Kapitel 5

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So wurde ich also von Hanji durch diverse Gänge gezerrt und wusste bald nicht mehr wo wir waren. Ab und an gab Hanji zu den verschiedensten Zimmern Erklärungen ab, aber nach kurzer Zeit hatte ich diese auch wieder vergessen. Mich beschäftigte wie ich wohl von den anderen aufgenommen werden würde und hoffte das mich niemand anderes erkannte. Das der Corporal mich erkannt hatte war schon schlimm genug. Ich war ehrlich gesagt ziemlich erstaunt darüber gewesen das er nichts zu meiner Herkunft gesagt hatte. Eigentlich hatte ich ihn nicht so nett eingeschätzt. Hanji dagegen schien die Freundlichkeit in Person zu sein. Zumindest auf den ersten Eindruck hin, da war ich mir aber wirklich nicht sicher. Und dann war da noch der Kommandant. Er war, nun ja, ich würde ihn als berechnend beschreiben. Ich bin sicher er kümmert sich gut um seine Leute und ist ein guter Kommandant, aber trotzdem, bin ich mir auch sicher das er ziemlich verbissen sein kann. Er wird mich genauestens im Auge behalten und nicht locker lassen, ehe er wusste wo ich herkam. Hanji, der ich die ganze Zeit hinterher gedackelt war, blieb stehen. Ich schob meine Gedanken zur Seite und richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf ihre Worte: "Also, du kennst jetzt das ganze Hauptgebäude, weißt wo der Speisesaal, die Unterkünfte und die Waschräume sind. Du kennst die Büros, die Abstell- und die Aufenthaltsräume. Jetzt fehlen nur noch die Ställe und unser kleines 'Krankenhaus'. Die Ställe sind erstmal egal, die zeige ich dir, wenn ich dir mein Experimentiergelände vorstelle. Nun das wichtigste: dein zukünftiger Arbeitsplatz. Auch wenn du wahrscheinlich überall hinlaufen musst und nicht nur hier drin hocken wirst." Hanji zwinkerte mir zu und stieß eine massive Holztür auf. Neugierig ging ich durch die Tür und betrat einen großen Raum mit ungefähr zehn Betten die alle links an der Wand mit den Fenstern aufgestellt waren. An der rechten Seite befanden sich ein paar Stühle, ein Tisch und ein großer Schrank, gefüllt mit Phiolen, Eimern, Nierenschalen und allen möglichen anderen medizinischen Instrumenten. An der hinteren Wand führte eine kleinere Tür in eine Art Büro mit einem Schreibtisch und vielen Schränken, die fast aus einander fielen. Nicht weil sie alt waren, sondern weil sie komplett überfüllt waren. Vollgestopft mit Büchern und Medikamenten, Spritzen, Skalpellen, Zangen und Klemmen, Kanülen und Kathetern. Von der Decke hingen büschelweise getrocknete Kräuter. Der Raum hatte nur ein einziges Fenster von dem aus man den Eingang des Gebäudes überblicken konnte. Als ich mir einen Überblick verschafft hatte zeigte mir Hanji noch ein paar Einzelheiten, wie zum Beispiel eine Liste, in die ich eintragen musste, wen ich wie behandelte oder eine Ledertasche in die ich alles einpacken sollte, was man für einen eventuellen Notfall außerhalb benötigen könnte. "Und? Gefällt es dir?" , fragte Hanji wie immer komplett überdreht. "Ja. Hier habe ich alles was ich fürs erste benötige." "Wenn du noch was brauchst, sag einfach Bescheid. Ich werde auch öfter hier sein. Ich kann dich ja nicht einfach alleine lassen. So und jetzt suchen wir dir ein Zimmer. Komm!", trällerte Hanji. Sie ging in ihrer Rolle als Fremdenführer richtig auf. Fröhlich machte sie sich wieder auf den weg und ich folgte ihr. "Es gibt da ein klitzekleines Problem, aber das ist eigentlich gar nicht der Rede wehrt. Dafür hast du ja auch das größte Zimme ganz für dich allein." Ein Einzelzimmer ist schon mal gar nicht so schlecht, aber das Hanji die Grinsekatze von einem Problem sprach beunruhigt mich schon etwas. Eigentlich dachte ich sie würde nirgends Probleme sehen mit ihrer optimistischen Einstellung. Ich wusste zwar nicht wo genau wir gerade langgingen, aber ich war mir ziemlich sicher, das es nicht der Weg war der zu den Zimmern führte. Als Hanji schließlich eine kleine Wendeltreppe hochging wurde ich misstrauisch. Oben angekommen standen wir in einem kleinen Flur mit einer hölzernen Tür. Hanji stieß die Tür auf und ging einen Schritt in den Raum hinein. "Wie schön es hier doch ist! Ganz tolles Licht hier oben. Findest du nicht auch. Ein bisschen aufräumen und dann wird das hier der tollste Raum. Da kann nicht mal das Zimmer des Kommandanten mithalten!" Nach dem ersten Nissanfall fragte ich mich woher Hanji wusste wie das Zimmer des Kommandanten aussah, nach dem zweiten warum zum Teufel ich auf dem Dachboden wohnen sollte und nach dem dritten, der hoffentlich der letzte, war woher Hanji ihren Optimismus hatte. Hier würde ein bisschen aufräumen nicht helfen. Ich zupfte mir eine Spinnwebe aus den Haaren. Hier musste von Grund auf wirklich alles geputzt werden.

Beim nächsten teil gibt es wieder mehr Levi, versprochen ;)

Die Krankenschwester des Hauptmanns (Levi x Leser)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt