Die Doppelstunde verlief eigentlich ganz unten, bis auf dass ich mit Papierkügelchen abgeworfen, beschimpft und ausgelacht wurde. Ich musste trotzdem weitermachen und mir den ist-mir-doch-schnuppe-Blick aufsetzen. In der Pause lief ich zu meinem Spind und wurde auf einmal zur Seite geschubst. ,,Hast du keine Augen im Kopf?!" Jetzt wurde ich noch von so einem dahergelaufenem Jungen blöd angemacht. Ich rappelte mich richtig auf und stand direkt vor dem Typen. Seine Augen starrten direkt in meine. ,,Du siehst doch wie ich zwei Augen im Kopf hab, du schaust direkt in sie herein!" Ich grinste frech, drehte mich dann weg und wollte weiter in Richtung Spind gehen.
Doch der Typ hielt mich an der Schulter fest. ,,So hat noch keiner mit mir geredet!" Ich drehte mich langsam zu ihm um. ,,Dann bin ich wohl die Erste..." Langsam versammelte sich ein Kreis um uns und riefen im Chor "Fight", immer wieder das selbe. Aus meinem Mund kam nur ein Seufzen. ,,Ey Emo, ich warne dich, höre ich noch irgendwas über dich, kannst du dir dein Kopf im Wald suchen gehen!" Mit diesen Worten lief der Typ mit seinen Kumpels davon. Ich drehte mich um und ging in die andere Richtung. ,,Gibt's irgendwas?!" Ich hasste diese ganzen Blicke auf mir. Ich ging einfach zu meinem Spind, holte mir die passenden Schulsachen für das nächste Fach heraus und eilte zum Klassenzimmer, da die Pause schon fast zu Ende war.
Ich war die Erste im Klassenzimmer und suchte mir einen freien Platz aus, es gab ja genug Auswahl. Nach wenigen Minuten kamen schon die anderen Schüler und verteilten sich im Raum. Zuletzt kam die Lehrerin rein und der Unterricht konnte starten. Der Platz neben mir blieb frei und ich war wieder ein wenig zufriedener als sonst.
Doch auch diesmal hatte ich mich getäuscht, Sarah kam mal wieder zu spät und musste sich wieder neben mich setzten. Schon war meine Stimmung wieder am Boden, wohl eher am Erdkern, angelangt. Ich ignorierte Sarah, trotz der ganzen Bemerkungen und Beleidigungen gegen mich. Es klappte so, dass ich es heile durch die Stunde schaffte.Ich packte ganz schnell meine Sache zusammen und flitzte zur Tür, doch es wäre alles zu schön gewesen und Sarah hielt mich wieder auf. ,,Wo willst du so schnell hin?" Ich drehte mich zu ihr um und schaute sie an. ,,Auf jeden Fall will ich hier nicht bei dir stehen bleiben!" Sarah grinste weiterhin vor sich hin, wenn auch nicht mehr so stark wie davor. ,,Du hast nicht auf meine Frage geantwortet..." Sie musterte mich erneut herablassend. ,,Was haben deine Eltern da nur erzeugt?! Deine Eltern sollten nicht geboren worden sein, genauso wie du!"
Sarah brach in Gelächter aus und ihre Freundinnen stimmten mit ein. Doch irgendwann reicht es mir auch, erst recht wenn sie so über meine Eltern, deswegen fuhr ich mir meiner Hand aus und gab ihr mit voller Wucht eine Ohrfeige.Sarah hatte sich vor Schreck selber auf die Lippe gebissen, denn sie blutete dort. Sie fasste sich kurz an die Lippe, sah das Blut und wurde bewusstlos. ,, Kümmert euch einfach um sie..." Mit diese Worten drehte ich mich um und ging raus aus dem Klassenzimmer, raus aus der Schule. Der Schultag war geschafft, jetzt musste ich nur noch den restlichen Tag mit meiner Tante überstehen.
Ich holte den Schlüssel aus meiner Jackentasche und schloss die Haustür auf. ,,SHADIA!" Ich verrollte die Augen, mit Ruhe war wohl nichts. ,, Ja..." Meine Tante stürmte auf mich zu und umarmte mich, ich drückte sie von mir weg. ,,Was soll das?" ,,Lass mich doch mal meine Nichte freudig begrüßen..." Sie setzte ein gespieltes Lächeln auf die Lippen und ich merkte es sofort, denn gut schauspielern konnte sie gar nicht. ,,Verarsch jemand anderen aber nicht mich!" Ich drückte sie zur Seite und ging hoch in mein Zimmer. Ich hasse Leute, die einem immer irgendwelche Gefühle vorspielen müssen und es kein bisschen ernst meinen.
Oben angekommen schlug ich meine Zimmertür feste zu und ging an mein Schreibtisch. Aus einer Schublade holte ich ein Bild von meinen Eltern und meiner Schwester raus. Die erste Träne rollte über meine Wange und ich fing an zu weinen. Das Bild glitt wieder in die Schublade und ich wischte mir übers Gesicht. Meine Tante lies mich den restlichen Tag in Ruhe und ich hörte Musik, zog mich um. Danach legte ich mich ins Bett und dachte nochmal über den Tag nach. Es war natürlich für mich nicht gerade förderlich, dass ich Sarah eine Ohrfeigen gegeben hatte, aber irgendwann reicht es mir ja auch mal. Außerdem wie schlimmer kann es eigentlich noch werden? Niemand kennt meine größte Schwäche, dass ist auch gut so und dabei bleibt es am besten auch.
Nach noch längerer Zeit nachdenken, schlief ich irgendwann doch noch ein. Auch diese Nacht war nicht wieder traumlos. Ich war wieder in einem weißen Raum und meine Tante stand da, aber diesmal nicht als Monster. Sie wollte mich umarmen, doch ich versuchte wegzurennen. Ich kam aber nicht vorwärts, wie auf einem Laufband rannte ich. Dann sah ich wie rundherum um mich ganz viele Menschen standen. Sie vermischten zu einem schwarzen Strahl und dieser krachte auf mich ein. Ich schrie im Schlaf nach meinen Eltern, dann nach meiner Schwester. Doch niemand erhörte mich und ich fiel immerweiter runter ohne ein Ende in Sicht.
Ich wachte auf und fiel vom Bett. Mein Atem war wieder sehr schnell und ich war wieder schweißgebadet. Wieso werde ich immer von diesen Träumen heimgesucht? Kann ich nicht einfach ein normales Leben haben? Ich stand auf und legte mich wieder ins Bett. Auf der Uhr wurde gerade mal 0:23 Uhr angezeigt. Ich seufzte und versuchte wieder einzuschlafen, doch ohne Erfolg. Die ganze Zeit kugelte ich mich umher und versuchte in irgendeiner Position einzuschlafen, aber es wollte nicht. Deswegen machte ich mir etwas leiser als sonst Musik an. Nach ungefähr zwei Stunden schlief ich dann doch ein, es kam kein Traum mehr und so konnte ich friedlich bis um 7:00 Uhr schlafen. Mein Wecker weckte mich, ich stand seufzend auf und machte ihn aus.
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Engelchen, töte!
FantasyWas ist, wenn du dein Leben hasst und dann ein kleines Etwas kommt, was dich versteht? Genau so geht es Shadia, ihr Name bedeutet eigentlich die Glückliche, aber sie ist alles andere als glücklich... Bis eines Tages etwas passiert, was sie sich nie...