A/N
1. Das Bild (siehe oben) stellt Jill, eine der Hauptpersonen dar.
2. Der Soundtrack ist von Youtube und entspricht der ungefähren Vorstellung des Liedes, welches Jill am Schluss des Kapitels summt. Also falls ich jenes einschalten wollt, dann, wenn man will, erst wenn es vorkommt. Vlt kennt ihr den Soundtrack irgendwo her.
Viel Spaß beim Lesen :)

JILL

"Bleib stehen, du dummes Gör!" rief mir einer dieser jämmerlichen Wachen hinterher.
Ich warf breit grinsend einen Blick über meine Schulter, dann schoss mein Kopf wieder nach vorne und ich erhöhte mein Lauftempo. Als ich an der Brücke ankam, die aus der mikrigen Stadt in den Wald führte, schoss ein Pfeil an mir vorbei, den ich ohne Problem mit der linken Hand abfangen konnte und ließ seine Spitze an einem Blatt, andem ich vorbeilief, streifen, dass sofort schwarz wurde und zerbröselte wie Staub.
Endlich kam ich am anderen Ende der steinernen und bemoosten Brücke an. Ich drehte mich in Richtung der anderen Seite, wo die drei Wachen standen. Nie liefen sie weiter als zu der Brücke. Sie gingen niemals darüber.
"Giftpfeilspitzen? Wirklich? Und ich dachte, dass wir langsam schon eine Bindung zueinander aufbauen", schrie ich hinüber und bei dem letzten Satz zogen sich meine Mundwinkel bis zu meinen Ohren hinauf.
Darauf antwortete einer dieser Schwachköpfe: "Befehl vom König. Er will dich jetzt nicht mehr lebend, sondern ausgestopft in seiner Jagdsammlung!"
Obwohl diese Trottel sicher zehn Meter von mir entfernt standen, konnte ich sie gut verstehen, aufgrund meiner Ohren und ausgeprägten Sinne. Ich war eine Elfin, das ist aber abgesehen von meinem Namen alles was ich über mich weiß.
"Das kann er sich abschminken! Wir wissen doch alle, dass ihr mich nie kriegen werdet!"
Mit dieser Aussage machte ich kehrt und lief in den Wald, mein Zuhause.

Als ich am Waldrand ankam, wurde ich schon von Jamara, einer Wölfin, begrüßt.
"Hallo, du Schöne", begrüßte ich sie und streichelte sanft über ihr seidiges und weißes Fell. Sie schmiegte ihren Kopf an meinen Bauch und teilte mir so mit, dass sie mich vermisst hatte. Diese Geste entlockte mir ein leichtes Lächeln, dann machten wir uns weiter auf den Weg tief in den Wald hinein.
Meine Gedanken schlichen zu der Frau, bei deren Stand ich heute einen Brotlaib gestohlen habe. Sie schrie mir nichteinmal mehr nach, ich solle ihre Ware zurückbringen, sondern starrte mir einfach hinterher. Nicht wütend, sondern traurig und enttäuscht. Sofort ergriffen mich Schuldgefühle. Wahrscheinlich hatte sie Kinder zu ernähren und wenig Geld, um ihre Familie über Wasser zu halten. Aber hatte ich eine Wahl? Irgendwie musste ich mich selber doch auch ernähren. Ich konnte nicht nur von Beeren und Nüssen leben, ich brauchte Brot und Fleisch.

Die meisten Dorfbewohner dieses Königreiches hatten Angst vor mir, schreckliche Angst. Nicht nur weil ich Sachen stahl, sondern auch weil ich im Wald lebte. Laut dem Kneipentratsch war der endlosscheinende Wald auf diesem Planeten verflucht und jeder, der ihn betritt, wird von der roten Magierin, die sich einst hier niedergelassen hat, getötet. Da ich noch nicht getötet wurde, glaubte man ich sei ebenfalls verflucht. Lächerlich. Ich schnaubte einmal auf und kassierte einen verwirrten Blick von Jamara. Wie konnte man diesem Aberglauben nur vertrauen, wenn ich das lebende Gegenstück davon war? Menschen.

Ich versuchte meinen Gedanken mit Kopfschütteln zu entkommen und konzentrierte mich auf die Umgebung. Über mir hingen Lianen von den Baumkronen hinab und da ich nicht mehr laufen wollte und etwas Ablenkung angemessen wäre, kletterte ich einen Baum hinauf und griff nach einer Liane, nahm Anlauf und sprang. Es gab kein besseres Gefühl, als das Fallen. Das Entfallen seiner Sorgen, seiner Probleme. Frei zu sein von all dem was passiert, frei zu sein von all dem was rund um sich geschieht.

Von Liane zu Liane sprang ich und lachte, lachte, weil alles so leicht schien. Mit jedem Baum, den ich passierte, wurde ich von immer mehr Tieren und ab und zu sogar Waldfeen begleitet.

Ich wurde von jenen aufgezogen, sie waren da, als es keiner war. Sie waren meine Familie, die einzige die ich hatte, aber ich brauchte niemand anderes. Ich war, mehr oder weniger, glücklich hier.

Schließlich kam ich an meinem Baumhaus an, in dem ich lebte. Es bestand hauptsächlich aus Holz, einige Sachen, die ich gefunden oder gestohlen habe, schmückten das Häuschen. Ein Windspiel aus Steinen und Muscheln musizierte bei leichtem Wind ein beruhigendes Lied, Blumen und bunte Pflanzen, die im Wald überall zu finden waren, gaben allem einen fröhlichen Eindruck, die Vorhänge aus verschiedensten Perlen ließen viel Licht in die Stube und leuchteten darin so schön und hell, dass man es schon von weitem sehen konnte und Polster und Decken von dem Markt ließen alles noch gemütlich wirken. Ja, ich war stolz auf das Heim, dass ich mir in all den Jahren hier gebaut hatte. Ich sprang von der letzten Liane auf die kleine Terrasse und kam mit einem dumpfen Geräusch dort auf. Ich öffnete die Türe und trat ein, steuerte auf meine Vorratskiste zu, um dort meine Beute aufzubewahren.
Als ich dies Verstaut hatte, lief ich zu der kleinen Schatulle, in der ich ein paar selbstgebastelte Haarbänder hatte und band mir meine platinblonden Haare zu einem unordentlichen Pferdeschwanz zusammen. Die Sonne war bereits am Untergehen und so beschloss ich, mich auf die Terasse zu setzten, um die Sterne zu beobachten. Langsam aber sicher kamen sie zum Vorschein und die Sonne sank immer tiefer.
Gerne würde ich einmal auf einen anderen Planeten kommen, die Galaxie etwas kennenlernen, doch das einzige Portal befand sich in der Hauptstadt, bewacht von unzähligen Wachen. Egal wie flink und geschickt ich vorgehen würde, ich hätte nur geringe Chancen.
In Gedanken versunken fing ich an, ein Lied zu summen, dass ich schon immer kannte, nur nicht wusste woher.
Ich legte mich auf den Rücken und verschränkte meine Arme hinter meinem Kopf.

THE STORY OF HELLISH FIREWo Geschichten leben. Entdecke jetzt