Kapitel 16

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Was sollte ich nun machen? Seit zwei Wochen herrschte nun schon Funkstille zwischen Thomas und mir. Es war von ihm so gewollt und nicht von mir. Ich konnte nichts dafür. Jeden Tag versuchte ich den verzweifelten Versuch, ihn erst eine SMS zu schicken, dass ich ihn liebte und doch nur über alles reden wollte und dann ging ich immer noch zu einer Uhrzeit, um die er garantiert zu Hause war, zu ihm nach Hause und klingelte, doch auch dort wurde mir nicht geöffnet. Eigentlich dürfte ich mich mittlerweile nicht mehr wundern und müsste auch versuchen, nicht so oft daran zu denken und an etwas anderes zu denken, wie man es doch normalerweise machte, doch es klappte einfach nicht.

Ich war einfach ein psychisches Wrack und kam seit diesem Tag nicht mehr mit meinem Leben klar. Klar, ich hatte nicht wirklich daran gedacht, dass wir uns trennen würden, doch wenn ich manchmal etwas traurig war und wir mal eine Meinungsverschiedenheit hatten, hatte ich schon gewusst, dass es unerträglich für mich werden würde, wenn er sich mal von mir trennen sollte, da ich das niemals verkraften könnte. Ich hatte es mir wie das Schlimmste überhaupt vorgestellt.

Doch egal, was ich mir auch vorgestellt hatte, es war rein gar nichts dem gegenüber, wie ich mich gerade fühlte. Ich fühlte auf der einen Seite gar nichts mehr, da ich das Gefühl hatte, gar nicht mehr lebendig zu sein, doch auf der anderen Seite schmerzte es so sehr, dass ich nicht wusste, was ich machen konnte, damit ich nicht mehr so litt. Ich müsste ihn zuerst vergessen können, bevor es mir besser gehen könnte, doch das war unmöglich. Ich liebte ihn doch und ich wusste, dass ich keinen Fehler gemacht hatte. Ich hatte es ihm doch nur nicht gesagt, damit genau so etwas nicht passieren würde. Was hatte ich mir denn nur dabei gedacht? Ich wäre halt niemals auf die Idee gekommen, dass er zu mir kommen würde, um mich zu überraschen.

Mir war klar, wie er sich fühlte. Für ihn war so, als hätte ich ihn wirklich betrogen und wenn er das mit mir getan hätte, würde es mir wahrscheinlich auch so gehen wie ihm und ich würde wahrscheinlich so reagieren, doch der Unterschied war, dass ich rein gar nichts gemacht hatte. Ich hatte mich in dieser Nacht noch nicht einmal zu ihm umgedreht. Ich hatte mich weder an Emmett geschmiegt, noch hatte ich auch nur annähernd so etwas gemacht, was man als romantisch bezeichnen könnte. Warum dachte er denn so einen Schwachsinn? Mir würde es zwar auch schwer fallen, ihn in so einer Situation reden zu lassen, doch was hätte ich für eine andere Möglichkeit? Ich könnte ihn entweder für immer aufgeben, was auf keinen Fall eine Option sein würde oder ich würde ihm zumindest zuhören und hoffen, dass das, was er sagen würde, auch Sinn machen würde und er wirklich nichts getan hatte.

Wenn Emmett mir erzählte, dass er Thomas in der Schule sah, wie er ihn auf der einen Seite ignorierte und sich dann nach der Schule gleich mit Bay traf, war es, wie wenn man mir ein Messer in die Brust rammen würde. Und das war ja nicht nur für mich so. Emmett ging es auch so, er hatte zwar schon vorher Streit mit seiner Freundin Bay gehabt, doch er war gerade dabei, wieder alles zu regeln. Er hatte, so wie ich, gar nichts getan und sie bestrafte ihn nun auch dafür, dass sie alles wieder gut machen wollte. Sie waren böse zu uns, obwohl wir gar nichts gemacht hatten und trotzdem krochen wir ihnen in den Hintern und versuchten alles, damit sie zu uns zurückkamen. Das war wirklich komisch, doch Emmett und ich waren einfach so verzweifelt. Wir wussten nicht mehr, was wir machen sollten.

Die ersten Tage hatten wir uns noch zusammengesetzt und überlegt, was wir machen könnten, damit alles wieder gut werden würde, doch nachdem nichts und damit meinte ich rein gar nichts im Geringsten angeschlagen hatte, hatten wir ziemlich schnell resigniert. Wir wussten nicht mehr, was wir machen könnten und wir hatten uns auch schon überlegt, ob wir es einfach lassen sollten und darauf hoffen sollten, dass Bay und Thomas es eines Tages selbst einsehen würden und dann von selbst zu uns zurückkommen würden, doch da war die Angst, dass sie es doch nicht tun würden, zu groß.

Ich fragte mich ständig voller Bauchschmerzen, ob Bay und Thomas nun zusammen waren. Ob sie irgendetwas zusammengeschweißt hatte und sie sich nun dachten, wenn ihre beiden Partner sie betrogen hatten, dass sie dann jetzt ja auch zusammen sein könnten. Das würde ich ihnen auch zutrauen. Was war, wenn Thomas Bay anfangen würde, zu lieben? Wenn er mich dann zwar eines Tages anhören würde und erkennen würde, dass er einen Fehler gemacht hatte und ich nichts getan hatte, es dann aber zu spät war? Wenn er dann Bay so sehr liebte, wie er mich geliebt hatte?

Daran durfte ich nicht denken! Ich musste positiv denken! Immer positiv denken! Doch das konnte ich einfach nicht, es war unmöglich, als würde alles in meinem Körper, das positiv dachte, ausgelöscht werden.

Jeden Tag ging ich nach der Schule nach Hause, nahm mir mein Essen mit in mein Zimmer und kam dann nicht mehr raus, wenn ich es nicht unbedingt musste. Ich hasste dieses Leben, doch es gab einfach keinen Lichtblick. Außer meine Treffen mit Daphne und Emmett waren aufbauend. Daphne glaubte uns zum Glück, sie kannte uns schon so lange und wusste, sie sehr ich Thomas liebte und wie sehr Emmett Bay liebte und dass wir nur Freunde waren. Sie hatte erkannt, dass wir niemand betrogen hatten!

Würde sie es schaffen, Thomas und Bay zu überzeugen? Oder war alles verloren?

No prejudices! [Thomas Sangster/ Sean Berdy(Switched at birth) FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt