Es ist wie es ist (K2)

925 32 5
                                    

Ich schau hoch auf das riesen Haus. Mein Bruder auf meiner rechten. Ich gucke zu meinem Bruder, schau mir noch mal das Haus an, atme einmal tief ein und aus und betrete gemeinsam mit meinem Bruder das Haus.

Wir sind heute angekommen. Wir haben uns zum Glück alleine auf den Weg hierher gemacht, sonst wäre eigentlich Er dabei gewesen aber es kam irgendwas wegen der Arbeit dazwischen und deswegen ist Er leider nicht hier. Da es Samstag ist habe ich noch keine Schule und mein Bruder auch nicht. Er ist in der zehnten Klasse. Ich hoffe, dass er hier neu anfangen kann. Er ist auf einer Privatschule. Nicht so wie ich. Ich muss auf eine öffentliche Schule da Er der Meinung ist, dass ich es nicht wert wäre. Genauso wenig Geld bekomme ich auch von ihm. Also nichts. Er ist der Meinung, dass es mir eine Ehre sein sollte die gleiche Luft wie er atmet sie dürfen und ich nicht so undankbar sein solle, weil ich ein Dach über dem Kopf hab. Jetzt wo ich darüber nachdenke wäre es eigentlich besser mir direkt einen Job zu suchen. An sich habe ich eigentlich Geld. Also das Geld, dass mir meine Mutter vererbt hat. Davon weiß Er  aber nichts und das soll auch so bleiben. Trotzdem würde ich gerne das Geld nicht ausgeben, da es einer der letzten Erinnerungen an meine Mutter ist. Ich trage noch eine Kette von ihr, die sie mir kurz vor ihrem Tod in die Hand gedrückt hat. Es ist ein Halbmond das zum Ende hin immer spitzer wird.
Ich erinnere mich, als wäre es erst gestern gewesen. Sie lag in meinen Armen und ich konnte nichts tun. Ich habe mich so nutzlos, so hilflos gefühlt. Er meint, dass ich hätte sterben sollen und nicht sie. Er konnte mich noch nie leiden. Er hat sich schon immer einen Jungen gewünscht. Genau aus diesem Grund wird mein Bruder so bevorzugt. Es ist OK. Ich habe mich damit abgefunden und bin froh, dass mein Bruder nicht das gleiche erleiden musste wie ich.

Ich habe es einfach nicht verdient glücklich zu sein.

Ich schüttel mein Kopf um auf andere Gedanken zu kommen und schaue mich genau um, um mir jedes Detail zu merken. Ich bin ein Beobachter Typ. Ich beobachte erst und danach, wenn mir dann noch was unklar ist, frage ich.
Eine Bedienstete kommt uns entgegen und führt uns zu unseren Zimmern. Unsere Zimmer sind nebeneinander. Sobald ich mein Zimmer betrete, mache ich mich an die Arbeit und räume meine Sachen ein. Nachdem ich fertig geworden bin, gehe ich rüber in das Zimmer von meinem Bruder und helfe ihm beim einräumen. Als wir fertig waren habe ich ihm vorgeschlagen eine Runde in der Stadt zu drehen. Ethan, so heißt übrigens mein Bruder, meinte darauf  "Das wäre echt cool. Können wir vielleicht noch Eis essen gehen?" ich lächle ihn an und sage " du weißt doch, dass ich dir nichts abschlagen kann". Und das stimmt auch. Zu jedem kann ich nein sagen, nur nicht zu ihm.

So kam es, dass wir in einem Eiscafe sitzen. Ethan, mir gegenüber, verschlingt mit einem Lächeln im Gesicht sein Eis, während ich aus dem Fenster schaue und ab und zu einen Schluck von meinem Kakao nehme. Warum Kakao? Ich hasse Kaffee.

Mein Bruder schaut sich im Cafe um. Wenn ich ihn so betrachte fällt mir mal wieder auf wie hübsch er ist. Ich schaue mich noch mal im Cafe um und bemerke wie viele Mädchen zu uns schauen bzw. meinen Bruder anschmachten. Er jedoch beachtet keine von ihnen. Er schaut zu mir hoch und lächelt mich an. Ich lächle ihm zurück und schaue mich noch mal im Cafe um. Ich bemerke wie mich die Mädchen eifersüchtig anschauen. Die denken wirklich ich wäre seine Freundin. Genervt von soviel Dummheit, schaue ich wieder aus dem Fenster.

Unterhalten tun wir uns nicht. Wir versuchen diese Ruhe zu genießen, wobei ich diese ruhigen Momenten nicht mag. Ich meine damit nicht, dass Beisammensein mit meinem Bruder oder das Lächel, dass er hat wenn er sein Eis so verliebt anschaut, sondern wenn ich in so ruhigen Momenten bin habe ich zu viel Zeit über mein Leben nachzudenken. Diese Momente hasse ich. Ich denke darüber nach, was mir bis jetzt passiert ist. Und ich denke darüber nach, wann ich angefangen habe nichts mehr zu spüren. Nichts mehr zu fühlen. Ich denke über diese Leere nach. Ich weiß, dass ich noch fühlen kann, da ich Ethan über alles liebe, aber die Frage ist, ob ich es nur bei Ethan kann oder ob jemals jemand meinen Schmerz verstehen kann oder diese Leere verschwinden lassen kann. Jemand der das Loch füllen kann. Ich hatte schon, seitdem ich denken kann, ein kleines Loch, dass sich sehnte von Vaterliebe gefüllt zu werden. Aber seitdem meine Mutter tot ist, vergrößert sich das Loch mehr und mehr. Ethan hilft mir, aber er wird es niemals ausfüllen können. Dafür ist es zu groß. Ich weiß, dass er auch unter dem Tod insurer Mutter leidet, jedoch weiß er genau so gut wie ich, dass ich weniger damit klar komme als er. Vor allem weil ich bei ihrem Tod dabei war. Ich kann meistens nachts nicht schlafen und wenn ich dann einschlafe, werde ich von Albträumen heimgesucht. Deswegen bin ich die meiste Zeit müde und ausgelaugt. Ich wache mitten in der Nacht auf und schrei mir die Seele aus dem Leib. Mein Bruder kommt dann immer rüber und versucht mich zu beruhigen aber die Bilder tauchen immer wieder vor meinen Augen auf.

Ich wurde von einer Gruppe Jugendlicher abgelenkt. Es müssten insgesamt 10-12 sein. Ich beobachte sie vom Inneren des Kaffees, wie sie vor dem Fenster indem ich sitze, diskutieren. Ich höre zwar nichts aber es sieht sehr wichtig aus worüber sie diskutieren. Sie schauen sich noch einmal verzweifelt um und teilen sich dann auf. Es muss wohl sehr wichtig sein wonach Sie suchen. Ich wurde durch Ethan wieder ins Hier und Jetzt zurück katapultiert als er mich an der Schulter antippt."du hast mir nicht zugehört oder" ich schaue ihn verwirrt an und schüttel mein Kopf. Er fängt an zu lachen und sagt"  ich würde gerne bezahlen" er schaut mich weiterhin an und ergänzt" beides". Diese Diskussion führen wird jedes Mal. Mein Bruder besitzt eine Kreditkarte von meinem Vater. Eigentlich soll er sie nur für sich selbst benutzen aber er benutzt sie eher für mich als für sich. Meistens protestiere ich, da ich kein Geld von meinem Erzeuger möchte. Aber dann denke ich mir wieder, dass ich das als Bruchteil einer Entschädigung annehmen sollte. Ethan meint immer, dass wäre das Mindeste was er selbst machen könnte, da ich ihm verboten habe etwas zu unternehmen. Er wollte schon öfter mit meinem Erzeuger reden. Meistens wollte er ihn einfach nur schlagen aber das würde nur Nachteile für ihn mit sich ziehen. Also habe ich ihm verboten irgendetwas zu unternehmen und ihm gedroht nie wieder ein Wort mit ihm zu reden, falls er es doch machen sollte. Und deswegen hat er es zur seiner Aufgabe gemacht, mir alles zu kaufen was ich möchte, mit dem Geld meines Erzeugers.

Ethan hasst Ihn. Er hasst ihn dafür was er mir angetan hat. Dafür was er mir antut. Es passiert meistens wenn Ethan nicht da ist oder wenn er schon am schlafen ist.

Immer noch in Ethan's Augen schauend nicke ich. Er hätte es eh gemacht, auch ohne mein Einverständnis. Als er dann bezahlt hat, machen wir uns Arm in Arm auf den Weg zu dem Haus. Ein Zuhause würde es nicht für mich werden. Wenn man normalerweise sein zuhause betritt, hat man das Gefühl zu Hause zu sein. Bei mir ist das jedoch nicht der Fall. Und ich würde auch stark behaupten, dass es bei Ethan Genau so ist.

Ich schau mich noch mal um, nach der Gruppe von Jugendlichen, aber fand keinen mehr von ihnen. Ich nehme mal an sie haben das gefunden, wonach sie gesucht haben. Während wir Arm in Arm durch die Stadt laufen, kuschel ich mich noch enger an Ethan.

Plötzlich spüre ich ein Kribbeln hinten auf meinem Nacken. Es fühlt sich so schön an aber auch komisch. Sowas hatte ich noch nie. Ich fasse mir hinten an den Nacken aber fühle nichts. Mein Bruder schaut mich fragend an aber ich lächel ihm nur leicht zurück." Können wir ein bisschen schneller laufen? mir ist kalt". " klar doch. Wenn Du möchtest kann ich dir auch meine Jacke geben" sagt er mir und schaut mich besorgt an. Ich verneine und meinte nur, dass es gehen würde wenn wir uns beeilen würden.

Am Hause angekommen trennen sich unsere Wege. Jeder geht in sein Zimmer. Ich mache mich bettfertig und leg mich in mein Bett. Ruh Dich aus du brauchst Schlaf höre ich wieder diese Stimme. Und ohne noch weiter über diese Stimme nachzudenken, lege ich mich in mein Bett und meine Auge fallen mir direkt zu.

...............
1482 Wörter

Und??

The broken MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt