The broken Mate

Tränen schmecken salzig(K1)

👆Amal

Und da sitze ich wieder. Auf dem Boden an meiner Tür gelehnt und stumm laufen mir die Tränen an meiner Nase vorbei, direkt in mein Mund. Ich schau an mir herunter. Meine Kleidung zerissen, durch die Schläge die ich über mich ergehen lassen musste. Ich hab Angst in den Spiegel zu schauen, weil ich weiß was er mit mir gemacht hat. Mir wieder angetan hat. Ich will nicht in den Spiegel schauen. Ich hasse es. Ich hasse Ihn.

Ich hasse mich.

Und trotzdem mache ich es immer wieder. Ich versuche aufzustehen und ignoriere meine Schmerzen. Sowohl körperlich als auch seelisch. Mein Blick ist die ganze Zeit auf den Boden gerichtet bis ich vor dem Spiegel stehe. Ich atme tief durch und schaue nach vorne. Was ich sehe ist für mich nichts erschreckendes.
Mein Auge blau- lila.
Meine Lippe aufgeplatzt.
Und die kleine Narbe unter meinem Auge, die mich immer dran erinnern soll, dass Wunden mit der Zeit heilen, aber Narben immer bleiben.

Ich betrachte mich genauer im Spiegel und fange an zu lächeln. Obwohl mein Name Amal ist bin ich ein hoffnungsloser Fall. Amal ist ein arabischer Name und bedeutet Hoffnung. Das ich nicht lache.
Hoffnung. Die hab ich schon längst verloren.

Ich schaue noch mal in den Spiegel und lächel wieder. Du schaffst das schon spreche ich mir selbst Mut zu. Wer, wenn nicht Du versuche ich es weiter.
Ich schau auf die Uhr und bemerke, dass es Zeit ist Essen zu machen weil die Pfostengeburt sich ja zu fein dafür ist.
Ich laufe die Treppen runter und bemerke wie mein Handy vibriert. Ich hols aus meine Hosentasche und sehe, dass es in der WhatsApp Gruppe ist. uhhh ich verdrehe meine Augen. Ich hasse WhatsApp Gruppen. Ich bleibe kurz stehen und öffne diese. Die WhatsApp Gruppe besteht aus 5 Jungs und 4 Mädels, mit mir. Alles meine Freunde die mir vertrauen und ich Ihnen. Ich weiß über alle alles aber umgekehrt sieht es nicht so aus. Sie denken zwar dass ich Ihnen alles erzählen würde aber mein Geheimnis soll auch meins bleiben.

Ich schaue mir an was sie so geschrieben haben. Sie fragen alle wie es mir geht und ob ich mich schon freuen würde wegen morgen. Morgen ist der letzte Tag in der Schule für mich und morgen ist auch meine Abschiedsfeier nur unter uns 9. Ich schreibe schnell dass es mir gut geht und das ich mich schon riesig wegen morgen freue. Sie reden noch ein bisschen in der Gruppe und fragen mich was ich mache. Ich schreibe schnell, dass ich mich langweilen würde und jetzt schlafen gehe. Ich wünsche allen noch eine schöne Nacht und Sperre mein Handy. Ihr müsst wissen, dass ich morgen umziehe und deswegen meine Freunde für mich eine Abschiedsfeier organisiert haben. Ich war am Anfang nicht so begeistert aber ich wollte Ihnen noch ein letztes Mal eine Freude machen bevor ich für immer gehen werden und sie mich nie wieder sehen werden. Sie meinten zwar, dass wir in Kontakt bleiben würden aber daran glaube ich nicht. Dafür ist die Entfernung viel zu groß. Ich bin der Meinung, dass man sich nach ner Zeit einfach auseinander lebt.

Ich gehe in die Küche mach schnell das Essen und geh wieder nach oben. Ich schaue schnell noch mal in das Zimmer meines Bruders. Er schläft wie ein ganz normales Junge, obwohl ich weiß das es nicht so ist, wünsche ich mir für ihn nur ein normales Leben. Er musste schon so viel mitmachen. Er ist und war schon immer für mich da. Einmal ist er zu mir ins Zimmer gekommen. Ich saß auf dem Bett und hab stumm geweint. Er ist reingekommen, hat sich zu mir auf das Bett gesetzt und mich einfach in den Arm genommen. Er hat mir meine Tränen weggewischt und hat dann selbst angefangen zu weinen. Ich musste lächeln da es in diesem Moment sowohl traurig als auch lustig war. Danach wichte ich ihm die Tränen weg. Wir haben uns zusammen in mein Bett gelegt und sind zusammen eingeschlafen. Ich wüsste nicht was mein Leben ohne ihn wäre.

Er hat sich noch nie an ihm vergriffen. Soweit habe ich es nie kommen lassen.

Ich gehe schnell rein, gib ihm einen Kuss auf die Stirn, flüstere ihm noch schnell ins Ohr, dass ich ihn lieb habe und mache mich auf direktem Weg in mein Zimmer. Ich gehe in das Bad und versorge meine Wunden. Dieses Mal ist es nicht so schlimm wie sonst. Ich mache mich bettfertig und auf den Weg zu meinem Bett. Du musst schlafen hör ich wieder in meinem Kopf. Manchmal finde ich es schon komisch aber wenn ich mir mein Leben anschaue, kommt es mir wieder normal vor. Es kommt mir so vor, als wäre jemand in meinem Kopf um mir durchs Leben zu helfen. Jemand, oder etwas, dass mit mir durch dick und dünn geht. Etwas das mich hochzieht wenn ich unten bin. Mir immer wieder Mut zu sprich. Es hört sich so komisch an. Manchmal, wenn ich mich richtig konzentriere, kann ich sogar Bruchteile Gedanken anderer lesen. Das geht aber immer nur kurz da ich dadurch so starke Kopfschmerzen bekomme, dass mir schwindelig wird und ich für eine kurze Zeit schwarze Punkte vor meinen Augen sehe. Manchmal, wenn ich es übertreibe, falle ich sogar in  Ohnmacht. Ich habs meinem Bruder erzählt. Er meinte  es wäre so cool  und er wünsche sich, er könnte dasselbe. Manchmal trainieren wir es sogar zusammen. Ich habe ihm gesagt er soll es für sich behalten und das es  unser kleines Geheimnis sei.

Für sein Alter ist er so erwachsen im Kopf. Aber wen wunderts bei den Umständen. Ich liebe ihn so wie er ist aber ich wünschte er hätte eine schöneres Leben gehabt. Wie ganz normale Jugentliche, sich für Mädchen zu interessieren oder für was sich Jungs in seinem Alter interessieren. Er ist viel zu erwachsen, auch wenn nur im Kopf. Er sollte sich nicht um mich kümmern, sondern ich um ihn. Aber so wie es ist, ist es am besten. Wir haben uns und das reicht. Der eine kümmert sich um den anderen.

Während ich über mein Leben nachdenken fallen mir langsam die Augen zu. Und das letzte woran ich denke ist, ob diese Leere in mir irgendwann verschwindet.

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Und?