In Träumen sind Wir frei

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"Eine Portion für einen ganzen Tag."

Amaru stand auf. Er nahm Maes Hand und zog sie auf die Beine. "Kommt, wir holen uns etwas zu essen. Wenn noch etwas übrig geblieben ist", sagte Amaru mit einer Tonlage, die aus purer Resignation bestand. Mae, Iloise, Ryna, Rougy und Amaru traten aus dem Zelt heraus. Es war schwül und allmählich knurrte Mae der Magen. Als sie an einem kleineren Zelt anlangten, fiel Mae sofort ein Mann auf, der vor dem Zelteingang stand. Er hatte dunkles Haar und bleiche Haut. Seine Augen waren zu Schlitzen geformt und seine Arme hatte er vor der Brust verschrenkt. Er trug bräunliche Kleidung. Auf der Jacke und auf der Hose waren viele Taschen verteilt. Um die Hüfte trug er einen Gürtel. In einer Schlaufe steckte etwas rundes. Mae konnte nur annähernd erkennen, welche Farbe es hatte. Es war lila und blau. Wie ihr Spiegel. Als Amaru auf den Mann zu ging, streckte er sofort die Hand aus. Amaru legte ihm seinen Spiegel in die Hand. Der Mann schaute skeptisch auf den Spiegel und dann wieder auf Amaru. Mit einer Kopfbewegung machte er Amaru deutlich, dass er ihm erklären soll, wer Mae ist. Amaru schritt auf Mae zu. "ER will wissen, wer du bist. Eigentlich merken SIE sich nie, wer wir sind aber irgendwie will ER es jetzt genau wissen. Du zeigst IHM deinen Spiegel. ER wird sich wundern. Dein Spiegel ist Louises Spiegel. Louise hat ihn bei ihrer Flucht von hier verloren. Dieser verdoppelte sich durch einen Mechanismus und verschwand. Deshalb hast du ihn auch bei dir gefunden. Louise hat ihren Spiegel aber noch. ER weiß nichts von der Verdopplung. Aber er wird merken, dass das Louises Spiegel ist. Die einzige Möglichkeit wäre, dass du ihm sagst, dass du ihre Zwillingsschwester bist. Zwillingsschwester haben immer den selben Spiegel. Mit deinem Alter wird es jedoch schwierig." Amaru kaute nervös an seinem Daumennagel. "Was soll ich denn jetzt machen? Ich kann ja nun mal nicht behaupten, dass ich 6 Jahre alt bin. Geschweige denn so aussehe." Amaru seufzte. "Aber wie denn sonst? Egal, gehen wir mal davon aus, dass ER es gar nicht merkt. Wie gesagt, du bist hier nur eine Nummer mit einem Spiegel. Für SIE zählt, dass du einen Spiegel hast." Mae schluckte. Sie nahm ihren Spiegel in die Hand und ging vor Ryna, Rougy und Iloise auf den Mann zu. Er sah Mae mistrauisch an. Du bist nur eine Nummer, Mae. Nur eine Nummer. Der Mann streckte seine Hand aus. Mae gab ihm ihren Spiegel. Sie zitterte. Sie sah, wie der Mann ihren Spiegel an seinen hielt. Es erschien ein rotes Licht. Der Mann sah böse zu Mae herunter. "Du bist nicht Louise Johnson. Wer zum Teufel bist du?"  Mae hörte die Worte in ihrem Kopf herum sausen und sich wie Nadeln in ihr Gehirn zu bohren. Sie stand reglos vor dem Zelt. "Natürlich ist sie das. Also sie ist die Zwillingsschwester", verteidigte Amaru. Der Mann schüttelte den Kopf und packte Mae am Arm. "Das glaub ich euch kaum. Du kommst jetzt erstmal mit mir. Und du..." Der Mann deutete auf Amaru. "Du wirst diese anderen Blagen hier wegschaffen. Aber ein bisschen zügig!" Amaru ballte die Fäuste und ging auf den Mann zu. Er griff sich seinen Arm und hielt in fest. "Sie lassen sie jetzt los! HABEN SIE MICH VERSTANDEN!" Amaru versuchte Mae aus dem Griff des Mannes zu befreien. Mae weinte. Ihre Augen brannten. "Nein, Amaru. Geh mit den anderen. Bitte, er wird dich schlagen." Mae sank verzweifelt zu Boden. Der Mann riss sie jedoch wieder auf die Beine. "Steh auf du faules Ding! Und du, bleib mir gefälligst vom Leib." Mit diesen Worten holte der Mann aus und im nächsten Moment lag Amaru am Boden. Mae sah alles in Zeitlupe vor ihren Augen. "NEEEIIIN! AMARU!  LASSEN. SIE. MICH. LOS!!!" Mae schrie. Sie lehnte sich aus dem Arm des Mannes um sich befreien zu können. Doch der trat nach Amaru und schleifte sie hinter sich her. "Nein, Amaru. Amaru! Nein..." Mae spürte einen Schlag an ihrem Kopf und es wurde ihr schwarz vor Augen.

Ich schritt über eine Wüstenlandschaft. Sie fühlte die brennende Sonne auf ihren schwarzen Haaren. Ich sah über meine Schulter nach hinten und lächelte. Hinter mir befand sich ein großes eisernes Tor. Es öffnete sich und ein Junge trat heraus. Aus der Ferne sah ich ihn auf mich zu kommen. Seine Füße malten Abdrücke in den feinen Sand. Ich sah zu Boden und schritt ihm entgegen. Als ich ihm gegenüber stand, sah ich in seine Smaragdgrünen Augen. Er lächelte. Und ich auch. Er drehte sich um und sah zum Tor. Ich folgte seinem Blick und erkannte Mama, Iloise, Rougy und Ryna. Hunderte von Kindern strömten aus dem Lager in dem sie so lange gefangen waren. Sie kamen alle auf uns zu. Ich nahm Amaru an die Hand und zog ihn zu der Gruppe. Louise ging auf mich zu. Sie sah mich an und nahm meine Hand. Sie gab mir zu verstehen, mich etwas zu ihr herunterzubeugen. Ich tat es und sie flüsterte mir etwas in mein Ohr. "In Träumen sind wir frei." Ich sah sie an und nickte. Doch sie schaute auf einmal ernst und verzog ihr Gesicht. Sie stellte sich vor die Menge an Kindern. Sie zeichnete die Trirosa in den Wüstensand. Die anderen Kinder taten es ihr gleich und malten ihre Zeichen in den Sand.  Es waren hunderte Zeichen. Verschieden, geheimnisvoll. Amaru und ich zeichneten unsere Zeichen ebenfalls in den Sand. Amaru malte einen Halbkreis und einen Strich, der den Halbkreis durchzog. Es sah aus wie ein Bogen und ein Pfeil. Ich malte die Trirosa. Amaru drehte mich zu sich um. Er starrte mich an. "Du bist wunderschön, Mae."

Mae schreckte auf. Es war dunkel. Sie versuchte etwas zu erkennen und öffnete ihre Augen weiter. Langsam erkannte sie den Umriss einer Tür und einem Fenster. Sie sah an sich herab. Sie erkannte ihre Kleidung. Schwarz. Nicht ein bisschen lila. Schwarz. Sie stand auf und tastete sich durch den kleinen Raum. Sie erfasste eine Wand. Sie war heiß. Mae zog ihr Hand weg. "Ah...heiß." Plötzlich ertastete sie eine Mulde. Sie war rund und nicht sehr tief. Mae kam der Spiegel in den Sinn. Sie holte ihn aus ihrer Tasche und versuchte ihn zu erkennen. Er würde genau in die Öffnung passen. Wieso mach ich das eigentlich? Mir hätte jeder andere Gedanke in den Sinn kommen können... Mae steckte den Spiegel in die kreisrunde Öffnung. Er passte perfekt hinein. Die Trirosa fing an zu glühen.

Ich hab es dann auch mal endlich geschafft, Teil 9 fertig zu schreiben. Ich weiß ich bin 2 Wochen zu spät aber irgendwie fehlte die Inspiration.

Ich hoffe, ihr hattet wundervolle Weihnachten und eine schöne Zeit mit der ganzen Family👪🎄

Habt noch einen schönen Abend und vergesst nicht, mal die Storys von celine_3900 und MilaBrause zu lesen.

itsNinella🔥

1974 - Wir sind SpiegelkinderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt