Jetzt, wo du weg bist...

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Ich vermisse dich. Jeden Tag, auch wenn ich es manchmal gar nicht mitbekomme. Doch jetzt, jetzt wo ich allein mit meinen Gedanken bin, da bist nur du. Nur du und diese unendliche Leere. Ich denke an die Dinge, die uns verbunden haben, doch vielmehr denke ich an die Dinge, die wir niemals teilen konnten. Ich denke daran, was ich dir erzählen möchte. Aber es geht nicht mehr, denn du bist nicht mehr da.

Ich denke an den Jungen, der mich heute eingeladen hat. Ich wünschte ich könnte dir erzählen wie aufgeregt ich bin, dir erzählen wie sehr ich mich freue. Ob du wohl von ihm angetan wärst, so wie ich es bin? Natürlich wärst du das, wenn du sehen könntest, wie glücklich er mich macht; wenn du sehen könntest wie meine Augen leuchten wenn ich selbst von ihm spreche.

Doch nach einiger Zeit hätte ich dann die Lust verloren es dir zu erzählen, denn ich habe dringendes zu tun. Du. Du bist ja immer da. Du warst für mich selbstverständlich. Du würdest noch da sein, nachdem ich diese Sachen erledigt habe, du würdest immer da sein, warum mir also jetzt Zeit für dich nehmen?

Doch dann warst du von jetzt auf gleich nicht mehr da und hast meine Welt zum Erschüttern gebracht. Da war nur noch dieser unglaubliche Schmerz, wenn jemand deinen Namen erwähnt. Die Erinnerungen an Dinge, die ich dir noch sagen wollte, es aber nie tun werde. An die Geheimnisse zwischen uns, die uns verbanden. An das Lachen, das stets unser Begleiter war.

Ja, ganz besonders vermisse ich dein Lachen. Dein Talent mir in jeder Situation ein Lächeln zu stehlen. Wie du die Leute mit deinem Charme um den Finger gewickelt hast. Jeder, der dich kannte, liebte dich, aber du, du liebtest vor allem mich. Und das sehe ich erst jetzt. Ich sehe, wie stolz du gewesen bist auf mich, auf das was ich lernte. Jeder wollte deine Anerkennung und ich hatte sie einfach so. Es war ein Geschenk. Doch ich habe es nicht gewürdigt. Es war selbstverständlich. Und jetzt ist er verschwunden.

Ich war nicht da, als du gingst. Ich habe es nicht bemerkt, als du gingst, doch jetzt wo ich weiß, dass du nicht länger hier bist, frage ich mich, wie ich es nicht mitbekommen konnte. Da war kein Zeichen, kein Schmerz, nichts. Der Schmerz kommt erst jetzt. Und auf ewig wird er bleiben, auch wenn ich ihn immer öfter für eine kurze Zeit vergesse. Denn sobald ich wieder allein bin, bin ich wieder allein mit meinem Schmerz. Schuldgefühle fressen mich auf und doch darf ich mir nichts anmerken lassen. Muss stark sein, für die Menschen, die mich umgeben. Muss stark sein, damit sie sich keine Sorgen um mich machen. Muss stark sein, damit du, wo auch immer du grade bist, stolz auf mich sein könntest.

Jetzt sind da noch die Erinnerungen, doch schon jetzt bemerke ich, wie sie verblassen. Klammere mich fest an sie, denn wenn ich sie verliere; was hätte ich dann noch von dir? Da sind nur noch die Erinnerungen, und niemals wieder kann ich neue mit dir geschaffen. Wenn ich sie verliere, verliere ich dann nicht auch dich? Und wenn ich dich verliere, ist es dann nicht so, als wärst du niemals da gewesen? Wenn alle dich verlieren, wer erinnert sich dann noch an diesen wunderbaren Menschen, der meine Welt jeden Tag erstrahlen lies? Und bin ich dir nicht genau das schuldig, weil du immer für mich da warst? Bin ich es dir nicht schuldig, mich wenigstens zu erinnern?

Meine Welt dreht sich jeden Tag weiter, auch ohne dich, doch tief in mir spüre ich dich. Spüre, wie ich mich frage, was du getan hättest, wärst du nun an meiner Stelle. Frage ich, was du mir geraten hättest. Frage ich ob du es sehen kannst, wie ich mein Leben meistere. Ich rede mir selbst ein, dass du dort, wo du jetzt bist, auch manchmal an mich denkst und auf mich aufpasst. Stolz auf mich bist. Und dennoch vermiss ich dich.

Gedanken einer UnsichtbarenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt