#Wer_bin_ich

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Hey meine Freunde!

Gestern habe ich den Film "Julie & Julia" gesehen. Es ist ein wirklich tolles Stück mit Meryl Streep als Julia Child und Amy Adams als Julie Powell.

Aber egal, BACK TO TOPIC.

Die liebe @lifebyyas hat ein Projekt erschaffen, welches ihr oben in der Überschrift sehen könnt. whisped hat mich dazu getagt und ihrem Wunsch möchte ich gerne nachkommen.

Wer bin ich?

Das ist die einzige Frage, die in diesem Projekt dem Teilnehmer gestellt wird.

Für Menschen mit Depressionen, wie ich einer bin, ist diese Frage ganz ganz schwierig. Oder sie war es. Ich kann mich noch daran erinnern, wie ich bei meiner ehemaligen Therapeutin saß und genau darüber gesprochen habe. Ich wusste einfach überhaupt nicht, wer ich bin.

Letztens habe ich ein Brief an die Familie meiner Tante und an meine Großeltern verfasst. Nach zwei Jahren, seit dem ich von meiner Diagnose weiß, habe ich mich (endlich) dazu entschlossen ihnen mitzuteilen, was eigentlich Sache ist. Ich habe große Angst davor, wie sie reagieren.

Ich möchte hier nicht schreiben, dass ich Depressionen habe und nur hören: "Du armes Kind.", nein. Niemanden bringt das etwas, auch wenn ich es zu schätzen wüsste. Es geht mir eher darum, dass ich eben meine Depression bin und ich kann sie auch nicht einfach abschütteln. Ich finde es auch gut, dass die Leser meiner Kurzgeschichten nicht ein langen Blick in dieses Buch hier werfen und das Kapitel "Hirn-Hirn- Hirnsache" nicht lesen. Das ist auf keinen Fall böse gemeint, aber ich denke, dass sie durch ihr "Unwissen" ein anderes Bild von meinen Kurzgeschichten und von mir bekommen. Darüber freue ich mich. Das Kapitel dient eben nicht zur Erklärung an euch, sondern zur Erklärung an mich.

Ich habe mich selbst gefunden.

Ich glaube wenn man diese Krankheit diagnostiziert bekommt, dann ist man vielleicht schon in diesem Strudel aus: Was macht mich aus und wer bin ich. Und man weiß einfach keine Antwort. Bei mir war es immer so, dass wenn wir im Unterricht über uns erzählen sollten, ich nicht wusste, was ich sagen sollte. Ich musste mir sogar merken (!) wer meine Lieblingssängerin/autorin/"hast-du-nicht-gesehen" ist. Ich wusste es einfach nicht.

Meine Lieblingszahl ist übrigens die sechs.

Aber heute geht es mir schon besser und ich weiß eigentlich wirklich, wer ich bin. Ich habe dazu auch ein Kapitel auf "Bruchstücke" verfasst, als ich diese Einsicht bekam. Ich brauchte viel Zeit um mich zu finden und ich brauchte Abstand von meinem zu Hause in Berlin. Ich wohne jetzt mittlerweile anderthalb Monate in Wittenberg und es ging mir nie besser.

Ich bin Marcel und meine Lieblingsblumen sind Dahlien. Warum? Weil sie eine unglaubliche Stärke und Fülle (siehe ihre Blüten) ausstrahlen.

Im Nachhinein finde ich es sehr witzig, dass ich mich in meiner Therapie immer für alles gerechtfertigt habe. Ich weiß noch nicht genau, warum ich das tue und getan habe. Für mich musste es immer einen Grund geben, warum man etwas tut. Bei mir (oh Gott.) zählte kein Spaß. Meine Therapeutin hat mich dann ganz entgeistert angesehen. (Dann haben wir beide gelacht.) Ich lächle immer, wenn ich nervös und aufgeregt bin.

Ich glaube diese "Rechtfertigungsgeschichte" kommt davon, dass ich immer das Gefühl hatte in meiner Schule beobachtet zu werden. (Ich bin nicht paranoid!). Ich war ein sehr komischer (?!) Schüler, der immer die ganze Aufmerksamkeit bekam. Ich kann mich nicht entscheiden, ob ich ein beliebter Schüler oder ein unbeliebter Schüler war. Jedenfalls war ich bekannt und über mich wurde unglaublich viel gesprochen. Ich bin glücklich, dass ich nicht alles weiß.

Ich bin Marcel und ich sammle blaues Geschirr mit weißen Punkten. Meine erste Bestellung war bei "Bürgel". Dort habe ich mir eine Butterdose und vier Eierbecher mit Fuß für 77€ bestellt. Das ist unglaublich viel Geld (XD). Aber hey, ich mag es. Ende September werde ich mir ein Teeservice von Rheinsberger kaufen, für 187,40€. Das steht fest in meinem Terminkalender (!!!!!). Dort habe ich sechs Dessertteller, Tassen, Untertassen, eine Kanne, ein Milchkännchen und eine Zuckerdose. Darauf freue ich mich. Ich mag auch Töpfersachen. Am 24./25.9. ist hier der Töpfermarkt und ich werde mir 100€ beiseite legen. Ich brauche einen braunen Topf für meinen Lavendel im Bad, eine Teekanne, eine Zuckerdose, Mehldose, Keksdose, einen Zwiebeltopf und - und - und. Diese Liste wird glaube ich niemals aufhören.

Ich bin Marcel und manchmal sitze ich auf dem Fensterbrett im dritten Stock, neben meinen roten Dahlien, und lese ein Buch. Einige Leute sehen von unten dann zu mir hoch und dann sage ich "Hallo" und dann sagen sie auch "Hallo". Manchmal sagen sie auch, dass ich nicht springen soll. Ich lache dann immer.

Ich kann diese Liste jetzt unglaublich lange weiterführen, aber ich denke, dass würde dann hier zu lange werden.

Das bin ich, ich bin Marcel.

Meet MarcelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt