Kapitel 5

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Ein paar Minuten später waren wir schon auf dem Eis und waren ein paar Runden gelaufen. Ich war Thomas anfangs immer ein Stück voraus gewesen. Er hatte gemeint, dass er sich erst einfahren musste und ich hatte das als Ausrede abgestempelt, da ich mir dachte, dass er nicht zugeben wollte, dass er nicht so gut Eislaufen konnte, doch schon ein paar Minuten später hatte er mich überholt und raste immer ein ganzes Stück vor mir her und lächelte mich dann herausfordernd an. Na super! Er konnte wohl auch alles gut! Es war toll, wenn man so gut Eislaufen konnte und wenn man dann auch noch so unverschämt gut aussah, war es doppelt super.

Ich konnte einfach nicht meine Augen von ihm lassen und deswegen passierte es mir ein paar Mal, dass ich fast das Gleichgewicht verloren hatte und den Boden gegrüßt hätte, doch zum Glück konnte ich mich in letzter Sekunde noch fangen.

Außer gerade in einem Moment. Mal wieder sah ich ihn einfach an, musste schmunzeln über seine Blicke, die er mir zuwarf (ich war mir total sicher, dass er mit mir flirtete) und in der nächsten Sekunde bemerkte ich nicht, wie ein kleines Kind aus seiner Bahn meine kreuzte und mit seiner Kufe meinen Schlittschuh berührte.

Ich fing an, wie eine Bekloppte mit meinen Armen zu rudern und mein Gleichgewicht wiederzufinden oder zumindest irgendwo etwas zum Festhalten zu finden, doch Pustekuchen. Dann würde es dieses Mal wohl wirklich der Boden werden.

Doch auf einmal stützten mich zwei starke Arme. Die Schmetterlinge in meinem Bauch konnten mir schon mehr sagen als meine Augen, denn sie wussten sofort, dass es Thomas war, der zu mir geeilt war und mich nun stützte. Ich fand das total süß von ihm, dass er so schnell reagiert hatte, als er gesehen hatte, dass ich kurz davor war, zu stürzen. Das konnte man wirklich nicht von vielen Jungen verlangen.

„Vielen Dank", lächelte ich und lachte dabei auch ein bisschen, zum einen, da ich total verlegen war und zum anderen auch, weil ich es eine lustige Situation fand, wie wir beide nun in einer verkrüppelten Weise dastanden und alle einen Bogen um uns fahren mussten. Ich hob meinen Blick nun auch mal wieder vom Eis und sah ihm in die Augen, die ein wundervolles Braun hatten, welches die Schmetterlinge in meinem Bauch noch verstärkte. Na super, wenn ich jetzt schon so sehr auf ihn abfuhr, wie sollte das denn in Zukunft werden? Ich wusste, dass es noch schlimmer werden würde und ich machte mir Sorgen, dass er es eines Tages bemerken könnte und sich dann denken könnte, was ich denn für eine wäre, die so hyperaktiv war. Das hoffte ich natürlich nicht, denn ich hatte ihn wirklich gern und es würde meiner Psyche nicht gut tun, wenn er sich über mich lustig machen würde.

„Komm, wir fahren ein Stück zusammen. Das wird sicherlich gut klappen", meinte er und half mir wieder auf, anschließend griff er nach meiner Hand und drückte sie fest, zog mich mit seinem Schwung, den er hatte, mit. Ich flitzte an seiner Seite durch die Eishalle und genoss den Augenblick.

Wie ich ihn einfach an der Hand hielt, als wäre es die normalste Sache der Welt und wie wir zusammen rasten, wie wenn uns die ganze Welt gehören würde und wir einfach alles vergaßen. Ich musste in dem Moment an nichts anderes denken als die Tatsache, wie weich seine Hand war und welches Gefühl all das hier in mir auslöste. Es war einfach fabelhaft. Ich wollte, dass dieser Moment nie endete, doch ich wusste, dass er das würde. Dann wollte ich ihn zumindest noch eine Weile hinauszögern, um noch eine Weile einfach glücklich sein zu können und den Moment genießen zu können.

„Macht es dir Spaß?", fragte Thomas und drehte schnell eine Pirouette, sodass er mir gegenüber stand. Ich, in meiner Euphorie, riss meine Arme nach oben und fiel ihm den Hals, drückte ihn an mich, währen ich herzlich anfing zu lachen und versuchte, meinen Herzschlag wieder unter Kontrolle zu bringen. Das war wahrlich nicht so leicht zu schaffen und ich wünschte mir, dass es eines Tages gar kein Problem mehr darstellen würde, da ich dann mit ihm zusammen sein würde und ihm meine Gefühle einfach offen ins Gesicht sagen könnte. Das würde meiner Meinung nach alles erheblich erleichtern und ich bräuchte keine Sorgen mehr haben, doch ich wusste, dass nichts so einfach ging. Ich hasste das und ich hasste das Schicksal, da es mir sehr oft mal einen Streich spielte und genau das Gegenteil von dem machte, was ich eigentlich wollte.

Doch wenn ich daran dachte, dass ich Thomas verlieren könnte, einen Menschen, den ich nach solche einer kurzen Zeit schon so sympathisch fand, dann wurde mir ganz schwer ums Herz. Das durfte auf keinen Fall passieren, das würde ich nicht verkraften.

Es war mal wieder typisch May, wenn ich in solch einer tollen Situation an so etwas dachte, doch das konnte ich nicht ändern. Ich hatte schon schlechte Erfahrungen gemacht und dachte deswegen negativ, sehr negativ, wie man sicherlich gerade bemerkte.

„Möchtest du eine heiße Schokolade trinken? Ich würde die anderen auch mal fragen. Dann können wir uns alle eine kleine Pause gönnen und danach gestärkt wieder loslegen. Was hältst du davon?" Thomas hatte sich aus unserer Umarmung gelöst als er das fragte. Ich hatte eigentlich nicht das Geringste dagegen. Ich würde mit ihm und meinen Freunden zusammen sein und danach würde ich auch noch Zeit für Thomas und mich alleine haben. Das klang sehr vielversprechend.

Nickend und grinsend wie ein Honigkuchenpferd ergriff ich seine Hand und machte mich mit ihm auf die Suche nach den anderen.

No prejudices! [Thomas Sangster/ Sean Berdy(Switched at birth) FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt