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Auf wackligen Beinen und mit Tränen in den Augen gehe ich nun die Straße entlang. Es ist bereits dunkel, wodurch mich die vielen betrunkenen Männer nicht gleich entdecken. Meine Beine tragen mich automatisch näher zum Hafen, ohne dass ich es wirklich bemerke.

„Hey Kleine!" sofort spannt sich mein Körper an. „Lust auf ein paar Runden Spaß?"

Ohne mich umzudrehen renne ich los, ich höre Schritte hinter mir und weiß, dass mir mindestens eine Person folgt. Da ich hier aufgewachsen bin kenne ich mich gut aus, obwohl ich die meisten Straßen nur von meinem Fenster aus gesehen habe. Am Hafen angekommen schaue ich mich sofort hektisch nach einem Versteck um.

„Brauchst du Hilfe?" ich schrecke hoch und schaue zur Seite auf einen Mann der an einer Kiste lehnt. „Ich kann dir bei allem helfen." Lallt der betrunkene Mann und stolpert auf mich zu.

Aus Reflex schubse ich ihn, worauf er hintenüber ins Wasser fällt. Dann landet mein Blick auf einem riesigen, eleganten Schiff, ich achte nicht mal auf die Fahne und renne schnell über den Steg. Hinter mir höre ich die schweren Schritte der Männer auf dem Holz, ohne nachzudenken springe ich an die kleine Leiter die an der Seite des Schiffes befestigt ist und klettere hoch. Als ich auf dem Deck des Schiffes lande nehme ich ganz in der Nähe Stimmen wahr, hilflos laufe ich zu ein paar Fässern und verstecke mich dort.

„Ey! Was zum Teufel – wer seid ihr?" nehme ich eine Frauenstimme mit spanischem Akzent wahr.

Langsam schaue ich durch die Fässer hindurch auf das Geschehen vor mir. Inzwischen stehen rund fünf Leute um die zwei betrunkenen Männer die mich verfolgt haben. Schwerter sind auf sie gerichtet, während sie sich völlig geschockt umschauen.

„Nichts – das... das war ein Versehen!"


„Ja, wir gehen besser."

Noch bevor jemand antworten kann hört man eine Tür auffliegen. Ich schaue an den Männern und der Crew vorbei. Es führt eine kleine Treppe hoch zu einem Vorsprung, dort ist das Steuer und wohl ein Zimmer, aus dem in diesem Moment niemand anderes als Lexa Woods tritt. Ich schlage mir selbst vor die Stirn, wieso nur bin ich gerade zu diesem Schiff gegangen?

Sie geht elegant die Treppen herunter, dabei spielt sie mit einem Dolch in der Hand, sofort schlucke ich schwer. Auch die Männer scheinen sich gleich vor Angst in die Hose zu machen.

„Was macht ihr hier?" fragt sie in einem gefährlich leisen Ton.

„Wir... wir haben dieses Mädchen ehm..."

„Wir sind ihr gefolgt! Wir wollten ihr helfen."

„Ja genau."

Lexa fixiert die beiden mit einem harten Blick und legt den Kopf etwas zur Seite, meiner Meinung nach sieht es unheimlich süß aus, wenn sie so guckt. Plötzlich spüre ich wie sich das Schiff bewegt, mein Blick landet auf der Treppe die hochgezogen ist, mir wird klar, dass die Piraten gerade abgelegt haben.

„Welches Mädchen?" höre ich dann den Kapitän fragen.

„Diese Blonde. Ich weiß ihren Namen nicht. Sie sah nur so verloren aus." Ich rolle mit den Augen über diese Lüge, sie wollten mir sicher nicht helfen.

„Das klingt nicht gerade glaubhaft." Brummt Lexa heraus und gibt ihrer Crew mit einem Nicken das Zeichen, die Schwerter runter zu nehmen. „Oder wolltet ihr uns vielleicht überraschen? Uns ausrauben?"

„Nein!" antwortet einer der Männer sofort ängstlich. „Wirklich nicht, nein. Wir sind nicht mal bewaffnet."

Als ich nah vor mir Schritte höre ziehe ich mir schnell die Decke über den Kopf, überall auf dem Schiff sind nun Teile der Crew, sie kümmern sich um die Segel und steuern geradewegs vom Hafen von Tortuga weg, meiner Heimat. Nach ein paar Sekunden traue ich mich wieder durch die Fässer zu schauen, Lexa steht inzwischen nah vor den beiden Männern. Hinter ihr stehen zwei Dunkelhaarigen Frauen und eine Blonde, alle Drei sehen aus als wären sie bereit den Männern den Kopf abzureißen.

I can see it in your deep blue eyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt