Kapitel 82

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,,Wie hast du das gemacht?" Die Verwirrung wurde nur noch größer. ,,In der Sekunde als du mich berührt hast, begann ich mich plötzlich glücklich zu fühlen. Wie hast du das gemacht?" Ich starrte nur blank in seine Augen, diese Wärme hat seine Emotion geändert? Mein Blick fiel nachdenkend auf meine Hände, Erinnerungen an meinen Kampf mit Yunri wurden geweckt. Er hatte damals angefangen zu weinen, behauptete ich hätte ihn dazu gebracht. Doch hatte ich ihn damals berührt? Seine Emotion änderte sich von Enthusiasmus zur Trauer in 0,5 Sekunden. Bloß hatte ich mir damals nichts dabei gedacht. Aber nun?

,,Ich glaube ich habe das schon einmal getan." nur ein Hauchen kam über meine Lippen, ich begann zu realisieren was für Kräfte wohl in mir schlummerten. Wenn ich Gefühle so manipulieren konnte hieß es, dass ich in das Unterbewusstsein anderer tauchen konnte, nicht wahr? Ich hatte Zugriff auf so viel mehr. War das meine Sonderart?

,,Bei mir?" Hisoka schien plötzlich skeptisch, habe ich ihn dazu gezwungen mich zu mögen? Angst vor mir selbst breitete sich in mir aus. Es war nicht möglich, ich hatte mir selbst meine Gefühle nicht eingestanden. Warum hätte ich also wollen sollen, dass er mich mögen würde?

,,Nein, bei Yunri.. Ich brachte ihn in der Arena zu weinen." Hisoka schien sich daran zu erinnern, denn sein Blick lichtete sich. Er drückte sich mit seinen Beinen wieder nach oben, lief etwas von mir weg, bis er wieder stehen blieb und sich zu mir drehte. ,,Es muss deine Sonderart sein." Er bestätigte mich nur in meiner Theorie. ,,Das ist gut.. sehr gut sogar." Sein Blick fesselte sich mit meinem. ,,Kannst du spüren welche Emotionen ich gerade verspüre?" Aufgeregt ließ er sich wieder auf dem Bett nieder, streckte mir seine Hand hin. Zögernd ummantelte meine Handfläche seine, ich versuchte mich auf ihn zu konzentrieren. Mein Blick so tief in seinem. 

Ich beobachtete wie seine Pupille sich etwas erweiterte, die Tiefe konnte ich nur erahnen. Ich legte meine linke Hand über meine rechte, hoffte so eher ein Ergebnis zu bekommen.

Plötzlich spürte ich die gewohnte Wärme von seiner Hand in meiner fließen, doch schnell senkte sich die Temperatur und mein Arm wurde von einer Gänsehaut überzogen. Es schien als würde die Kälte bis in mein Herz dringen, ehe es vor meinen Augen schwarz wurde und es sich anfühlte als würde ich fallen.

Farbe kam zurück und ich erkannte den klaren und sonnigen Himmel. Er erstreckte sich über meinen Kopf, als gäbe es kein Ende. Mein Blick fiel etwas nach unten, eine große Blumenwiese und in der Ferne ein paar Häuser, wie eine Art Dorf. Ich kannte den Ort nicht, dennoch schien er so vertraut. Ich blickte noch weiter nach unten, erkannte Hände -nicht meine Hände. Sie waren klein, wie Kinderhände, und mit Blut übergossen. Plötzlich ertönte ein Schrei und das Bild veränderte sich. Ich erkannte das Zimmer von Hisoka in der Heavensarena. Ich erinnerte mich an die Situation, Hisoka wurde von einem jungen Mann bedroht. Er hatte für Izayo gearbeitet, bloß wusste ich damals noch nichts über ihn. 

,,Es wäre eine Schande, wenn jemand erfahren würde, dass eine Amari Nen beherrscht. Nicht wahr?" der Mann lächelte, doch ich lief auf ihn zu, packte ihn an seiner Kehle und drückte ihn gegen die Wand. Es war Hisoka, ich sah die Situation aus seiner Perspektive. Ein schwarzer Schatten huschte über die Erinnerung und ich fand mich in dem Fahrstuhl der Arena wieder. Er hielt auf dem Dach. Wut und Angst füllten meinen Körper. Die Türen öffneten sich und vor mir erstreckte sich pure Dunkelheit, es war Nachts.

,,Ich habe vorhin mit Izayo telefoniert. Er schien nicht ganz von deiner Reaktion überzeugt zu sein." Es war der Mann, der Hisoka zuvor noch gedroht hatte. Er näherte sich mir ein paar Schritte, ehe er fortfuhr: ,,Was ist, wenn ich dir jetzt sagen würde, dass genau jetzt einer von uns die Kleine ermordet?" Meine Muskeln spannten sich an. Hisokas Muskeln spannten sich an.

Erneute Schwärze füllte meine Sicht und endete auf dem Boden des Daches, ich kniete. Vor mir der Mann und ein mir unbekannter Mann. Sie liefen unverletzt zu dem Aufzug, während ich Schmerzen im ganzen Körper spürte. Und alles war voll Blut. Mein Rücken musste mehrere Wunden haben, er fühlte sich warm, aber auch so kalt an. Und das Stechen brachte mich beinahe um den Verstand. Der Schmerz war  nicht weiter zu ertragen, gemischt mit Angst.

Ich entriss Hisoka meine Hand. Er ist dem Mann gefolgt um ihn zu töten. Meine Augen blitzten auf. Ich hatte damals seinen Oberkörper verarztet. Sie kannten meinen Namen und er wollte sie daran hindern es Izayo zu erzählen.. wegen der Krähe. Alles machte plötzlich Sinn. Die Verbindungen waren schon immer da, bloß hatte ich sie nicht erkannt. Wie auch? Hisoka hat ja nie etwas gesagt.

,,Ist alles okay?" Hisoka klang erneut skeptisch. ,,Du hast damals versucht mich zu beschützen." Ich zeigte keine bestimmte Emotion, es war eher wie eine gleichgültige Feststellung. ,,Tatsächlich habe ich das schon sehr oft getan. Aber wovon redest du?" Mein Blick traf wieder auf seinen: ,,Der Mann damals in der Heavensarena.. er wusste wer ich war." Hisoka schwieg. ,,Und du hast versucht ihn zu töten. Du hast versucht beide zu töten, damit sie es nicht Izayo sagen würden." Seine Augen weiteten sich plötzlich. ,,Unglaublich." Er strich sich durch seine Haare, lächelte etwas. 

,,Du kannst auch auf Erinnerungen zugreifen." Ich war mir nicht sicher, ob ich genauso davon begeistern sein sollte wie er es war. Doch sagte ich nichts dagegen. ,,Eine Veränderung von Erinnerungen würde alles verändern, Nora." Er klang als hätte er gerade die Gravitation entdeckt. Alles was er für mich getan hat, schien ihm selbst nicht mehr so wichtig zu sein. Wie hatte ich es auch vergessen können, er ignorierte stehts die Vergangenheit.

Nie sprach er darüber, doch wusste ich es. Die blutigen Kinderhände in seiner Erinnerung.. es waren seine. Ich wollte nicht wissen was er alles erlebt hatte, durch welche dunklen Zeiten er allein gehen musste. Es war bloß rein logisch, dass er sich so von seiner Vergangenheit abkapselte. Nur wünschte ich, er würde unsere vergangenen Tage nicht auch so verdrängen. Ich wünschte, dass es ihm besser gehen würde, denn er war noch immer verwundbar. Vielleicht war das auch der Grund, wieso er mich auf einmal los werden wollte.

Nach all der Zeit erging es ihm friedlicher.. und es hatte ihn mit Verunsicherung gefüllt.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 01, 2020 ⏰

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