Kapitel 11

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Ich war mit Emmett in einer Art Camp. Ich wusste nicht, als was man es sonst bezeichnen sollte. Es ging von seinem Astrologiekurs aus und er hatte mich gebeten, dass ich ihn begleiten sollte, da man eine Begleitperson brauchte, da dort auch viel aufgebaut wurde und das nunmal mit einem Partner schneller ging. Er wollte natürlich am liebsten mit Bay hingehen, doch ihre Beziehung war noch immer so angespannt, dass er das vergessen konnte. Er hatte mich gefragt, da ich im Moment am besten wusste, wie es ihm ging und was in seinem Leben alles passierte. Ich dachte auch, dass ich ihm sicherlich helfen konnte, denn eigentlich konnten wir uns immer helfen. Es war wichtig, dass er mal auf andere Gedanken kam und nicht immer nur an Bay dachte und daran, wie traurig er doch war. Es sollte sein Leben genießen.

Es hatt mich wirklich gewundert, dass Thomas es mir erlaubt hatte, da mitzugehen. Klar, wenn er es mir nicht erlaubt hätte, wäre ich trotzdem gegangen, doch ich wollte es eigentlich tun, ohne, dass alles in einem großen Streit endete und wir uns anschweigen würden. Seit dem ausführlichen Gespräch, das wir gehabt hatten, hatte er sich wirklich geändert. Anscheinend hatte er sich das wirklich zu Herzen genommen, was wir besprochen hatten. Es bedeutete mir außerordentlich viel, dass er es sich so sehr zu Herzen nahm, was ich dachte und fühlte. Denn es war schließlich wichtig in einer Beziehung, dass man Vertrauen hatte und auf die Bedürfnisse des jeweils anderen einging. Ich wollte, dass meine Beziehung mit Thomas auf immer und ewig so perfekt bleiben würde, wie sie war, denn ich konnte und wollte mir gar nichs anderes mehr vorstellen, ein Leben ohne ihn als meinen Freund an meiner Seite, das gab es nicht.

Als ich dann allerdings kurz bevor Emmett mich abholte, eine SMS von ihm erhielt, wusste ich, dass es doch nicht so toll und einfach sein würde, wie ich mir das die ganze Zeit ausgemalt hatte. Pack noch ein paar Sachen extra ein, alles wird sich ein bisschen verlängern und wir übernachten in Zelten. Wegen Platzmangels habe ich uns beide für ein Zelt angemeldet, ich hoffe, das ist okay, stand in seiner Nachricht. Für mich war das nicht das geringste Problem. Doch ich wusste, für wen es eins sein würde. Wenn er es erfahren würde.

Doch, wenn ich es ihm nicht sagte, würde das nur Vorteile haben, er musste sich nicht aufregen, nicht eifersüchtig sein, wir würden keinen Streit haben und ich konnte das Wochenende einfach genießen und Emmett wieder glücklich machen. Schließlich hatte ich vor Jahren schon sehr oft bei Emmett übernachtet, oft hatten wir uns die halbe Nacht lang Filme angesehen oder andere Sachen gemacht. Das war damals schon fast wie eine Tradition gewesen. Ich wusste zudem, dass ich Thomas liebte und ich würde ihm auch niemals fremdgehen, schon gar nicht mit Emmett. Wie schon gesagt, es würde nur Vorteile haben, wenn er es nicht wissen würde. Also auch sicherlich nicht verwunderlich, dass ich ihn darüber auch nicht informierte.

***

Es war zwar anstrengend, den ganzen Tag nur mit Leuten abzuhängen, die zum einen so schnell gebärdeten, dass man fast nicht hinterherkam und zum anderen über irgendwelches Wissen und dementsprechend auch über die Gebärden verfügten, von denen man keine Ahnung hatte, doch ich hatte dennoch sehr viel Spaß gehabt. Wir hatten, während es hell war, sehr viel zu besprechen gehabt, wie alles ablaufen würde, wenn es einmal dunkel werden würde. Ich hatte eigentlich nicht wirklich aufgepasst, da ich nicht richtig mitgekommen war, doch ich war mir sicher, dass Emmett alles verstanden hatte und es mir rechtzeitig nochmal erklären konnte.

Außerdem hatte ich an Thomas gedacht. Ich vermisste ihn irgendwie schon, obwohl ich ihn erst gestern das letzte Mal gesehen hatte. Ich war wirklich nicht normal mit meinen Sehnsüchten. Ich dachte an seine Lippen, seine braunen Augen und versank in meinen Tagträumereien mit Herzklopfen, als Emmett mich wieder in die Realität zurückholte.

„Wir müssen wieder alles abbauen. Morgen früh wird dann noch alles ausgetauscht und dann gehen wir wieder nach Hause. Ich habe so wahnsinnig viel entdeckt, das glaubst du gar nicht. Ich danke dir, May, du hast mir wirklich geholfen, ohne dich hätte das niemals so gut funktioniert", sprudelte Emmett hervor und umarmte mich. Perplex erwiderte ich die Umarmung, ich wusste zwar nicht, wie ich ihm groß geholfen hatte, denn ich hatte eigentlich nur das gemacht, was Emmett mir ausdrücklich beschrieben hatte. Doch, wenn ihm das geholfen hatte, freute es mich. Deswegen war ich ja eigentlich auch mitgekommen. Ich bemerkte, dass es ihm schon besser ging und er nicht an Bay dachte und eigentlich wollte ich ihn auch nicht wieder an sie erinnern, doch ich wusste, dass ich ihm auch helfen musste, sie wieder zurückzubekommen.

„Hast du mal wieder mit Bay gesprochen?", fragte ich ihn deswegen so unvermittelt wie möglich, während ich damit beschäftigt war, seine Kamera zu verstauen. Er sah mich allerdings gleich wissend an. Hinter seinem niedlichen Lächeln konnte ich nun den Hauch von Trauer erkennen, den ich eigentlich hatte vermeiden wollen. Hätte ich ja wissen können, ich Idiot.

„Sie sagt immer wieder nur, dass sie noch ein bisschen Zeit braucht, da sie sich über vieles klar werden muss. Sie hat nicht gesagt, dass es mit uns aus ist, allerdings habe ich Angst, dass ihre 'Gedanken' sie in die falsche Richtung leiten könnte. Natürlich will ich sie zu nichts zwingen. Aber ich liebe Bay, May. Ich kann sie nicht vergessen." „Es tut mir so leid, ich hätte es nicht ansprechen dürfen!" Schnell legte ich meinem Arm um Emmett und zog ihn näher zu mir. Was sollte ich denn nur machen? Er tat mir so leid! Wenn ich mir so etwas mit Thomas und mir vorstellte, zog sich mein Magen zusammen und mir wurde übel. Ich musste dringend mit Bay sprechen und ihr klar machen, was für ein Glück sie mit Emmett hatte! Er war, nach Thomas natürlich, der beste Freund, den man haben konnte. Er liebte sie wirklich und meinte es mit ihr ernst. Wenn sie das nicht zu schätzen wusste, dann war sie nicht gut genug für ihn, doch ich wusste, dass ihn das dennoch fertig machen würde.

„May, wenn ich dir eines sagen darf: Pass immer auf Thomas auf, dass euch so etwas niemals passiert! Ihr seid ein perfektes Paar und gehört einfach zusammen!" Mir traten Tränen in die Augen.

Ich liebte Thomas wirklich über alles. Und ich wollte, dass Emmett wieder glücklich wurde.

No prejudices! [Thomas Sangster/ Sean Berdy(Switched at birth) FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt