Warte noch 10 Minuten. Ich bin gerade auf dem Weg und habe noch etwas für dich, bevor wir zum Ball aufbrechen.
-Emmett
Ich lächelte mein Handy an und lehnte die kühle Vorderseite gegen mein Schlüsselbein. Ich hatte schon vor etwa zwei Stunden angefangen, mich für den Ball vorzubereiten, da hieß, dass ich nun noch ein bisschen Zeit hätte, bis mich mein bester Freund Emmett abholen würde.
Zusammen würden wir dann noch seine und meine beste Freundin Daphne abholen, mit der wir dann alle zum Ball fahren würden.
Ich war schon ziemlich gespannt, da ich noch nie auf einer Feier auf der Carlton, der Schule der beiden, war. Da diese erste Feier auch noch ein Ball war, stimmte mich sehr gut gelaunt, da ich es liebte, zu tanzen. Ich hatte mir geschworen, dass Daphne und ich es schaffen würden, ihn dazu zu bringen, zumindest einen Tanz mit mir zu tanzen. Er war nämlich ein ziemlicher Tanzmuffel, doch ich war mir sicher, dass er das dennoch gut konnte.
Außerdem konnte ich es kaum erwarten, endlich viele Freunde der beiden kennenzulernen, von denen ich schon viel gehört hatte, allerdings noch nicht die Möglichkeit erhalten hatte, sie persönlich kennenzulernen.
Als ich gerade dabei war, mir noch meine silberne Halskette anzulegen und mich von meinen Eltern zu verabschieden, klingelte es auch schon. Das musste also Emmett sein.
„Ruf mich an, wenn du etwas brauchst. Ich hab dich lieb!", rief meine Mutter mir hinterher. „Mom! Es ist nur ein Ball. Emmett und Daphne sind auch dabei, es wird schon nichts passieren", antwortete ich und versuchte, mir nicht zu sehr anmerken zu lassen, dass ich von der Bemutterung manchmal genervt war. Ich wusste, dass sie es eigentlich nur gut mit mir meinte. Dennoch konnte ich mir ein Augenrollen nicht verkneifen.
Emmett musste meinen Gesichtsausdruck richtig gedeutet haben, denn er fragte mich, ob meine Mutter ihm noch immer nicht vertraute. Sie schien mir wohl noch immer nicht zu glauben, dass zwischen uns rein gar nichts lief, wir nur beste Freunde waren. Emmett war wie ein Bruder für mich.
***
„Hey, schön, dass du mitkommst. Du siehst wundervoll aus!", quietschte Daphne fröhlich, als sie mir um den Hals fiel. Emmett hatte das natürlich auch schon gesagt, aber bei ihm wusste ich manchmal nicht, ob er das nur sagte, um mich glücklich zu machen. Ich hielt ihr die Tür von Emmetts Auto auf, während die beiden anfingen, sich angeregt zu unterhalten. Ich kam bei ihren Konversationen leider nicht immer mit.
Emmett und Daphne waren beide taub. Sie beherrschten die Gebärdensprache fließend, was bei mir nicht der Fall war. Natürlich konnte ich sie sprechen, ich hatte auch keinerlei Probleme, mich mit Gehörlosen zu unterhalten, aber wenn sie unter sich waren, hatten sie beim Gebärden ein solches Tempo drauf, bei dem ich einfach nicht mithalten konnte. Trotz meines Kurses in Gebärdensprache, den ich seit einigen Jahren belegt hatte, würde es noch sehr lange dauern, bis ich mit den beiden auf einem Niveau wäre.
Daphne hatte ihr Gehör erst verloren, als sie ein kleines Kind war, deswegen konnte sie auch sprechen. Emmett wollte auch einmal Sprachtherapie nehmen, um sich mit mir unterhalten zu müssen, doch ich hatte es ihm verboten, da er sich wegen mir nicht so quälen musste. Wir konnten uns perfekt unterhalten, indem ich redete und dazu gebärdete. Er las dann meine Lippen und konnte die Gebärdensprache dazu ja auch noch erkennen, das klappte dann ohne Probleme. So wie ich auch seine Gebärden erkennen konnte.
„Hier habe ich noch etwas für dich, May. Ich habe dir ja gesagt, dass ich noch etwas für dich habe und es ist wirklich wichtig für dich", meinte er, indem er gebärdete. Als ich ihn perplex ansah, quittierte er meinen Blick mit einem herzhaften Lachen. Er hielt mir eine Schachtel vor mein Gesicht, die er langsam und vorsichtig öffnete.
Zum Vorschein kamen zwei gelbe Ohrstöpsel, die er mir lachend in die Hand legte. „Ein Ball für Gehörlose ist immer ziemlich laut", meinte er und nun brachte er mich dazu, auch zu lachen.
Er hatte Recht, dass er so mein Gehör schützen wollte, denn es war klar, dass die Musik sehr laut sein musste, da die Tauben ja den Beat der Musik spüren mussten. Ich wollte mir mein Gehör nicht kaputt machen, aber dennoch wollte ich auch auf den Ball gehen.
„Danke Emmett!", bedankte ich mich, „wollen wir dann mal losfahren, damit wir nicht zu spät kommen?" Daphne wandte sich an mich. „Bay kommt auch mit", sagte sie und sah mich dabei an, als wäre sie nicht so richtig begeistert, aber sie machte es so, dass Emmett es nicht merkte.
Bay war sozusagen eine Art Schwester von Daphne, obwohl sie nicht mit ihr verwandt war. Es war eine ziemlich komplizierte Sache und es klang sehr verrückt. Bay und Daphne wurden bei der Geburt vertauscht, jetzt hatten sie es erst vor ein paar Monaten herausgefunden und Daphne war mit ihrer Mutter Regina, die ja eigentlich Bays leibliche Mutter war, bei Bays, also eigentlich Daphnes richtiger Familie, gezogen. Es war wirklich eine komische Sache, die beiden hatten es noch immer nicht wirklich realisiert und ich auch nicht wirklich, wenn ich ehrlich war.
Doch wir alle versuchten natürlich, das Beste aus der Situation zu machen, sodass die beiden einigermaßen damit leben konnten und es klappte sogar besser, als ich es mir vorgestellt hatte.
Warum Bay jetzt allerdings mit auf den Ball kam, wusste ich nicht und ich fragte mich, ob es nur so eine Art ‚Familiending' war, damit sich die beiden besser kennenlernten, indem sie mit der jeweils anderen etwas unternahmen oder ob es einen anderen Grund hatte.
Als Bay dann allerdings auftauchte, ihre dunkelbraunen Locken nach hinten warf und Emmett zur Begrüßung küsste, wusste ich, wieso.
Man konnte sagen, dass ich eifersüchtig war. Sehr eifersüchtig.
Das konnte ja lustig werden!
DU LIEST GERADE
No prejudices! [Thomas Sangster/ Sean Berdy(Switched at birth) FF]
FanfictionMay lebt zusammen mit ihren besten Freunden Daphne und Emmett in Kansas City. Ihre beiden Freunde sind taub, viele Leute haben ihnen gegenüber Vorurteile. Als May auf einem Ball Emmetts besten Freund Thomas, der ebenfalls taub ist, kennenlernt, setz...