Inzwischen war es Mitte Oktober.
Martis Gips war ab, er trug die Schiene, die ein wenig stützte, ihn aber kaum behinderte. Er konnte inzwischen wieder ganz gut gehen. Rennen und springen ging noch nicht, aber das würde kommen, das war nur noch eine Sache des Trainings. Er hatte die Physiotherapie bisher regelmäßig absolviert, und hatte ausgiebige Spaziergänge gemacht. Mit Jako an seiner Seite, oder, wenn der lange Tage an der Uni hatte, mit einem seiner Freunde, der Zeit hatte.
Jako hatte ihm verboten, alleine loszugehen.
„Dazu bist du noch zu unsicher", hatte er gesagt.
„Wenn dann was ist, oder du hast dich überschätzt und kannst nicht mehr, dann will ich einfach, dass du jemanden bei dir hast, der sich um dich kümmern kann."
Marti hatte das eingesehen und sich daran gehalten.
Heute war nun Sonntag, und morgen sollte nun tatsächlich der Job losgehen, der extra um Martis Willen verschoben worden war. Es war alles abgesprochen. Jako würde ihn jeden Morgen zur Arbeit fahren (dass Marti sich mit Bus und Bahn alleine auf den Weg machte, dazu war es seiner Meinung nach zu früh.) Aufgrund unterschiedlicher Uni- und Arbeitszeiten würde ihn jeden Tag ein anderer abholen – Jako, Felix, Frodo oder die Frösche. Und auch zur Physio würde er gefahren werden.
Marti empfand Jako als ein wenig überfürsorglich. Und hin und wieder war er davon leicht angenervt. Er wusste, dass Jako nach der überstandenen Sorge um ihn das Bedürfnis hatte, dafür zu sorgen, dass es ihm gut ging, und ihm nichts passierte. Aber er fand, Jako übertrieb.
Na ja, andererseits wusste er, dass er selber vielleicht manchmal ein wenig unvernünftig war und sich zu früh zu viel zumutete... Ach man, es war nicht immer einfach, das richtige Maß zu finden.
Sie saßen oben, in der WG zusammen in Jakos altem Zimmer, dem jetzigen Musikzimmer... Jako auf dem Bett, Felix auf nem Hocker, die anderen beiden auf dem Boden. Die Fewjars und Frodo diskutierten und probierten an einem Song herum, den sie gemeinsam aufnehmen wollten. Marti hörte zu und warf hin und wieder einen Gedanken aus seiner Sicht ein... das ganze war ein fruchtbares Arbeiten, sie kamen gut voran und am Ende stand das Konzept für den Song, und auch ein Teil des Textes war fertig.
„So, genug für heute!", sagte Felix und streckte sich.
„Jetzt noch ein bisschen entspannen und das Wochenende ausklingen lassen..."
„Ja", sagte Frodo, „Recht hast du."
Und er stand auf und spazierte aus dem Zimmer.
Als er nach einer Minuten wiederkam, hatte er vier Flaschen Bier bei sich, die er an die anderen verteilte.
Jako, der immer noch auf einer Gitarre zupfte blickte kurz auf und nahm eine Flasche entgegen.
„Marti nicht", sagte er, und konzentrierte sich wieder auf seine Gitarre.
Frodo schaute ihn erstaunt an, zuckte den mit den Schultern und stellte die vierte Flasche zur Seite.
„Sorry, Kumpel", sagte er in Richtung Marti.
Marti hatte einen verärgerten Laut ausgestoßen. Jako sah überrascht auf, und stellte zu seiner größten Verblüffung fest, dass Marti sich die Flasche geschnappt hatte.
Seine Augen begannen vor Zorn zu funkeln.
„Schatz, du nimmst immerhin noch Schmerzmedikamente, die vertragen sich so überhaupt nicht mit Alkohol. Und deswegen stellst du jetzt diese Flasche weg. Sofort."
„Äh, Frodo", sagte Felix, „ ich wollte uns was kochen... kommst du mit in die Küche und hilfst mir beim...äh.. Zwiebelschneiden?"
„Ja...ja okay...ach so..."
Frodo und Felix ließen die beiden alleine. Das schien im Augenblick besser so.
Die zwei saßen sich gegenüber und starrten sich an. Jako nach wie vor zornesfunkelnd, Marti im Kampf mit sich selbst. Zwischen „Ich möchte doch einfach nur, verdammt noch mal, mit Freunden ein Bier trinken" und „Ich möchte Jako gehorchen..."
Mal ganz abgesehen davon, dass ihm völlig klar war, dass Jako recht hatte...
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Nimm mein Herz und führe mich
FanficZu Beginn dieser Geschichte sind Jako und Marti seit einigen Woche ein Paar. Ihre Beziehung entwickelt sich jedoch in eine ganz besondere Richtung. Sie gehen ihren ganz eigenen Weg. Wird es funktionieren, eine Liebe unter dem Motto "führen und ge...