Prolog

50 3 0
                                    

Grau

Dein Gesicht.

Mehr braucht es nicht, um mich aus der Fassung zu bringen. Um den Putz von meiner strahlenden Fassade zu kratzen und sie in eine Ruine zu verwandeln. Mehr braucht es nicht, um mich vollkommen zu zerstören.

Warum nur habe ich vergessen, dass dein Foto in meinem Lieblingsbuch als Lesezeichen gedient hat? Warum musste ich überhaupt lesen? Ich habe es das letzte halbe Jahr doch auch ohne ausgehalten.

Und warum bringt es mich überhaupt so aus dem Konzept? Es ist doch schon ein halbes Jahr her. Ein verdammtes halbes Jahr, um über dich hinweg zu kommen.

Und doch weiß ich den Grund. Ich weiß es. Das war kein halbes Jahr...

Das war ein Tag.

Ein Tag, gefangen in einer Dauerschleife, die sich immer und immer wieder wiederholt hat. Nicht durchbrochen werden konnte. Nicht aufgehalten.

Ein perfektes Raster.

Das nur durch das Aufschlagen des scheiß 1. Teil von Harry Potter unterbrochen wurde.

Ich war bereit meinen Alltag durch einen kleinen Aussetzer zu unterbrechen. Doch das hab ich jetzt davon.

Dein Gesicht starrt mich an. Glücklich. Lächelnd. Voller Lebensfreude.

Wie kann das sein?

Warum zum Teufel bist du so glücklich?

Du weißt doch, dass ich es nicht bin. Du weißt doch, dass du es nicht sein kannst.

Wütend nehme ich dein Bild und werfe es voller Wut auf den Boden. Du darfst nicht glücklich sein! Du kannst nicht!

Doch dann liegt es dort auf dem Boden. Zerknittert. Unscheinbar und trotzdem herausstechend aus meinem tristen Zimmer.

Sofort springe ich auf und hebe es wieder auf. Sanft. Wie konnte ich dir das antun?

Ich nehme dein Bild und verstaue es sicher wieder zwischen den Seiten des Buches.

Ich muss dich von den Tränen fernhalten, die in Strömen auf meine Matratze fließen. Tränen für die ich mich schäme.

Tränen für die ich mich gleich bestrafen werde...

After You - Mein Leben Nach DirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt