Verräterin-Bengt

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Caya ist sauer auf mich. Na super.... Ich kann echt was besseres gebrauchen, als eine Schwester die wütend auf mich ist.

Auf dem Schulweg rannte Caya quasi vor mir weg, bis zum Sportunterricht. Wir sollten ganz normal joggen. Ich lief locker vorne weg bis ich ein starkes stechen in der Brust spürte. Automatisch fasste ich mir an die Brust und atmete scharf aus. Ich hörte schnelle Schritte hinter mir und wie Caya neben mir langsamer wurde. "Alles in Ordnung?" fragte sie besorgt und ich wusste, dass sie es ernst meinte. Ich nickte. "Caya! Bengt! Weiter los! Tempo!" schrie unser Sportlehrer durch die ganze Halle. Caya wandte sich im zu "Sorry, Herr Paulsen, aber ich habe das Gefühl, dass es meinem Bruder nicht gut geht!". "Caya das ist ja schön und gut, aber ich sehe deinen Bruder hier nirgendwo." Der ganze Sportkurs musste lachen. Ich räusperte mich. "Ihr seit Geschwister?" fragte er etwas irritiert. Wir nickten. "Aber nicht aus einem Jahrgang!" Wir schüttelten beide den Kopf. "Zwillinge?" er sah zwischen uns hin und her. Wir nickten wieder. "Ach nee! Unglaublich! Das sieht man euch echt nicht an." Caya unterbrach sein erstaunen. "Herr Petersen, darum geht es hier nicht! Bengt geht es nicht gut!" betonte sie es noch einmal. "Caya mir geht's gut!" fauchte ich. "Ist klar! Deswegen verziehst du auch schmerzvoll das Gesicht und fasst dir an die Brust!" Sie glaubte mir nicht. "Mir geht's gut!" betonte ich es noch einmal. Sie stirrte mich wütend an und hob eine Augenbraue. Unser Sportlehrer wirkte mit der ganzen Situation überfordert.

Nach Sport zog meine Schwester mich einfach mit sich und funkelte mich dann aus ihren blauen Augen an "Bengt? Was war das in Sport!" "Keine Ahnung. Jetzt ist aber alles gut" versuchte ich sie zu beschwichtigen, aber Caya wollte davon nichts hören. "Bengt ich mach mir doch sorgen!"sie legte demonstrativ den Kopf schief und verschränkte die Arme vor der Brust. "Lüg mich nicht an!" ihr Ton war etwas schroff und man hörte ihr an, dass sie es ärgert dass ich einfach nicht nachgeben wollte. "Mein Gott Caya ich hab das schon mal. Ist nichts wildes!" "Was hast du schon mal?" sie versuchte streng zu klingen. Ich verdrehte die Augen "Ein Stechen in der Brust, manchmal auch Atemnot. Letzteres eher selten." Sie starrte mich fassungslos an "Warum hast du nicht schon früher etwas gesagt?". "Keine Ahnung. Schien mir nicht weiter schlimm und wichtig." murmelte ich. "Bengt! Bist du bescheuert? Nicht weiter schlimm und wichtig?!?!" sie sah mich nun vorwurfsvoll aus ihren großen blauen Augen an. "Mein Gott jetzt lass mich in Ruhe damit!" fauchte ich. Sie schnalzte einmal missbilligend mit der Zungen und drehte sich um. Mit schnellen Schritten entfernte sich meine Schwester von mir.

Wenig später vertrugen sich Caya und Mila auch wieder. Welch ein Glück! So wunderte es mich auch nicht, dass Mila am Nachmittag bei uns war.

Frustriert suchte ich nach meinem Ladekabel. Keine Spur, also musste ich mir wohl das von Caya klauen..........

Ohne Klopfen rauschte ich einfach in ihr Zimmer. Caya und Mila starrten mich beide an. Caya wütend und Mila neugierig. "Oha Bengt was willst du?" fuhr sie mich an. "Dein Landekabel?" ich lehnte mich grinsend an den Türrahmen. "Nein! Nimm deins?" "Find ich nicht?" "Wie wärs mit Schreibtisch aufräumen?" "Überbewertet. Nennt sich kreatives Chaos" ich legte herausfordernd den Kopf schief. "Ist klar!" entnervt stand sie auf und zog des Ladekabel ihres iPhones aus dem USB-Ports des MacBooks auf ihrem Schreibtisch. "Will ich wieder haben!" sie drückte es mir in die Hand. "Danke Schwesterherz!" grinsend wandte ich mich zur Tür. "Arsch!" murmelte sie, bevor ich die Tür schloss konnte ich jedoch Mila noch sagen hören "aber ein durchaus attraktiver Arsch!". "Mila!" Caya hatte wohl mit etwas nach ihr geworfen. "Finger weg von meinem Bruder!"

Da hatte jemand diese eine Nacht doch nicht so einfach abgetan. Ist eben doch immer eine dumme Idee etwas mit dem Zwillingsbruder der besten Freundin haben, sei es nur für eine Nacht.

Am Abend saßen Caya und ich im Stall und warteten darauf, dass Papa sein letztes Pferd in die Box brachte. Caya sah mich mit schief gelegten Kopf an "Hast du Papa schon von der Sache in Sport erzählt?". "Ja" log ich. "Gut. Was ist eigentlich mit Mila?" ein grinsen legte sich auf ihre Lippen. "Nichts. Wieso?" fragte ich verwirrt. Was sollte die Frage, denn jetzt bitteschön. "Och nur so. Ich glaube Mila will was von dir" "Erklär mir welches Mädchen außer dir nichts von mir will" "Arrogantes Arschloch!" meine Schwester musste schmunzeln und meinte dann "aber jetzt mal im Ernst. Willst du wirklich nichts von ihr?" Ich schüttelte den Kopf. "Ich meine es ist Mila, deine beste Freundin und eben Mila" erklärte ich. "Ehy komm das war jetzt fies!" Sie sah mich mit diesem typisch tadelnden Blick an, den nur Caya drauf hat. Ich verdrehte genervt die Augen. "Oh Bruderherz lass dich nicht immer von mir ärgern!" "Wieso? Ich revanchiere mich doch am Ende eh immer dafür." meinte ich Schulter zuckend. "Wann ist er denn endlich fertig?" jammerte Caya mit Blick auf ihrer Armbanduhr. "Ich bin müde und mir ist kalt." gab sie kurz darauf auch die Erklärung und lehnte sich an mich. Leise murmelte sie "Du bist warm".

Wir sind anders als andere Geschwisterpaare. Irgendwie enger. Wir brauchen manchmal keine Worte. Caya weiß wenn es mir schlecht geht und ich weiß einfach immer intuitiv ob sie meine Hilfe brauchen könnte. Ich würde meine Schwester gegen nichts in der Welt eintauschen wollen. Nie! Wir hatten auch mal Zeiten in denen wir uns gar nicht verstanden haben. Wie jedes Geschwisterpaar. Trotzdem sind wir wesentlich enger mit einander, als andere. Zwillinge eben. Und Mama hat wahrscheinlich auch mit ihrer Abwesenheit dazu beigetragen.

"Bengt?" murmelte Caya an meine Schulter. "Ich wollte dir eigentlich noch was erzählen". Neugierig sah ich zu ihr rüber. Wenn sie schon so anfing hieß es eigentlich immer, dass sie sich nicht sicher war wie ich reagieren würde. Sie atmete tief ein und nahm ihren Kopf von meiner Schulter. "Nicht sauer seien! Ja?" ihre blauen Augen brannten auf mir, dann fing sie an zu erzählen "Ich habe mich am Freitag mit Mama getroffen und...." ich unterbrach sie "Du hast was?!?" fragte ich entrüstet. "Ich habe doch gesagt du sollst nicht sauer seien!" maulte sie und ich starrte sie einfach nur dumm an. "Wie kommst du dazu dich mit ihr zu treffen? Hast du vergessen, dass sie einfach abgehauen ist?" Im nächsten Moment verengten sich auch Cayas Augen und wir funkelten einender wütend an "Ich finde sie hat eine Chance verdient! Sie bereut es wirklich." "Ach ja sagt sie das?" fragte ich herablassend. "Ja das sagt sie und meint sie auch so" "und das sie das so meint weißt du weil du sie so gut kennst?" "Bengt hör auf damit!" fauchte sie. "Womit?" "Alles zu hinterfragen was ich sage! Ich habe sie getroffen. Na und? Sie war wirklich nett und wir haben uns gut unterhalten. Sie vermisst uns" ihre Stimme wurde eindringlich, aber ich blockte weiter ab. "Das mit dem vermissen hätte sie sich früher überlegen müssen." mit vor der Brust verschränkten Armen funkelte ich sie weiterhin an. "Verräterin" murmelte ich. "Ach ja? Ich soll eine Verräterin seien? Du Arsch hast meine beste Freundin flach gelegt!" ab dem Punkt hatte ich genug und stand eiskalt auf.

Gegen späten Abend hatten sich aber alle Unstimmigkeiten wieder gelegt.

Fucked Up!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt