Treffen-Caya

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Ich glaube es einfach nicht! Meine beste Freundin und mein Zwillingsbruder. ich war ganz klar sauer auf sie. Warum hatten sie es mir nicht einfach ehrlich gesagt? Ich hätte ihnen schon nicht den Kopf abgerissen. Obwohl mich das ganze schon ärgerte. Ich meine Mila ist meine beste Freundin und hat gefälligst ihr Finger von meinem Bruder zulassen, anderer Seits kenne ich meinen Bruder einfach nur zu gut. Es war wahrscheinlich von ihm ausgegangen und Mila hatte einfach nur schon zu viel Intus um Nein zusagen. Trotzdem würde ich erst mal kein Wort mit ihnen wechseln. Das hatten sie sich jetzt so eingebrockt.

Am Freitag Nachmittag traf ich mich mit unserer Mutter in einem kleinen Cafe in der Innenstadt unsere Kleinstadt. Ich war ganz schön aufgeregt und wusste nicht wirklich was ich davon erwarten sollte.

Meine Schritte hörte ich auf dem nassen Pflaster und meine Nervosität wurde einfach nicht weniger. Ich hatte schon fast Angst davor ihr zu begegnen. Ich wusste schließlich nicht wirklich wie sie drauf war.

Ich atmete noch einmal tief durch bevor ich die Klinke der Tür zum Cafe runterdrückte, als ich die Tür öffnete schlug mir warme stickige Luft entgegen. Froh aus der Kälte raus zu seien trat ich ein und suchte mit den Augen nach ihr. Ich hatte schon fast Angst sie wäre nicht da oder ich wäre zu früh, da erblickte ich sie.

Sie saß allein an einem Tisch am Fenster mit blick nach draußen und einer Tasse Kaffee oder Tee vor sich, das konnte ich auf diese Distanz nicht erkennnen. Ihr Blick richtetet sich in meine Richtung und sie lächelte mich an, als sie mich sah. Abhauen ging jetzt also nicht mehr, zu mal ich vorgeschlagen hatte, dass wir uns hier treffen. Ziel sicher steuerte ich nun auf sie zu und öffnete den Reißverschluss meiner Jacke.

"Hallo" begrüßte ich sie schüchtern lächelnd. Sie schenkte mir ein unglaublich warmherziges Lächeln "Hey". Ich zog meine Jacke aus und hängte sie über die Stuhllehne. "Wollte Bengt nicht mit?" fragte sie. "Ich hab ihm gar nicht von dem Treffen erzählt. Er hätte erstens nur versucht es mir auszureden und zweitens haben wir momentan Streit" erklärte ich. Sie nickte und sah mich interessiert an "Warum habt ihr streit?". Ich zögerte erst, aber sie kannte weder Mila noch Bengt richtig, also konnte ich es ihr doch erzählen oder? "Bengt hat mit meiner besten Freundin geschlafen und sie haben es nicht für nötig gehalten mir das zu sagen!". "Oh" entfuhr es ihr Überrascht. "Wie hast du davon erfahren?" fragte sie. "Ihr kleiner Bruder hat mitbekommen, wie sie drüber geredet haben und konnte seine Klappe nicht halten". Ihre grünen Augen lagen Mitleidig auf mir. "Was möchtest du trinken?" fragte sie wahrscheinlich um von dem Thema weg zukommen. "Wasser" antwortete ich und sie winkte einen Kellner ran. "Wir hätten ganz gerne noch ein Glas stilles Wasser" der Herr nickte und schrieb es sich auf. Ich sah sie verwirrt an. Woher wusste sie, dass ich nur stilles Wasser trinke? Sie legte den Kopf schief und entgegnete lächelnd meinen fragenden Blick. "Woher wusstest du......?" sie unterbrach meine Frage. "Das mit dem Wasser?" ich nickte. "Du erinnerst mich sehr an euren Vater in seinen jungen Jahren und er hat eigentlich nur stilles Wasser getrunken, außer auf Turnieren, die hat er nicht ohne Energiedrinks überlebt" erzählte sie mit einem belustigten Lächeln auf den Lippen. Dann wurde sie wieder ernst "Manchmal vermisse ich ihn und frage mich was anders gewesen wäre, wäre ich nicht einfach verschwunden" gab sie zu. "Du hattest ja noch andere Beziehungen, auch in der Zeit?" ich klang eher wie eine Reporterin, als wie eine Tochter die ihre verschollen geglaubte Mutter wieder sieht. "Ja. Du hast wahrscheinlich gelesen, dass ich recht lange erst mit einem Deutschen zusammen war, dann mit einem Dänen und schließlich mit einem Italiener. Egal was ich versucht habe....Jo war immer da und es tat weh zu wissen, dass er vielleicht inzwischen jemand anderen liebt. Roberto, also der Italiener fing irgendwann von wegen heiraten und Kindern an und für mich war ab dem Punkt die Beziehung vorbei. Ich musste einfach an euch denken, habe oft wach gelegen und überlegt wie es euch geht und was ihr jetzt macht." erzählte sie mit einem unglaublich traurigen Blick "Hast du ihm von uns erzählt?" Sie schüttelte den Kopf "Nein. Er hätte wahrscheinlich schon am nächsten Tag bei euch vor der Tür gestanden.... ich wollte mich früher melden, aber ich hatte ganz ehrlich Angst davor Jo unter die Augen zutreten, nachdem was ich ihm angetan habe." Ich streckte eine Hand aus und griff reflexartig nach ihrer Hand. Sie schenkte mir wieder ein Lächeln, jetzt jedoch ein eher trauriges und schuldbewusstes. Ich wollte sie irgendwie weider aufbauen. Sie tat mir da einfach nur Leid. "Naja genug von mir! Was macht die Schule?" ihre Augen lagen wieder auf mir. "Sie läuft, mal mit guten mal mit schlechten Noten?" Sie musste darüber lachen, dass ich es so fragend formulierte. "In welcher Klasse seit ihr jetzt?" Ihre Frage irritierte mich etwas. Das konnte sie sich doch eigentlich ausrechnen und sie hatte jawohl Bengts Bewerbung gelesen oder zumindest überflogen "EF....ähm also 10." antwortete ich trotzdem. "Wie schnell die Zeit vergeht, besonders wenn man nie da war." murmelte sie wohl mehr zu sich selbst als zu mir. Dann lächelte sie wieder.

Wir redeten noch einige Zeit und ich hatte das Gefühl sie nun etwas besser zu kennen. Allerdings schien sie auch das was sie getan hat wirklich zu bereuen. Auch schien sie Papa noch ziemlich hinterher zu trauern. Vielleicht hatten sie ja wirklich noch eine gemeinsame Chance. Ich würde es ihnen zumindest Wünschen.

"Wo warst du?" wurde ich von meinem Bruder begrüßt. Ich ignorierte ihn und ging demonstrativ die Treppe hoch. Er konnte mich mal. "Bohar! Caya? Was ist dein Problem?" ging er mir einfach nach. "Was mein Problem ist?" ich drehte mich wütend zu ihm um. "Du bist mein Problem! Du bist schuld, dass Mila und ich nicht mehr befreundet sind!" Er bauchte wohl etwas um zu verstehen, denn er starrte mich einfach nur schockiert an. "Sorry Schwesterherz. Wir hätten es dir sofort sagen sollen" er sah mich mit diesem Typischen Bengtblick an, der mich immer dazu bringt ihm alles zu verzeihen. "Dann wäre ich vielleicht nur halb so sauer gewesen und du musst mich gar nicht so ansehen! Ich verzeihe dir nicht so schnell!" pampte ich und ging die Treppe weiter hoch ohne mich wieder nach ihm umzudrehen.

Jetzt musste ich mir nur noch etwas für das Wochenende einfallen lassen. Papa und Opa sind in Schweden zum Training, das hieß ich würde wahrscheinlich Zeit mit Oma verbringen. Immer noch besser, als mit meinem Testosteron gesteuerten Arsch von Bruder. Obwohl sie wollte auf eine Fortbildung. Scheiße! Bleibt, dann doch nur mein Bruder.....

Fucked Up!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt