Kapitel 7

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,,Ich.. ich habe verloren?" nuschelte ich leise, da ich mir nicht sicher war. Die Zeit, in welcher wir das Probe- und Hauptspiel erarbeitet hatten, verflog viel zu schnell. Draußen war es bereits tiefste Nacht, weshalb meine Augenlider sich auch kaum offen halten konnten. ,,In der Tat." sachte schloss er seine Augen, ehe er seine Karten offen hinlegte, als dachte er, dass ich diese verstehen würde. Als sich seine Augen wieder öffneten, trafen sie direkt auf meine, ehe er lächelte. Durch seine dauerhafte ruhige Art, schien er immernoch hellwach zu sein. ,,Nun kannst du einschlafen, nicht wahr?" Die indirekte Aussage, dass er dies unter anderem getan hätte, um mir eine langweilige Zeit in meiner Kabine zu ersparen, ließ mich sachte lächeln, ehe ich nickte. Mein Körper ließ sich leicht nach hinten fallen, ehe ich das Gleichgewicht verlor und hinten rüber kippte. Bevor ich jedoch auf dem Boden aufprallen konnte, stützte Hisoka meinen Rücken mit seinem rechten Arm, mit welchem er mich wieder nach oben zog. ,,Ist schon gut, du kannst einschlafen." Ohne die Chance zu haben dagegen anzukämpfen, fielen meine Augen schon zu und somit auch mein Bewusstsein.

Eine kühle Priese strich meinen Arm, weshalb meine Augen sich sachte öffneten. Noch verschlafen blickte ich mich um und erkannte das Innere einer Kabine. Ein Fenster war geöffnet, aus welchem auch wenige Sonnenstrahlen in das Zimmer trafen. Nachdem ich teilweise wach war, erinnerte ich mich an letzte Nacht, welche eher einem Traum glich. Hisoka forderte meinen Gefallen ein, um mit mir ein Kartenspiel zu spielen. Mein Kopf wollte wohl mit mir spielen, es muss ein Traum gewesen sein. Was für ein Sinn würde das alles denn sonst machen? Ich fuhr mit meiner Hand durch meine Haare, ehe ich mich erhob und mich schnell für die nächste Prüfung bereit machte, schließlich sollte das Schiff morgens ankommen und die Sonne war bereits zu erkennen.

Beinahe aus meiner Kabine stolpernd, rannte ich den Flur entlang zu dem Sammelplatz im vorderen Bereich des Schiffes, doch anstatt dort alle Teilnehmer zu treffen, traf ich den Kapitän des Schiffes. ,,Nicht so schnell, was rennst du denn so?" Mein Blick wurde wieder sanfter, als ich bemerkte, dass wir uns immernoch in der Luft befanden. ,,Wir sind noch nicht an der nächsten Prüfung angekommen?" Lachend schüttelte dieser den Kopf, worauf er hinaus blickte. ,,Lange dauern tut es aber nicht mehr. Wenn du mich hier nicht mehr rumlaufen siehst, sind wir im Landeanflug." Ein freundliches Nicken meinerseits und ein belustigtes Lächeln seinerseits, entfernten wir uns wieder von einander, ehe ich scharf um eine Kurve in den Flur bog, worauf ich in jemanden rein lief. ,,Ugh sorry, ich habe dich nicht-" mein Atem stockte, als ich mich von der Person leicht entfernte und herausfand, in wen ich genau hineingelaufen war. Es war Hisoka.

Sein charmantes Lächeln ließ das Geschehen verblassen und zog mich in eine ganz andere Welt. ,,Lange geschlafen hast du nicht, wie es scheint. So müde wie du warst.." Er ließ das Ende seines Satzes offen, als er meine erweiterten Augen sah. Einen Moment lang starrten wir uns nur an; ich nervös und überrascht, er ausgeglichen, doch zugleich erfreut. ,,Du schuldest mir noch etwas." Mein Blick versteinerte immer mehr, ohne genau zu wissen, was er meinte. ,,Dein Einsatz. Du hattest gegen mich verloren." Langsam erinnerte ich mich wieder an alle Details, ehe ich zu Boden sah. Ich wollte es ihm nicht erzählen, erst recht nicht in diesem Moment. ,,Du schuldest es mir.." hauchte er plötzlich direkt vor meinem Gesicht, wobei ich zusammenzuckte und er wieder sein sanftes Lächeln aufsetzte. Ich blickte mich um, denn die Gefahr, dass jeden Moment jemand an uns vorbei laufen würde, war mir zu groß. ,,Folge mir." wisperte er, ehe er von mir wegtrat und den Flur entlang lief. Ich war mir nicht sicher warum, aber ich wollte nicht mit ihm alleine sein, erst recht nicht in seiner Kabine, doch an dieser lief er vorbei.

,,Wohin gehen wir?" meine Stimme war wieder sicher und mein nervöses Erscheinungsbild verschwunden, was jedoch nicht bedeutete, dass ich nicht nervös war. Auch wenn ich ihn nur von hinten erblicken konnte, wusste ich, dass er grinste: ,,An einem schöneren Ort, als meine Kabine. Dort wird sich sicherlich auch keiner befinden." Die Art, wie er dies betonte, jagte mir Angst ein, große Angst, weshalb ich stoppte. Ohne mich sehen zu können, stoppte auch er, ehe er sich zu mir drehte und auf mich zu lief, bis ich seinen heißen Atem auf meiner Haut spüren konnte. ,,Einen Ort, wo du es mir sagen kannst, ohne das andere uns dabei zuhören können. Es besteht also kein Grund Angst zu haben." Er legte seine Hände jeweils auf meine Oberarme, mit welchen er sie sachte streichelte und mich zu beruhigen versuchte, doch anstatt mich zu beruhigen, raste mein Herz schließlich. Er lächelte, ließ wieder von mir ab. 

,,Meine Eltern sind der Grund, warum ich Hunter werden will." Sein Lächeln verschwand, ehe seine Augen matter wurden. Ich hielt kurz inne, ehe ich zu Boden blickte. ,,Sie wurden damals getötet.. Und ich will nicht wieder hilflos sein und zusehen müssen, wenn sowas wieder passieren sollte." Mein Blick hob sich wieder und bohrte sich in die immernoch matten Augen von Hisoka. War er etwa sprachlos? ,,Weißt du wer es war?" Seine Stimme war kalt und ernst. Seine sonst so ausgeglichene Art war verschwunden, ehe er auf eine Antwort wartete. ,,Ich sehe ihn immernoch vor mir, jede Nacht. Er sah mich an, ehe er meiner Mutter ein Messer durch ihr Herz stach. Mein Vater wurde von einem anderen Mann getötet, aber ihn habe ich nicht gesehen. Es waren zu viele und es ging viel zu schnell. Das Letzte an was ich mich erinnern kann ist, dass ich mich alleine vor dem brennenden Haus befand."

Erneute Stille herrschte, wobei ich Hisoka ansah, dass er nachdachte. Doch ich brach die unangenehme Stille schnell, ehe er was sagen konnte: ,,Ich sollte gehen, Gon erwartet mich." Was natürlich eine Lüge war, doch ich wollte sowieso zu Gon, also wartete ich auf eine Antwort, welche jedoch nicht kam. Keine Reaktion, weshalb ich mich einfach umdrehte und mich auf den Rückweg machte. Keine zehn Meter später erklang wieder Hisoka's bekannte ruhige Stimme, welche mich zum stehen brachte: ,,Das mit deinen Eltern tut mir leid, aber ich denke du wirst deine Chance zu einer Rache schon bekommen." Erneut wandte ich mich zu ihm, worauf ich ihn leicht wütend ansah. ,,Rache? Ich werde nicht Gleiches mit Gleichem vergelten." Sein Gesichtsausdruck wurde wieder weicher, worauf er einmal nickte und mich mit einem liebevollem Lächeln ansah. Warum ließ ihn meine Aussage lächeln? Hatte er denn gar kein Mitgefühl?

Ohne nochmal darauf zu antworten, begab ich mich weiter auf dem Weg zu Gon's Kabine, an welcher ich auch schnell angekommen war.

Trouble In His EyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt