San Francisco

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C A L U M || Holding on to menories and I can't let go. If you can love me again I could let go of everything.

Ich zog meine Mütze tiefer ins Gesicht und überprüfte, ob meine Ohren ebenfalls vor der Kälte geschützt waren. Der Luftzug, der mich eben traf, war frisch, obwohl wir gerade erst Oktober hatten. Ich beobachtete herbstfarbene Blätter von hohen Bäumen beim Fallen, welche somit den feuchten Boden verdeckten. Es hatte den ganzen Morgen geregnet und laut der Wettervorhersage sollte es heute ein weiteres Mal regnen.

Meine schwarzen Boots quietschten kaum merklich unter meinen Füßen, als ich die Straße entlang spazierte. Von hier aus hatte ich einen schönen Ausblick auf das Meer, doch der Wind von jenem war mir zu kalt. Dennoch schnellte ich meine Schritte nicht und steckte stattdessen meine Hände tiefer in die gefütterten Taschen meiner Lederjacke.

Ich blieb stehen und ließ meinen Blick zum offenen Meer wandern. Ich bräuchte nicht mal meine Augen zu schließen, um ihre langen Haare in der Luft wehen zu sehen, während sie den Strand entlang rannte. Ich konnte sogar den salzigen Geschmack vom Meer schmecken.

Ihre hellbraunen Augen funkelten mich freudig an, als sie mir eine Muschel zeigte. Ich verdrehte nur die Augen und drückte ihr schmunzelnd einen Kuss auf ihre schmalen Lippen.

Obwohl es nur eine Erinnerung war, konnte ich immer noch ihre Lippen auf meinen fühlen. Sie hatte nach Schokomuffin und Grüntee geschmeckt. Es war verrückt, dass ich mich nach zwei Jahren immer noch daran erinnern konnte. Für mich war es, als war der Kuss erst gestern gewesen. Vielleicht lag es an der Stadt, in der ich mich gerade befand, an der Jahreszeit oder an dem Anblick des Meeres.

Ich setzte meinen Weg fort und fragte mich, was sie gerademachte. Bestimmt lernte sie fleißig für ihre Klausuren, denn ihr Traumberuf war Neurochirurgin zu werden. Sie wollte schon immer etwas in Richtung Medizin machen, aber als ihr Zwillingsbruder vor vier Jahren wegen einem Hirntumor ums Leben gekommen war, wusste sie auf einmal, was sie später werden wollte.

Seitdem war sie zielstrebiger geworden und legte öfters Nachtschichten ein, nur um einen guten Abschluss zu bekommen, den sie auch geschafft hatte. Sie verschwendete ihre Zeit nicht, um ihrem Bruder nachzutrauern. Natürlich dachte sie oft an ihren acht Minuten jüngeren Bruder, aber mit ihrem Fleiß in der Schule lenkte sie sich ab und spielte nicht das gebrochene Mädchen.

Als sie mir vor zwei Jahren erzählt hatte, wo sie gerne studieren würde, war ich damals nicht besonders begeistert gewesen. Es war schon schwierig genug gewesen, dass ich sie in San Francisco besuchte, aber Europa?

,,Calum, jährlich sterben mehrere hundert Menschen an einem Hirntumor. Entweder weil sie bereits im Endstadium waren, als der Tumor entdeckt wurde, oder weil sie nicht die genügende Kraft haben, weiterhin gegen den Tumor zu kämpfen. Weil der Chirurg in der OP versagt hat oder die Patienten nach einer komplizierten Operation nicht mehr aufgewacht sind. Ich will das verhindern. Ich will ihnen helfen, sie sollen nicht das gleiche Schicksal wie mein Bruder erleben. Ich möchte eine gute Neurochirurgin werden, verstehst du?"

Natürlich hatte ich es schon damals verstanden, aber ihr Studium in Europa hätte unsere Beziehung noch mehr belastet. Es war schon damals nicht leicht gewesen, als unsere Band vor vier Jahren als Vorband von One Direction unterwegs war. Während der Tour konnte ich sie nur auf dem Display meines iPhones sehen, denn niemand wusste von unserer Beziehung außer unseren engsten Freunden. Nach der Tour war ich zu beschäftigt mit Songs schreiben, Meetings und Bandproben.

Das Problem bei uns war, dass jeder einen anderen Plan im Kopf hatte. Sie wollte unbedingt Chirurgin werden und müsste einige Jahre in der Universität tapfer ihre Zähne zusammenbeißen. Danach würde ihre Ausbildung locker sieben Jahren dauern. In eine Ausbildung als Chirurgin musste man viel Zeit und Fleiß investieren. Da hatte man halt keine Zeit für seinen Freund.

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