Kapitel 5

3.9K 205 32
                                    

,,Wir werden wohl morgen früh an unserem Zielort ankommen, bis dahin habt ihr Zeit euch auszuruhen." Erklang eine hohe männliche Stimme durch die Lautsprecher des Luftschiffes, nachdem wir uns alle am Bord des Schiffes eingefunden hatten. ,,Wir sollten uns schlafen legen." riet Kurapika, worauf wir ihm zustimmten, doch Tonpa, der Mann welcher uns das vergiftete Getränk gegeben hatte, mischte sich ein: ,,Es kann natürlich sein, dass dies auch nur eine Probe ist und wir viel eher da sein werden. Somit würdet ihr die Prüfung dann verschlafen und so disqualifiziert werden." Leorio, welcher ohnmächtig war, als ich erwähnte, dass sein Getränk vergiftet war, meldete sich sofort zu Wort: ,,Oh man, er hat völlig recht. Wir sollten uns abwechseln und-" ,,Er will uns nur verhindern, damit wir die Prüfung nicht bestehen. Wenn wir übermüdet sind, wird es uns schwerer fallen." unterbrach ich ihn, ohne Tonpa direkt zu verraten. ,,Ich denke, dass er das nicht extra macht. Du solltest wirklich aufhören andere direkt zu verurteilen." Ich war kurz davor ihm von dem Gift zu berichten, ehe jemand weiteres sich einmischte.

,,Tonpa." Diese ruhige und wundervolle Stimme, welche seinen Namen jedoch nicht melodisch ausklingen ließ. Der dickere Mann zuckte zusammen, bevor er sich umdrehte und Hisoka an einer Wand lehnend erblickte. Auch unsere Blicke drifteten zu ihm, was er in vollen Zügen genoss. ,,Vergiss es, sie wissen es schon. Ich habe es ihnen gesagt." Hisoka's liebevoller Gesichtsausdruck, ließ trotz allem Tonpa erfrieren. ,,Seit wann hilfst du anderen?" Tonpa bereute schnell seinen ungewollten provokanten Ton, als Hisoka seine noch zuvor geschlossenen Augen öffnete und ihn ansah. ,,Jede Freundlichkeit beruht auf Gegenseitigkeit. Eine Regel, welche deine Eltern wohl vergessen haben dir beizubringen." Er schluckte, sah nervös zu Boden: ,,Es tut mir leid. Ich werde jetzt auch gehen müssen, also dann.." Er sah wieder auf, lächelte kurz und flüchtete vor Hisoka's Blick in einem Flur.

,,Es befand sich Gift in euren Getränken." hauchte Hisoka letztendlich, wobei seine kühlen Augen zu dem unwissenden Leorio sahen, welcher ihn schockiert ansah. ,,Dann vielen Dank, echt. Das war echt nett von dir-" grinste Leorio und sprach darauf los, ehe ich ihm in die Seite stieß. ,,Wir sollten uns jetzt schlafen legen, morgen wird sicherlich ein anstrengender Tag." Die Art wie er mir dabei zuhörte, ließ Gänsehaut auf meinem Körper entstehen, ehe er zustimmend nickte. Gon, Killua, Kurapika und Leorio waren bereits auf dem Weg zu ihren Kabinen, als ich weiterhin da stand und Hisoka's charmanten Gesichtsausdruck erblickte. ,,Du solltest dich auch ausruhen." Meine fürsorgliche Art half mir immer einen kühlen Kopf zu bewahren. Sei Hisoka doch gefährlich, im Grunde genommen war er ein Mensch, genauso wie ich und jeder anderer der Teilnehmer. Man sollte nicht zu viel befürchten.

Er schloss erneut seine Augen, ehe er seinen Kopf leicht in seinen Nacken legte und sich somit mehr an die Wand lehnte. Seine Lippen formten ein Grinsen, welches ich nicht recht deuten konnte. ,,Du brauchst dir um mich keine Sorgen zu machen." Seine Augen öffneten sich wieder leicht, ehe er sich aufrichtete und langsam in meine Richtung lief. Neben mir stoppte er kurz und blickte zu Boden:,,Aber ich werde deinem Rat nachgehen." Er setzte seinen Weg fort und verschwand in einer der Kabinen. Ein mulmiges Gefühl durchbohrte mich, was seine Art schuld war. Die Art wie er sprach, die Art wie er mich ansah, sogar die Art wie er lief. Er war so ausgeglichen und ruhig, dass ich beinahe den Vorfall mit Gon vergessen hätte.

Nun begab auch ich mich in den Flur, doch anstatt in meine Kabine zu gehen, lief ich ihn weiter geradeaus, ehe ich an eine Fensterfront ankam, an welcher sich auch Killua und Gon befanden. ,,Wollt ihr nicht schlafen?" ,,Nö, wir sind nicht müde." antwortete Killua trocken, worauf ich sie schief ansah. In deren Alter bin ich jeden Tag um neun Uhr abends ins Bett gegangen, warum waren sie also immernoch so wach? Selbst ich wäre unter normalen Umständen jetzt schlafen gegangen, doch Hisoka ging mir nicht aus dem Kopf. Ich wusste nicht recht, was ich von ihm halten sollte. ,,Du scheinst jedoch müde zu sein." erklang nun Gon's gut gelaunte Stimme, weshalb ich mein Gesicht verzog. ,,Achja?" ,,Du hast total die Ränder unter den Augen." antwortete mir nun Killua was mich nicht wirklich aufheiterte. Ein Seufzen entwich mir. ,,Ich kann glaube ich nicht schlafen." ,,Ist es wegen Hisoka? Weil wenn ja, dann übertreibst du voll." erklang erneut Killua's leicht gelangweilte Stimme. Warum musste Killua nur immer so mies gelaunt sein? ,,Ich verstehe dich schon. Du hast Angst wegen diesem Gefallen, den du jetzt Hisoka schuldest." Gon sah mich traurig an, ehe er langsam auf mich zu schritt und seine Arme um mich legte: ,,Vielen Dank, dass du das für mich getan hast." Ein Lächeln erwachte, eine Träne kullerte. Emotionaler Mensch will gerade nicht nach Aufmerksamkeit schreien. 

,,Na dann versuche ich doch zu schlafen.. ich bin echt übermüdet." lachte ich leicht, wobei ich mir die Träne wegwischte. ,,Mach das, wir sehen uns morgen." Mit einem Lächeln verabschiedete ich mich und lief den Flur wieder zurück, ehe ich an Hisoka's Tür ankam. Ich hielt inne. Hinter seiner Tür erfüllte plätscherndes Wasser die Stille des Raumes, ehe es verstummte. Ich hielt die Luft an, bevor ich mich entschloss leise weiterzugehen, doch eine Stimme brachte mich dazu wieder versteinert stehen zu bleiben: ,,Du kannst reinkommen." Es war Hisoka, welcher nach mir verlangte. Aber wie hatte er mich gehört? Ohne jegliche Reaktion, blieb ich einfach nutzlos stehen, denn vielleicht hatte er mich ja noch gar nicht gehört, sondern nur so ein Gefühl gehabt, dass ich vor seiner Kabinentür stehen würde. Ich befürchtete jedoch, dass er nachgucken kommen würde, weshalb ich mich mit leisen Schritten von seiner Tür fort bewegte.

Ehe ich jedoch weiter als ein paar Meter mich entfernen konnte, ging seine Tür auf, ehe seine ruhige Stimme mich wieder aus der Realität holte: ,,Du brauchst nicht zu gehen." Mit einem Schwung drehte ich mich zu ihm um, nur um einen halb nackten Hisoka zu erblicken. Seine nassen Haare hingen ihm halb ins Gesicht, ehe er sie mit seine rechten Hand nach hinten streifte. Meinen Augen fiel es schwer nicht auf seinen Oberkörper zu starren, doch mit Mühe blickte ich ihm in die Augen. Mein Anblick erfreute ihn sicher, da ich wohl an einer Mischung aus einem Kitz und einer Tomate erinnerte, doch ließ er sich nichts anmerken. ,,Ich würde mich sehr über deine Gesellschaft freuen, Nora." Da war sie wieder. Die melodische Art, wie er meinen Namen aussprach. Nervös hätte ich darauf los gestottert, doch ehe ich dazu kam, streckte er seine Hand nach mir aus. Leicht irritiert sah ich zu ihm auf, wusste nicht genau was er wollte. 

,,Nun komm schon. Du kannst doch sowieso nicht schlafen." Als hätte er meine Gedanken gelesen, lächelte er mich selbstsicher an. Er nahm mir somit auch meine einzige Ausrede die mir einfiel, weshalb ich einfach nachgab und meine Hand in die seine legte. Ein leichtes Schmunzeln formte sich auf seinen Lippen, ehe er mich in seine Kabine begleitete und die Tür hinter sich wieder in das Schloss schubste.

Trouble In His EyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt