Kapitel 1

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Tick, Tack. Tick, Tack. Ich lag mit geschlossenen Augen auf meinem Bett und lauschte dem Ticken des Zeigers meiner Uhr. Tick, Tack. Unentwegt.

Ich hob meine trägen Lider und blickte an eine weiße Wand. Mein Blick wanderte nach rechts und ich drehte mich auf die Seite um aus dem regenverhangenem Fenster nach draußen in die Dunkelheit zu schauen. Es war Winter und morgens war es immer noch dunkel draußen. Müde stand ich auf, um mich für die Schule fertig zu machen. Ich nahm mir meine Klamotten vom Stuhl, die ich mir am Abend zuvor schon herausgelegt hatte und lief mit meinen nackten Füßen, über den kalten Steinboden in Richtung Badezimmer. Bevor ich den Raum betrat, machte ich das Licht an und kniff meine geblendeten Augen zusammen. Als sie sich an das Licht gewöhnt hatten, sah mich ein junges Mädchen mit großen blauen Augen an. Mittelgroß, mit hellen braunen Haaren die ein rundliches Gesicht zierten. Ich wendete mich vom Spiegel ab und fing an mich fertig zu machen. Ich war spät dran und hatte nur noch wenige Minuten Zeit.
In meinem Zimmer, stopfte ich meine Sachen in meinen Rucksack und schnappte mir meinen Schlüssel von der Kommode. Mit schnellem Schritt, lief ich in den Flur und stopfte meine, in Wollsocken eingemummte Füße, in meine hellbrauen Timberlands.
Ich streifte mir meine Regenjacke über und zog mir die Kapuze über den Kopf. "Ich bin jetzt weg! Bye!", rief ich meiner Mutter zu und trat hinaus in die eisige Kälte. Ich knallte die Tür hinter mir zu und sofort schlug mir der kalten Nieselregen ins Gesicht. Meine Haare wellten sich unter der Last des Wassers. Ich zog mir meine Kapuze noch tiefer ins Gesicht und senkte meinen Kopf zu den grauen Pflastersteinen. Ich versuchte so schnell wie möglich zu laufen, ohne zu rennen. Ich wollte mich ja nicht zum Affen machen. Mein Herz fing an schneller zu klopfen. Mein Atem beschleunigte sich und stieß kleine Dampfwölkchen aus, die meine Brille beschlagen ließen. Im Nebel gehüllt, lief ich blind durch die Gassen. Und da kam auch schon mein erstes Ziel in Sichtweite. Die Bäckerei. Dies gehörte zu meinen morgendlichen Ritual. Die Tische vor der Bäckerei waren leer, wie ausgestorben. Aber in der Bäckerei herrschte das pure Leben. Ich packte an den hölzernen Türgriff und zog sie auf. Sofort kam mir warme Luft und lautes Geschnatter entgegen. Es duftete nach frischen Brötchen und heißen Kaffee. Ich stellte mich an die Theke und wartete bis ich an der Reihe war. Nachdem ich bestellt und bezahlt hatte, holte ich nochmal tief Luft und trat wieder hinaus in die Kälte. Das warme Croissant in der Tüte und der heiße Kaffee wärmten meine eiskalten Finger. Die Schlange an der Kasse War kürzer als gedacht, also konnte ich gemächlich zur Schule laufen. Es waren nur noch wenige 100 Meter bis zur Schule. Ich nahm mir meinen Rucksack von den Schultern und kramte meine Kopfhörer heraus. Das eine Ende, steckte ich in mein Handy, die anderen Enden kämpfte ich durch meine unordentlichen Haare zu meinen Ohren. Im Takt lief ich die Straße entlang zur Schule. Als ich die Stufen zum Schultor hinauflief, entwich mir ein Schreckensschrei, als jemand von hinten kam und mir die Augen zuhielt.

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