Kapitel 11

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Selena

María ist meine Tante.

Ich starrte ihn weiterhin an. Der Unbekannte vor einigen Minuten soll nun mein Cousin sein? Wie absurd ist das bitte. Seufzend ließ er sich auf den freien Stuhl zwischen Justin und Louis am Tischende nieder und fuhr sich durch seine Haare.

"Ich wollte nicht, dass wir uns so kennenlernen."

"Kannst du mir das bitte alles erklären?"

Er schien zu zögern. Er sah etwas unsicher in die Runde. Er musste wohl überlegen, ob er es hier in der Anwesenheit von allen erzählen konnte.

"Sie sind meine engsten Freunde. Sie können es ruhig wissen."

Beruhigte ich ihn.

"Nun gut."

Er atmete ein mal tief ein und aus. Ich jedoch war toll nervös und spürte, wie nervös ich wurde. Justin legte seine Hand auf mein Knie, um mir zu signalisieren, dass ich mich beruhigen sollte. Ich schenkte ihm ein gezwungenes Lächeln und sah weiterhin zu Jon.

"Ich habe auch erst vor kurzem davon erfahren. Du solltest wissen, dass meine Mom und ich alleine in New Orleans wohnen. Dieses Hotel bzw. die ganze Kette gehörte meinem Vater, welcher letzten Sommer starb. Ich hatte gerade mein Studium hinter mir und sollte als CEO ins Business steigen. Es war das Vermächtnis meines Vaters, also passierte es auch. Ich gewöhne mich immer noch daran."

"Das tut mir leid... Das mit deinem Dad."

Ich lächelte ihm aufmunternd zu.

"Es ist schon okay. Ich habe mich schon damit abgefunden. Wir hatten immer ein gutes Verhältnis und es war am Anfang ziemlich schwer, aber ich bin froh meine Mutter an meiner Seite zu haben. Wie dem auch sei."

Ich leckte sich kurz über die Lippen und fuhr fort.

"Vor einigen Wochen kamen deine Eltern ins Hotel. Ich wusste natürlich wer sie sind, schließlich sind sie erfolgreiche Unternehmer, jedoch wusste ich nicht, wer María Gomez wirklich war. Es waren zwei oder drei Tage vergangen nachdem sie hier eingecheckt hatten, da kam meine Mom aus Washington. Ich habe es also zufällig mitbekommen, als meine Mom und María auf einander trafen. Ab da erzählte mir meine Mom, dass sie sich seit Jahren nicht mehr gesehen hatten. Genauer gesagt, nachdem meine Eltern geheiratet hatten. Sie haben anscheinend kein gutes Verhältnis zu einander."

Ich nickte und versuchte all das zu verarbeiten.

"Es tut mir leid, dich damit überrumpelt zu haben."

"Schon okay. Ich frage mich nur, ob ich es jemals ohne dich herausgefunden hätte."

"Es wird schon einen Grund dafür geben."

"Also weißt du ihn auch nicht?"

Fragte ich ihn, woraufhin er den Kopf schüttelte.

"Es wird wohl einen Grund dafür geben, dass meine Mutter es mir so lange verschwiegen hat. Ich respektiere es. Sie wird es mir schon irgendwann sagen."

Ich nickte. Er hatte recht, es wird schon einen Grund geben, aber bei meiner Mom bin ich mir nicht so sicher, wie er es bei seiner ist. Ich bin mir sicher, dass sie eine besser Mutter war als meine. Ich liebe meine Eltern, ja, aber einige Dinge kann ich ihnen nun mal nicht verzeihen.

"Ich muss zurück an die Arbeit, aber Selena, wenn etwas ist, kannst du hier einfach nach mir fragen. Die meiste Zeit bin ich jedoch hier."

"Danke, echt."

Er nickte und erhob sich.

"Natürlich. Es hat mich gefreut."

Mit einem Lächeln war er auch schon verschwunden.

"Also das ist krass."

Louis fand als erste das Wort, worauf er einen bösen Blick von Barbara erntete.

"Es ist schon okay. Ich will mich jetzt nicht damit beschäftigen. Wollten wir nicht etwas feiern?"

Ich sah in die Runde und hoffte, dass sie verstanden, dass ich nicht darüber reden wollte. Schließlich stand Louis auf, um die Champagner Flasche zu öffnen.

"Ist wirklich alles okay?"

Justin sah mich besorgt an. Er hatte meine Hand genommen und seine braunen Augen schienen mich echt durchzustechen. Natürlich ging es mir nicht sonderlich blendet, schließlich habe ich erfahren, dass ich eine Tante und einen Cousin hatte. Aber ich wollte mir meine Zeit jetzt nicht damit vermiesen und es positiv sehen. Meine Eltern würde ich noch später ausfragen. Eine Erklärung waren sie mir schuldig.

"Ja, mir geht's gut."

Lächelnd gab ich ihm einen Kuss, welcher nur kurz andauerte, da der Korken uns unterbrach.

"Na dann, auf unseren Urlaub!"

Wir stießen alle zusammen an und ich fühlte mich wirklich gut.

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