Teil 5 - Chris

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Die Schule war immer langweilig, aber heute schien die Zeit noch langsamer zu vergehen als sonst. Und das, obwohl Zac sich gerade heute wünschte, dass sie möglichst schnell zu Ende ging. Der Grund dafür war natürlich der Nymph. Enzo hatte es irgendwie geschafft - nach einem kurzen Gespräch mit dem Schulleiter - sich noch am gleichen Tag in der Schule einzuschreiben. Und so hatte seine Klassenlehrerin ihn voller Verzückung der Klasse vorgestellt, nachdem der Mathekurs in den ersten Stunden überstanden war. Mrs. Lawrence, die Klassenlehrerin, war eine ältere, kleine und pummelige Dame in ihren Fünfzigern, die ihre grauen Haar zu einem strengen Dutt verknotet hatte und eine grellrote Brille auf der Spitze ihrer kleinen Stupsnase balancierte, wenn sie sie nicht an einem ebenso grellroten Perlenband über ihre gigantischen Brüste baumeln ließ. Doch beim Anblick des knackigen Enzos schien die alte Lehrerin ihre Jugend wieder zu entdecken und wurde ganz rot, als sich der Nymph besonders charmant für ihre gelungene Vorstellung seinerseits lobte. Als er sich zu seinem Platz bewegte, der zufälligerweise direkt neben Zac lag, kicherte sie sogar verstohlen - wie ein Teenager.

Auch der Rest seiner Klasse war völlig verzückt von Enzo. Die Mädchen konnten ihre Blicke gar nicht von ihm lassen - eindeutige Blicke, die ihn förmlich auszogen. Und die Jungen schauten ihn entweder bewundernd oder hasserfüllt an, weil der Neid sie beim bloßen Anblick von Enzo von innen zerfraß. Die Einzigen, die keine solche Reaktion zeigten, waren Zac selbst und sein bester Freund Chris, der dem ganzen Schauspiel mit skeptischen Blick verfolgte. Chris saß auf Zacs anderer Seite und lehnte sich zu diesem hinüber. "Wo kommt auf einmal dieser... Cousin her? Er sieht gar nicht aus wie einer aus deiner Familie. Nimm es mir nicht übel..."

"Schon okay...", knurrte Zac etwas gekränkt.

Aber Chris hatte schon Recht. Wenn man die Leute aus Zacs Familie oder ihn selbst mit einem Wort beschreiben sollte, dann war es durchschnittlich. Sicherlich war Zac nicht hässlich, er war aber auch nicht sonderlich gut aussehend. Er war der Typ von Mensch, der in der Menge unterging. Wenn er sich nicht irgendwie bemerkbar machte, dann wurde Zac für andere Menschen schnell unsichtbar. Ein Allerweltsgesicht.

Vielleicht war die Hilfe von Enzo gerade deshalb bitter nötig. Aber bisher hatte der Nymph nicht sonderlich viel geholfen. Eher das Gegenteil war der Fall...

Das änderte sich bis zum Ender der Schulzeit auch nicht. Enzo blieb zwar immer an Zacs Seite, aber alle anderen Schüler starrten immer nur den Nymph an und beachteten dessen Anhängsel gar nicht. Und obwohl Enzo sich absolut bescheuert verhielt, weil er die moderne Zeit nicht verstand und sich über Dinge wie Handys und Autos lautstark wunderte, schmolzen alle nur dahin. Egal was er machte, die Menschen um ihn herum versanken in totaler Verehrung.

Das Ganze nervte Zac so sehr, dass er Enzo nach der letzten Stunde in die leeren Umkleidekabinen des Football-Teams zerrte, um ihn eine Standpauke zu halten. Es fiel Zac schwer, böse mit Enzo zu sein, weil dieser ihn charmant lächelnd mit seinem absolut perfektem Gesicht anschaute und gespannt darauf wartete, was jetzt kommen würde. Aber Zac schluckte den Drang Enzo einfach zu küssen herunter und blickte ihn böse an.

"Alles in Ordnung, Süßer?", fragte Enzo unschuldig. Er schien tatsächlich so naiv zu sein, dass er gar nicht bemerkte, wie sehr er Zac nervte.

"Nichts ist in Ordnung! Bist du nicht hier um mir zu helfen meine wahre Liebe zu finden? Stattdessen ziehst du alle Aufmerksamkeit auf dich!", knurrte Zac und gestikulierte dabei wild mit den Händen. Enzo verlor sein Lächeln natürlich nicht.

"Beruhige dich.", sagte er nur. "Ich muss doch erst einmal die Lage auschecken. Die Möglichkeiten ausloten, verstehst du? Ich muss doch erst einmal ein paar Typen finden, die für dich in Frage kommen könnten." Er grinste breit.

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