss die Augen auf.

"Renne nie wieder weg, Sam! Nicht ohne mich, hörst du? Tu mir das nicht an! Nie wieder!"

Es war auch nicht sie. Den Krankenwagen rief jemand anderes.


SAM  (#deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt