Mila

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Caya redete schon wieder nicht mit mir und Bengt tat schon wieder so, als wäre nichts gewesen. Das ist so verletzend. Maja war auch ziemlich verwirrt und nahm mich quasi in der Pause auseinander.

"Mila? Was habt ihr denn jetzt schon wieder?" fragte sie, als Caya sich nicht zu uns, sondern zu Bengt und seinen Freunden setzte. Ich zuckte mit den Schultern und versuchte keinen Blickkontakt zu ihr aufzubauen. "Bohar. Jetzt sag schon!" fauchte sie. Ich seufzte "Ich habe mit Bengt geschlafen". Sie starrte mich total verwirrt an, dann fragte sie "War es denn wenigstens gut? Ich meine wenn du dir schon deine Freundschaft mit Caya damit ruinierst!" "Was?!?" ich zog die Augenbrauen hoch. "Ja was! Ich darf doch wohl noch fragen, oder?" "Nein!" ich verzog keine Mine und schaute an ihr vorbei in Bengts Richtung. Unsere Blicke trafen sich. Mein Herz schlug augenblicklich schneller, aber fühlte sich gleichzeitig auch so schwer an. Er wollte nichts von mir und ich würde mich damit abfinden müssen. Auch damit, dass ich es mir mit Caya jetzt endgültig versaut hatte.

Die dritte Stunde hatte ich mit beiden zusammen. Deutsch Grundkurs. Normalerweise saß ich neben Caya eine Reihe vor Bengt und seinem besten Kumpel Marten. Tja nur an jenem Tag saß Bengt neben seiner Schwester auf meinem Platz. Seufzend setzte ich mich neben Marten, der schaute mich etwas verwirrt an.

Marten könnte man als Typischen 'Kiffer' einordnen. Immer etwas verpeilt und etwas langsam, trotzdem ziemlich Leistungsfähig. Seine Klausuren gehören komischerweise immer zu den besten. Er wirkt immer nur so bekifft oder er wirklich den ein oder anderen Joint zieht weiß ich nicht.

Er sah mich immer noch verwirrt an, als unsere Lehrerin den Raum betrat. "Ist was?" fragte ich genervt. "Nö?" aber er wandte seinen Blick nicht von mir ab. "Marten wenn auch sie mir ihre Aufmerksamkeit schenken würden" unsere Lehrerin sah ihn herausfordernd an. "Ähm....Ja klar!" Ich sah wie Caya und Bengt vor mir sich einen Zettel hin und her schoben. Caya wollte ihn gerade wieder zu ihrem Bruder schieben, da hörte ich wie unsere Lehrerin auf den Zettel schlug, in vom Tisch hob und kurz überflog. Mit den Worten "vorlesen" drückte sie in Bengt in die Hand. Der zuckte gleichgültig mit den Schultern "inte vara en idiot- Jag är inte an idiot- Visst! Tala Mila.- Nej - Men! Hon gillar dig. Du okänslig fisk - Okej! Så jag är en okänslig fisk! - Ibland är det bra att göra sådana saker är.". Er grinste sie an. "Jetzt noch mal auf Deutsch." er schüttelte den Kopf "Ist privat!". "Wenn es privat ist. Warum konnten du und deine Schwester, das nicht heute Nachmittag besprechen oder ganz verrückt in der Pause. Ich meiner schwedisch spricht hier keiner außer euch. So und jetzt vorlesen!" Bengt seufzte und ergab sich seinem Schicksal "Sei nicht so ein Idiot- Ich bin kein Idiot- Sicher! Rede mit Mila!- Nein- Doch! Sie mag dich. Du gefühlloser Fisch!- Okay! Ich bin also ein gefühlloser Fisch! - Manchmal ist es gut zu so machen Sachen zu stehen." Unser ganzer Kurs sah zwischen mir und Bengt hin und her. Bengt sah stur gerade aus und wirkte mit einem mal ziemlich verkrampft. Die Lehrerin seufzte und ich hörte sie wie doch Watte sagen "Bengt, Mila. Ihr könnt euch das Leisten, also gebe ich euch jetzt die Chance das zu klären. Oh Gott das werde ich noch bereuen." Bengt vor mir erhob sich und ich beobachtete wie seine Muskeln unter dem T-Shirt spielten. Er wandte sich zu mir um und seine grünen Augen lagen kurz gefühllos und eiskalt auf mir. Ich erhob mich ebenfalls und wir verließen gemeinsam den Raum, unter den wachsamen Augen unseres Deutschkurses.

Auf den Flur wandte Bengt sich zu mir um. Ich sah ihn einfach nur an, atmete tief ein und legte den Kopf schief "Warum meinte Caya du solltest mit mir reden?". Er sah weg. Es brauchte etwas bis auch er sich zu Wort meldete. Von den Selbstbewusstsein, dass er sonst hatte war nichts mehr zu merken. "Ich weiß ganz ehrlich nicht wo ich anfangen soll" kam es eher kleinlaut von ihm und er fuhr sich nervös durch die Haare. "Fang einfach irgendwo an." hoffte ich ihn zum Reden zu bekommen. Er atmete hörbar aus und dann kam's das was ich nie erwartet hätte. "Du meintest ja du hättest dich in mich verliebt." ich nickte. Ja und ich bereute es inzwischen. "Was wäre wenn ich dir sagen würde, dass dieses Gefühl nicht nur auf Einseitigkeit basiert?" Ja Bengt so konnte man es auch ausdrücken! Ich sah ihn etwas ungläubig an. Wollte er mir hier gerade verklickern, dass er sich auch in mich verguckt hatte oder was sollte die ganze Sache hier? Er schien auf eine Antwort zu warten, aber ich wusste nicht was ich sagen sollte, also setze er noch einen drauf "Du hast es geschafft. Du gehst mir einfach nicht aus dem Kopf!" Oh Gott! Jetzt verstand ich so einiges "Lass mich raten Caya steckt da mit drin oder? Hat Caya deswegen gerade nicht mit bei uns gesessen?" Er nickte. "Und ich dachte sie wäre sauer auf mich!" erleichtert atmete ich auf. "War sie auch erst" er grinste. Da hatte wohl jemand sein Selbstbewusstsein wieder gefunden. "Aha und lass mich raten, du hast so lange auf sie eingeredet bis sie Kapituliert hat und nicht mehr sauer war." herausfordernd legte ich den Kopf schief und beobachtete ihn aus meinen braunen Augen. Er hob unterdessen abwehrend die Hände und meinte "Ich bin nur ihr Zwillingsbruder." Trotzdem konnte er Caya manipulieren. Vielleicht eben genau deswegen. Ich konnte nicht anders und musste belustigt schmunzeln. Unglaublich ruhig und schön ruhten seine Augen wieder auf mir. Intensiv, fesselnd und einfach nur so, dass ich mich nach einem Kuss sehnte. Fast in Zeitlupe bewegten wir uns auf einander zu und als sich unsere Lippen trafen fühlte ich wie ein aufgeregtes und gleichzeitig so glückliches Kribbeln sich in meinem Körper ausbreitete. Das muss das zweite mal gewesen seien, dass wir uns nüchtern küssten. "Das heißt also wir versuchen es miteinander?" fragte ich grinsend als wir uns von einander lösten. Er legte den Kopf schief und erwiderte mit einem grüblerischen Gesichtsausdruck "Sieht ganz so aus, oder etwa nicht?". Das fing ja schon mal gut an. Lachend stieß ich ihm vor die Brust, woraufhin er auch lachen musste. "Willst du mich jetzt immer so zum Narren halten?" ich zog beide Augenbrauen belustigt hoch. Er zuckte einfach mit den Schultern "Wer weis". Ich musste grinsen und zog ihn wieder zu mir. Da war es wieder dieses Gefühl. Das Gefühl ich hätte endlich jemanden gefunden den ich wirklich liebte, bei dem mir nicht nur die Idee gefiel ihn zu lieben. Er beugte sich wieder zu mir runter und mein Herz rastete einfach wieder einmal aus. Stürmisch erwiderte ich den Kuss. 

An dem Tag begann etwas unglaubliches.........was jedoch schneller getrübt werden sollte, als wir alle je gedacht hätten. 

Fortsetzung folgt in: "Downfall"

Fucked Up!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt