Kapitel 21

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Immernoch verdattert lief ich zu Corporal Levi. "Sie haben auf mich gewartet. Danke." Man hörte mir meine Verwunderung durchaus an. Dass er noch hier war, hatte ich nicht von ihm erwartet. Ich hätte ihm nicht einmal wirklich zugetraut überhaupt auf so einen Gedanken zu kommen. "Sicher. Ich kann Sie doch nicht hier in der Wildnis aussetzen", er musterte mich einmal und sein Blick blieb bei meinen nackten, dreckigen Füßen hängen, "Bei Ihrer Inkompetenz." Ich seufzte, dass hatte ich doch gerade schonmal gehört. Natürlich, warum auch sonst sollte man Menschen helfen sich zurechtzufinden? Ich beschloss ihm trotzdem dankbar zu sein, da er mich sogar fragte, wo er mich den "abladen" sollte.

Dank dem Corporal fand sich nicht nur Hanjis Büro wieder, sondern auch die Tabletten tauchten schnell auf. Nachdem ich diese Sasha verabreicht hatte, schlief sie ruhig ein. Connie war schon lange eingeschlafen gewesen. Auf einem Stuhl direkt neben Sasha's Bett. Ich fand das Bild so niedlich, dass ich es nicht übers Herz brachte, ihn über Nacht weg zu schicken. Der Corporal brachte mich noch bis zu meiner Dachbodentreppe und verschwand dann.
In meinem Zimmer war es warm. Viel zu warm. Die Luft war feucht und einfach nur unangenehm. Ich überlegte, das Fenster zu öffnen. Allerdings war das Unwetter noch nicht abgezogen und deshalb beließ ich es bei dem Gedanken und legte mich ins Bett.

Trotz des laut wütenden Unwetters schlief ich ruhig, bis ich unsanft geweckt wurde. Notgedrungen schlug ich die Augen auf und bermerkte, dass es noch immer dunkel war. Wobei dunkel es nicht wirklich traf; es war Vollmond und dieser schien heller denn je zu leuchten. "Würden Sie jetzt endlich zu sich kommen und aufstehen? Ich wecke Sie ja nicht aus Spaß", der Corporal schien jetzt auch als unsanfter Wecker zu arbeiten. "Warum sollte ich? Es ist mitten in der Nacht!", regte ich mich mit unausgeschlafen klingender Stimme auf. Als ich bermerkte, dass ich mich schon wieder einem Befehl, wenn auch eher einem indirektem, widersetzt hatte, war es schon zu spät. "Sie wollten her, jetzt sind sie hier. Befehle werden befolgt, nicht hinterfragt! Aufstehen!", mein persönlicher Wecker war alles andere als gut gelaunt. Ich stand auf, salutierte sehr genervt und fragte, was denn für ein nächtliches Kommando anstehe. "Pferde einfangen. Ziehen Sie die Schuhe und den Regenmantel an und dann kommen sie zum Stall. Falls ihnen auf dem Weg ein Pferd begegnen sollte, wäre es überaus reizend, wenn sie es mitbringen." Er zeigte auf einen meiner Stühle über denen jetzt ein hässlicher grau-grüner Regenmantel hing und ging.
Ich zog mir das Ungetüm von Mantel an und anschließend endeckte ich auch die Stiefel die unter dem Stuhl standen. Mehr oder weniger gegen das Wetter gewappnet, stieg ich die Dachbodentreppe herab und folgte dann einfach ein paar der Soldaten. Es schien, als wäre die gesamte Einheit auf den Beinen.

Draußen hatte das Unwetter sich prächtig entwickelt. Zumindest in Unwettermaßstäben gesehen. Es stürmte, es blitzte, der Regen peitschte vom Himmel und alles war durchnäßt. Ich setzte die Mantelkapuze auf und zog sie möglichst weit zu. Die aufgebrachten Pferde konnte man direkt vom Gebäude aus hören. Ich stiefelte einfach drauf los, immer dem lauten Wiehern folgend. Auf dem Weg zum Stall drückte mir ein Soldat ein Seil in die Hand. "Das kannst du als Lasso benutzen! Viel Glück!", schrie er im Versuch, lauter als Donner und Sturm zu sein. Ich weiß wirklich nicht, ob hier alle im Lassowerfen unterrichtet waren, aber zumindest ich bin es nicht. Das Seil würde mir also eher keine Hilfe sein.

Um mich herum herrschte Chaos und ich war überhaupt nicht behilflich dabei, es zu beseitigen. Ich beschloss mich aus dem größten Getümmel heraus zu halten und etwas Abseits Ausschau nach den verschreckten Tieren zu halten. Fündig wurde ich sehr schnell, aber durchführen ließ sich die Rettung schwerer als erhofft. Ein Rappe hatte sich in einem losen Sicherungsseil einer Abdeckplane verhangen und versuchte verzweifelt sein Vorderbein daraus zu befreien. "Ruhig... Ich will dir nur helfen..." Behutsam näherte ich mich dem Pferd. Es atmete flach und hatte die Augen weit aufgerissen. Kein Wunder bei dem Stress. Ich legte meine Hand auf die Nüstern des Pferdes und bückte mich vorsichtig runter, um das Seil zu entfernen. Der Rappe blieb erstaunlich ruhig in meiner Gegenwart. Vielleicht spürte er, dass ich ihm helfen wollte? Nach viel Herumgezerre riss das Seil und ich wollte es entfernen. Danach müsste ich das Tier dann nur noch in Richtung Stall bewegen. Genau in dem Moment in dem ich meine Hand von der Pferdenase wegnahm, um das Seil entgültig zu entfernen, blitzte es und donnerte ohrenbetäubend. Ich kann es dem Pferd nicht wirklich übel nehmen, dass es ausschlug, aber es hätte ja nicht unbedingt so perfekt meine Nase treffen müssen. "Verflucht nochmal! So ein Scheidreck! Verdammter Mist! Scheiße!", lautstark fluchend hielt ich meine Hand schützend über meine blutende Nase und schob das Seil mit meinem Fuß weg. Das Pferd war frei und als es das bemerkte, beruhigte es sich wieder und schaute mich mit Unschuldsaugen an. "Dafür bist du verantwortlich!", knurrte ich. "Hilfe gefällig?" Eine junge Soldatin schlang dem Rappen ein Seil um den Hals. "Schaff mir dieses Tier bloß aus den Augen. Das ist ja allgemeingefährlich!", sagte ich energisch. Die Soldatin zog kurz die Augenbrauen hoch, sagte aber nichts weiter und ging samt Pferd. Im Nachhinein ärgerte ich mich über meine Wortwahl. Das Tier hatte nur aus Angst gehandelt, aber Abstand würde ich trotzdem vorerst halten. Trotz blutender Nase entschloss ich mich dazu, weiter zu suchen. Ich setzte meine Kapuze wieder auf, die mir zwischendurch vom Kopf gerutscht war und lief los. Das Unwetter grummelte gefährlich laut. Der Himmel war so schwarz wie er nur sein konnte, die Regentropfen schwer und groß und der Wind putschte das Ganze nochmal auf. Ein Unwetter dieser Stärke hatte ich noch nie erlebt. Plötzlich wurde der Himmel erhellt und es knallte. Ein Blitz war nicht weit von mir entfernt in einen Schuppen eingeschlagen und hatte ein Feuer entfacht. Nicht noch mehr Komplikationen!

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Ich hab mich endlich dazu bewegt weiterzuschreiben...
Mittlerweile hat diese Geschichte schon über 34000 Views und das macht mich ziemlich sprachlos (und natürlich auch stolz.)
Ich hoffe das alle Rechtschreib-, Grammatik- und Zeichensetzungsfehler eliminiert wurden (Ich bezweifle es aber.)
Mir sind in den älteren Kapitel dermaßen viele Fehler aufgefallen...puh- schrecklich! Das heißt ich werde diese in diesem Jahr irgendwann komplett überarbeiten.
Danke dafür das ihr an der Geschichte dranbleibt und kommentier und voted!
Schönen Sonntagabend euch noch!



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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 24, 2019 ⏰

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Die Krankenschwester des Hauptmanns (Levi x Leser)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt