Der Spiegel

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"Sie ging noch näher ans Ufer, um zu sehen, was dort im Gras lag"

Es war fast unmöglich im Gras nicht auszurutschen, geschweige denn zu laufen. Jeder Schritt gab ein glitschiges Geräusch von sich und Mae fragte sich allmählich, was sie da tat. Mit einem Ruck hatte sie das rundliche Teil aus dem Gras gegriffen und kletterte mühselig das Ufer wieder hinauf. Sie lehnte sich an eine Weide und betrachte das, was nun in ihrer Hand ruhte. Es war ein runder Spiegel, der etwa die Größe ihrer Hand hatte. Mae schaute sich das Spiegelglas an und musste feststellen, dass es ziemlich verkratzt und an manchen Stellen sogar schon sehr trüb war. Ihr Spiegelbild konnte sie nur erahnen. Das Glas war in einem verzierten Rahmen eingefasst. Auch er war verdreckt und unter der Schicht von schlammartigen Brocken waren wunderschöne Lila und Blau Töne zu erkennen. Mae entschied den Spiegel mit nach Hause zu nehmen. Die Briese, die nun allmählich zu einem eisigen Wind wurde, ließ sie frösteln. Schnell steckte sie den Spiegel in ihre Manteltasche und lief auf das eiserne Tor des Parks zu. Sie ging genau so ehrfürchtig hinaus, wie sie eingetreten war. Mit schnellen Schritten begab Mae sich durch die Avenue, vorbei an den unzähligen Ahornbäumen und Bänken. Die leere Stelle an der eine Bank fehlte, übersah sie.

Mae rannte fast über die Gehwege. Es war unbeschreiblich kalt geworden und ihr Mantel konnte langsam ihre Körpertemperatur nicht mehr konstant halten. Als sie endlich N ihrem Appartement angelangt war, kramte Mae hastig in ihrer Manteltasche und zog mit zitternden Händen ihre Schlüssel hervor. Sie steckte den Haustürschlüssel ins Schloss und wurde gleich danach von einem Schwall von wohliger Heizungswärme im Flur umströmt. Mae lief schnell die Stufen zu ihrer Wohnung hinauf und schloss sie auf. Sie ließ ihren Mantel von ihren Schultern gleiten und ging wie ferngesteuert zum Badezimmer, wo sie sich warmes Wasser über ihre eiskalten Hände laufen ließ. Sogleich zog Mae ihre Hände vom Wasserstrahl wieder weg, denn sie Kombination von kalt und Warm ließen ihre Hände förmlich brennen. Sie griff sich ein Handtuch, trocknete ihre Hände und lief ins Wohnzimmer, das gleichzeitig Schlafzimmer und Küche ergab. Das war das Einzige, was man sich als Studentin leisten konnte. Einen Schlafplatz in Mitten von Universitätsunterlagen, Tausenden von Büchern, den Geruch von Abendessen im Bettbezug und einigen Pflanzen.

Mae kletterte über ihr Bett zum
Erker und schaute aus dem Fenster. Draußen wiegten sich die Bäume im Wind und die Wolken wurden dichter. Ein Blick auf die Uhr verriet Mae, dass es bereits Nachmittags war. Dies hatte ihr Magen ebenfalls bemerkt und meldete sich nun mit einem gequälten Grummeln. Doch mit einem Blick in den Kühlschrank wusste Mae, dass es heute nichts Anderes als ein Glas Gurken und etwas eine Scheibe Brot zu Essen geben würde. Enttäuscht verließ sie den Kühlschrank und wollte sich gerade an ihren Unikram begeben, als ihr der Spiegel einfiel. Sie holte ihn aus ihrer Manteltasche und trug ihn gleich darauf angewidert ins Bad. Sie wusch den Dreck ab und versuchte, den Spiegel halbwegs wieder sauber zu bekommen. Nach einiger Zeit konnte sich Mae sogar selbst im Spiegel sehen. Sie ging ins Wohnzimmer, setze sich dort auf ihr Bett und betrachtete den Spiegel. Die Farben schimmerten nun wunderschön in Lila und Blau Tönen. Mae schaute in den Spiegel. Sie sah ihre dunkle Haut, ihre vollen Lippen und ihre leichten Sommersprossen, die ihr am besten an ihr gefielen. Denn sie waren recht selten bei dunkler Haut. Mae drehte den Spiegel und entdeckte plötzlich ein Zeichen auf der Rückseite. Es war in die Mitte eingraviert und zeigte eine Art Dreieck, welches aus drei Schlaufen bestand. Durch die Schlaufen hindurch war der Stiel einer Rose "gefädelt" und die Rosenblüte zierte die Mitte des Dreiecks. Ein seltsames Zeichen, dachte Mae und drehte den Spiegel wieder um. Doch als sie nun wieder ihr Spiegelbild erwartete, blickte sie einem kleinen Mädchen direkt in die Augen. Mae hätte schwören können, dass es die gleichen Augen hatte, wie ihre Mutter. Die gleichen, außergewöhnlich tiefblauen Iriden, die fast hypnotisierend wirkten. Mae schloss die Augen und öffnete sie wieder. Doch sie hatte sich nicht versehen. Das kleine, dunkelhäutige Mädchen schaute sie mit genau dem gleichen Blick an, wie vorher. Ungläubig grüßte Mae. Das Mädchen nickte kurz. Ängstlich zuckte Mae und warf wie aus Reflex den Spiegel aus ihrer Hand. Er landete auf dem Teppich vor ihrem Bett. Das. Ist. Alles. Nur. Ein. Traum. Mae. Warum spreche ich mit einem Spiegel, verdammt!? Zitternd beugte sich Mae über die Bettkante und sag den Spiegel an. Er war mit dem Glas auf dem Teppich gelandet, so dass sich wieder das seltsame Zeichen zeigte.

Mae hob den Spiegel ehrfürchtig auf. Als sie ihn berührte, fing das Zeichen an zu leuchten. Es sah aus, als würde es glühen.

So, das ist das 2. Kapitel. Ich hoffe es hat euch gefallen. Ich wollte erstmal mit so einer Art von Geschichte anfangen, da ich so etwas eigentlich am liebsten schreibe. Später versuche ich mich vielleicht mal an etwas Anderem.

Ich weiß noch nicht, ob ich den Text so in dieser Form lassen soll. Ist das anstrengend zum Lesen, wenn der Text in der Mitte steht?
Entschuldigt Bitte Rechtschreibfehler👀

Schlaft gut und feiert schön Halloween!👻

  itsNinella🌻

1974 - Wir sind SpiegelkinderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt