Louise Johnson

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"Als sie ihn berührte, fing es an zu leuchten. Es sah aus, als würde es glühen"

Mae erschrak, doch sie wollte genau wissen, was da gerade vor ihren Augen passierte. Die Gravur leuchtete rötlich und es schien, als würden dünne, glühende Fäden diese Gravur bilden. Nach einer Weile hörte das Zeichen auf zu leuchten und Mae drehte den Spiegel wieder um. Doch was sie nun sah, verschlug ihr den Atem.

Im Spiegel sah sie ihre Mutter. Dann das kleine Mädchen von vorher. Die beiden standen sich gegenüber und schauten sich in die Augen. Mae bemerkte, dass das kleine Mädchen weinte. Ihre Tränen bildeten Spuren in ihrer dreckigen Haut und ihre schwarzen Zöpfe waren zerzaust und auf ihrem Gesicht waren Narben verteilt. Das alles ist mir vorher nicht aufgefallen... . Mae schaute verwirrt und panisch zu ihrer Mutter, die ebenfalls zu weinen begann. Sie hatte ihre Hand von sich gestreckt und wollte dem kleinen Mädchen gerade die Tränen aus dem Gesicht streichen, als das Mädchen das Gesicht schmerzerfüllt verzog und verblasste. Nein, geh nicht! Nein! Mae sah zu, wie ihre Mutter ebenfalls zu verblassen begann und allmählich waren beide verschwunden. Mama! Geh nicht. B...BLEIB HIER. MAMA! NEIIN! Mae weinte und war wie versteinert. Sie schrie und dann wurde es ihr schwarz vor Augen.

Um sie herum war es Staubig. Die Luft war trocken und heiß. Mae öffnete die Augen und blinzelte. Ihr Mund war wie ausgetrocknet und ihr Körper fühlte sich bleischwer an. Plötzlich zog sie jemand am Hemd. Am Hemd? Welches Hemd, verdammt?! Was zum... WO BIN ICH?! Mae spürte wie jemand sie aufzurichten versuchte. Sie stand auf und sah sich um. Alles war sandig und schwammig. Als sie sich umdrehte sah sie plötzlich in zwei Augen, die dunkler als das dunkelste braun der ganzen Welt zu sein scheinten. Mae blinzelte gegen die Sonne um etwas mehr erkennen zu können. Langsam nahm sie eine Silhouette war. Sie war in etwa so groß wie sie selbst und ziemlich...dürr.

"Was machst du hier draußen? Du musst sofort wieder mitkommen! Wenn man dich hier erwischt, dann war es das letzte Mal, das du Mutter Natur betreten hast" Mae sah verwirrt den Jungen an, den sie allmählich erkennen konnte. Er hatte dunkle Haut und trug einen lilafarbenen Pyjama. "Wer bist du? Und warum trägst du eine. Schlafanzug?", fragt Mae verwirrt. Der Junge sah sie noch verwirrter an und zog sie dann mit sich. Mae stolperte hinter ihm her. "Was soll das denn. Ich wohne hier nicht. Und was ist das überhaupt für ein Tatoo an deiner Hand?" Der Junge hielt ruckartig an und drehte sich um. Mae prallte mit voller Wucht gegen ihn. "Sag mir wer du bist!", sprach der Junge langsam und bestimmend. Mae wische sich den Schweiß von der Stirn. "Mae. Eigentlich Mae Elisabeth, aber..." Der Junge musterte Mae kritisch und nahm dann ihre linke Hand und untersuchte sie. Er sah zu ihr auf und sein Blick verfinsterte sich. "Ich weiß zwar nicht wer oder was du bist, aber du bist nicht von hier!" Mae wusste immer noch nicht wo und warum sie hier gelandet war. Sie kaute nervös an ihrem Daumen und schaute den Jungen erwartungsvoll an, dass er sie nun an den Haaren aus diesem Gelände zog. Doch er flüsterte ihr etwas ins Ohr. "Komm mit. Hier draußen ist es zu gefährlich." Mae nickte nur stumm und folgte ihm. Er schaute sich mehrmals unruhig um und lief leicht gebückt, als würde er Angst haben, man könnte ihn sehen. Das tut man zu 100% auf diesem Gelände. An seiner Stelle würde ich mich auch wie etwas auf einem Silbertablett fühlen.

Der Junge führte Mae zu einer Art Zelt, das von außen ziemlich verdreckt war. "Kannst du mir vielleicht deinen Namen verrat...", setzte Mae an. Doch was sie innerhalb des Zeltes zu Gesicht bekam, verschlug ihr die Sprache. Im Zelt war es unglaublich heiß und stickig. Auf dem Boden lagen Kinder wie in einer Sardienenbüchse. Die meisten waren gerade mal 7 oder 8 Jahre alt. Was ist das? Das kann nicht sein.... Mae stiegen die Tränen in die Augen. Wie konnte jemand so ein leid auf dieser Welt zulassen? Der Junge, der immernoch neben ihr stand, sprach mit einem anderen Jungen, der auf die beiden zugekommen ist. Er war dürr und ziemlich klein. Er trug den selben Anzug wie Mae. Doch seiner war mit Löchern übersät. Sein Gesicht war vernarbt. Genau wie das, des Mädchens aus dem Spiegel.... Bei dem Gedanken wanderte ihre Hand automatisch zu ihrer Hosentasche. Sie ertastet etwas rundes und zog es heraus. Es war der Spiegel.

"Amaru, wen hast du da mitgebracht?", vernahm Mae. Seite blickte sich um. Der kleine Junge schaute mich an. Amaru, wie der Junge, der sie hier her gebracht hatte, nun also hieß, sah mich ebenfalls an. "Das ist Mae. Sie lag vor dem Tor.", flüsterte Amaru dem kleine Jungen zu. Die Augen des kleine Jungen weiteten sich. Amaru hielt seinen Zeigefinger vor den Mund. "Kein Wort zu den anderen, Thabo. Sie hat auch kein Zeichen und ich weiß nicht, ob man ihr trauen kann...", murmelte Amaru dem kleinen Jungen Thabo zu. Doch der hatte den Blick auf den Spiegel in Mae's Hand geworfen und nickte nur langsam. Amaru folgte seinem Blick und schaute dann mich an. Sofort nahm er mich bei Seite. "Woher hast du den Spiegel?", nuschelte er. Mae sah die aufsteigende Angst und gleichzeitig Wut in seinen Augen. "Ich hab ihn gefunden. In England, da wo ich wohne und eigentlich hingehöre. Ich weiß zwar nicht, was ich hier soll und warum ich hier bin, aber ich finde das alles langsam nicht mehr lustig!". Auch Mae wurde langsam wütend. Was soll ich hier? Wie bin ich hier gelandet. Bei diesem Gedanken schaute Mae auf den Spiegel in ihrer Hand. War er es, der sie hier hin brachte?

Amaru redete mit Thabo. Er War nervös. Mae ließ derweil ihren Blick durch das Zelt schweifen. Dieses Elend...muss aufgehalten werden. Sie sah, wie ein Mann saß Zelt betrat. Er nahm sich ein kleines Mädchen, schaute auf etwas in ihrer Hand und holte aus... NEIN! Tu es nicht! STOP! Mae sah wie gelähmt zu, wie der Mann das kleine Mädchen schlug. 1 Mal, 2 Mal, 20 Mal. Mae stiegen erneut die Tränen in die Augen. Das kleine Mädchen wehrte sich nicht. Es war hilflos. Als der Mann von ihr abließ, sank sie zu Boden. Mae schrie. Ihre Augen brannten. Amaru sah zu ihr herüber. Er nahm sie bei der Hand und zog sie aus dem Zelt. Mae blickte über ihre Schulter. Der Blick eines anderen kleinen Mädchens traf ihren. Mae hatte für einen Moment das Gefühl, es sei das Mädchen aus dem Spiegel.

Amaru drückte sie draußen an die Zeltwand. "Was soll das?", fragte Mae aufgebracht. Amaru versuchte ruhig zu sprechen. "Woher hast du den Spiegel? Und warum hast du kein Zeichen auf deinem Unterarm? Sag mir die Wahrheit!" Mae seufzte. Könntest du mir vielleicht zu erst sagen, was ich hier soll? "Den Spiegel fand ich in England in einem Park. Warum ich kein Zeichen am Unterarm hab, weiß ich nicht. Ich seit noch nicht mal, warum ich hier bin. Ich lebe in England. Und das hier ist Afrika." Amaru schaute Mae verzweifelt an. "Aber wer bist du dann? Niemand kommt sonst hier hinein. Das hier ist ein verbotenes  Gebiet. Niemand darf davon wissen!", erklärte Amaru. "Warum du hier gelandet bist, weiß ich auch nicht!" Mae spürte, wie sich ihr ganzer Körper zusammenzog. Ich werde hier niemals wieder rauskommen.... Mae beugte sich etwas zu Amaru rüber und murmelte: "Wer ist das Mädchen hinten im Zelt?" Sie zog ihn zum Eingang und deutete auf das kleine Mädchen, welches genau so aussah, wie das aus dem Spiegel. "Das ist Louise. Louise Johnson.", sagte Amaru. Mae stockte der Atem. Louise Johnson. Mama. Mae fing an zu weinen und ging wie in Trance durch das Zelt. Sie kniete sich vor Louise hin und strich ihr über ihre Schultern. Louise sah ihr in die Augen und Mae erkannte ihre Mutter. Ihre tiefblauen Augen. Ihre dunkle Haut. Und die gleichen Sommersprossen wie Mae. Das Mädchen lächelte sie an. "Das macht sie sonst nie.", murmelte Amaru erstaunt der mittlerweile hinter ihr stand. Mama war in einem Kinderlager. Mama war gefangen. Mit einem Schlag kamen ihr ihre Alpträume wieder in den Sinn.

So, das wäre nun Kapitel 3.

Das Kursiv-geschriebene sollen Mae's Gedanken darstellen.

Ich werde in den nächsten Tagen noch Bilder einfügen.

itsNinella🍁

1974 - Wir sind SpiegelkinderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt