//11|| Der Anfang vom Ende

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Draco P.O.V

Ich wurde aus dem Schlaf gerüttelt und eine leise Stimme sagte etwas von "Weiterziehen" und "Frankreich".
Dann wurde ich von meinen Klamotten überfallen.
Müde gähnte ich und zog mich an.
Rady stand in der Mitte des Zeltes und hatte sich von mir weggedreht.
Sie hatte ihre aschblonden Haare zu einem Pferdeschwanz hochgebunden und wartete auf mich.
Der Gedanke an den vergangenen Abend wärmte mich auf und ich grinste wie ein Honigkuchenpferd.
Angezogen und startklar umarmte ich das fast schon abgemagerte Mädchen, das vor mir stand, und küsste ihren Hals.
Ehe sie sich umdrehte, erschien eine kalte, angsteinflößende Stimme in meinem Kopf.
Draco...
Ich zuckte zusammen.
Draco...Verlass...sie...Sonst töte ich deine Eltern...und alle anderen Menschen, die dir nur ein kleines bisschen...wert...sind...
Mein Atem stockte. Ich kniete auf den Boden und hielt mir meine Ohren zu.
>>Nein!<<, flüsterte ich, >>Nein, bitte nicht<<
Der dunkle Lord hatte zu mir gesprochen. Und er hatte mir gedroht.
Rady wandte sich hastig zu mir um und sah blass auf mich herunter.
Das Bild meiner Mutter erschien vor meinen Augen. Ich konnte nicht zulassen, dass er sie umbrachte.
Verzweifelt fragte Rady immer und immer wieder, ob alles in Ordnung wäre.
>>Ich muss gehen<< Meine Stimme war kalt, kälter als ich es eigentlich wollte. Radylia starrte mich fassungslos an.
Mit Tränen in den Augen flehte sie mich an zu bleiben.
>>Ich komme bald wieder<< Doch ich wusste nicht, ob es stimmte. Ich konnte nichts mehr versprechen.
Ausgelaugt wie ich war stellte ich mich auf die Beine und gab ihr einen letzten Kuss zum Abschied.
Unsere Lippen berührten sich nur einige Sekunden.
Ich apparierte nicht sehr gerne, aber wenn es unbedingt nötig war, tat ich es trotzdem.

Das Wohnzimmer des Familienanwesens war voll mit Todessern.
Auch meine Eltern standen in einer Ecke und blickten zum Boden.
Niemand sprach.
Er selbst trat mit erhobenem Kopf in den Raum und lachte.
>>Draco Malfoy<<, sagte seine abscheuliche Stimme, >>Wie nett, dass du auch mal da bist<<
Ich schluckte den Kloß in meinem Hals hinunter. Gerade mal einen Tag war ich weg gewesen. Und ich wollte wieder einfach nur fort. Ich dachte an Radylia, die ich alleine in dem Zelt zurück gelassen hatte und hasste mich dafür.
Selbst Bellatrix hielt den Rand und das musste etwas heißen.
>>Und?<<, fragte der dunkle Lord, >>Ist sie tot?<<
Es lief mir eiskalt den Rücken runter. Er hatte erwartet, dass ich Rady töten würde. Es war jedoch nicht dazu gekommen. Das dunkle Mal auf meinem Arm schmerzte wie wild.
>>Nein. Noch nicht<<, murmelte ich mit dem Blick nach unten zu meinen Füßen.
>>Sieh mich an<< Seine Stimme kam immer näher zu mir.
Ich hob den Kopf hoch und starrte in die bösen Augen meines Gegenübers.
>>Wieso nicht?<<, wollte er wütend wissen.
>>Ich...ich...<<,stotterte ich vor mich hin, >>Ich bin noch nicht dazu gekommen<<
>>Dann wirst du es jetzt tun<<, fauchte er und schlich davon, den Eldastab in seinen dünnen, langen Fingern,gerichtet auf seine unheimliche Schlange.
>>W-wie?<<, fragte ich ängstlich, >>S-sie ist nicht da<<
>>Das weiß ich du Dummkopf!<< Voldemort wurde noch wütender als zu vor.
Er zeigte mit dem Stab auf eine komplett leere Stelle und flüsterte einen mir unbekannten und langen Zauberspruch. Es war sehr dunkle Magie.
Schreiend vor Schmerz oder auch vor Wut wurde aus einem Feuer eine Gestalt und aus der Gestalt wurde letztendlich ein blondes Mädchen mit grünen Augen, die den Lord böse anfunkelten.
>>Radylia Salazaria Heever!<<, sagte Voldemort ruhig und kam auf sie zu.
Sie hatte keinen Funken Angst in ihrer Stimme, als sie begann zu sprechen.

Rady P.O.V.

Dracos Lippen waren nach wenigen Sekunden verschwunden, genau wie er.
Es dauerte nicht lange und ein höllischer Schmerz machte sich in mir breit. Etwas zog mich vom Boden. Ich sah Flammen und schrie vor Schmerzen.
Das Feuer erlosch und die Schmerzen endeten, doch jetzt stand ich in einem anderen Raum. Ich war auf dem Anwesen der Malfoys und vor mir stolzierte Voldemort höchstpersönlich herum.
>>Radylia Salazaria Heever<<, sagte er.
Meine Augen wurden zu Schlitzen.
>>Bleib weg von mir<<, fauchte ich.
Der dunkle Magier blieb stehen und schaute mich überrascht an.
Selbstbewusst zückte ich meinen Zauberstab aus meiner Hosentasche und beschwor eine verdammt große Schlange herauf.
>>Greif ihn an<<, flüsterte ich wütend zu ihr. Doch ehe sie sich bewegte, rief er den Todesfluch aus und sie lag ermordet auf der selben Stelle.
Ich funkelte ihn an.
>>Draco. Töte sie<<, sagte Riddle und gesellte sich zu Dracos Eltern, die ihm stumm Platz machten.
Ich drehte mich herum und sah in Dracos blaue Augen, aus denen Tränen flossen.
>>Draco<<, sagte ich, >>Tu es<<
Ich hatte die Hoffnung, dass er nach meiner Ermordung in Ruhe gelassen wurde vom dunklen Lord. Mein Leben war nichts wert, wenn Draco im Bann fest saß.
Seinen Zauberstab hielt er bereit.
Als er kurz davor war etwas zu rufen, spürte ich etwas außergewöhnliches.
Meine Klamotten wurden gegen ein smaragdgrünes Kleid getauscht. Auf meinem Kopf erschien das Diadem, und an meinen Armen schlängelten sich silberne Schlange hinab.
Ich hob meinen Arm, richtete meinen Zauberstab in die Luft und beschwörte einen Patronus herauf.
Die riesige Schlange spuckte Feuer. Es war unheimlich, aber auch echt cool.
Meine Haare wehten vom Wind meiner mächtigen Kraft.
Draco stand wie angewurzelt da.
Zwei Geistergestalten, sehr hell und fast nicht zu erkennen, erschienen vor mir. Es war ein junges, verliebtes Pärchen. Sie sahen mich lächelnd an.
Es waren Samuel und Bethany.
Sie nickten mir zu und grüne Funken stießen aus meinem Stab.
>>Avada Kedavra<<, kreischte ich wütend und brachte damit den dunklen Lord zur Strecke. Dachte ich jeden Falls.
Er prallte zurück, doch er war noch am Leben.
>>Damit hast du wohl nicht gerechnet du Flittchen<<, lachte Bellatrix.
Mit meiner bloßen Hand zauberte ich eine Schlange herbei, die LeStrange auf der Stelle erwürgte.
Voldemorts Zauberstab sprühte nun unablässig grüne Funken, doch meine Kraft war stärker und größer.
Sein Fluch prallte wieder auf ihm ab und er fiel zu Boden. Ich ergriff die Chance und mit einem Fingerschnippsen war ich in einem Wald.

Ich wanderte Tage und irgendwann Wochen die Wälder entlang, ziellos, und alleine.
Mein Outfit hatte ich gegen ein neues getauscht. Ich lief nun mit einer gemütlichen Bikerhose, einem Holzfällerhemd und Wanderschuhen.
Auf dem Weg ins Nirgendwo traf ich auf wenige Menschen. Einmal stieß ich ausversehen auf Muggel, die mich erschrocken gemustert hatten und meinen Namen wissen wollten. Ich sah anscheinend aus, als würde ich hier leben. Das tat ich ja auch, aber das mussten sie ja nicht wissen.
In meinem Rucksack,den ich herbeigezaubert hatte, lief ununterbrochen ein Radio. Ich hörte nur einen Sender,auf dem eine jungenhafte Stimme Neuigkeiten erzählte über den Krieg mit Voldemort. Jeden Tag zählte er die Namen der verschwundenen Personen auf. Und jeden Tag hatte ich Angst einen Namen meiner Freunde zu hören.
Und dann irgendwann, als ich wie jeden Morgen am Lagerfeuer einen Vogel frühstückte, sagte der Junge, dass Harry Potter in Hogwarts aufgetaucht wäre.
Er berichtete, dass die Schüler nun nicht mehr unter der Macht von Snape standen, da dieser geflüchtet war.
Der Krieg hatte nun seinen höchsten Punkt erreicht.
Ich verschlang mein Frühstück und apperierte in den Verbotenen Wald, der sich direkt neben dem Schloss befand.
Sie kämpften noch immer gegeneinander. Gut gegen Böse.
Keuchend lief ich hinauf und bewaffnete mich mit meinem Zauberstab.
Eine Todesserin landete vor meinen Augen.
Mit einem Fluch war sie tot.
Es war ein leichtes im Hof von Hogwarts anzukommen, doch ein schweres meine Leute zu finden.
Luna Lovegood rannte zu Neville und die beiden flüchteten ins Schloss. Ein Zentaur wurde von einem Pfeil zum Boden gerissen.
Ich sprintete in das Schloss und wich einem Fluch aus.
>>Rady<<, rief Flinns Stimme von rechts.
Ein großer Junge mit zerzausten Haaren, ganz schmutzig und verletzt, kam auf mich zu gehumpelt und schloss mich in seine muskulösen Arme. So hatte ich meinen ehemals aller besten Freund nie gesehen.
>>Du musst hier weg<<, sagte ich zu ihm. Ein Todesser wollte uns umbringen, aber ich war schneller und er fiel wie der Zentaur von vorhin zu Boden und stöhnte.
Es war unbeschreiblich laut und die Schüler, Lehrer, Eltern und Freunde kämpften gegen Voldemorts Armee. Ich sah Blut fließen, Kreaturen und Menschen sterben. Ich hörte Schreie, Schmerzensschreie und von überall krachte etwas ein.

Ich sah Hermine Granger vorbeirennen und dachte mir schon, dass ich auch gleich Potter begegnen würde. Doch dies geschah nicht.
Flinn riss mich aus meinen Gedanken und zog mich in eine Ecke, wo es gerade ungefährlich war.
>>Versteck dich im Kerker<<, sagte Flinn zu mir, >>Versteck dich solange bis alles vorbei ist<<
Ich schüttelte den Kopf, stieß ihn von mir weg und rannte Granger hinter her, die mit Ron Weasley zur Mädchentoilette rannte.
Bei ihnen angekommen schrie ich etwas von "Wo ist Potter" und "Ihr-Wisst-Schon-Wer".
Sie kannten mich nur aus dem Unterricht und verstanden deshalb nicht, was ich von ihm wollte.
>>Ich muss mich an ihn halten. Er ist der Einzige hier, der es wie ich mit dem Lord aufnehmen kann<<
>>Red' keinen Stuss du eingebildete Slytherin<<, sagte Weasley verächtlich.
Ich schaute ihn nicht an und wandte mich lieber Granger zu, die meinte, er wäre in Dumbledores Büro gerannt.
Ich bedankte mich bei ihr und machte mich auf die Suche.
Verwirrt sahen Beide mir hinterher, denn noch nie hatte sich eine Slytherin bei einer Gryffindor aufrichtig bedankt.

Die Stimme des dunklen Lordes brannte sich in unser aller Köpfe ein, als er sagte, dass er Potter im Wald erwartete. Dieser jedoch war auch noch so dumm und machte sich auf den Weg.
Im Eingangsbereich des Schlosses war es nun friedvoll geworden. Die Todesser waren verschwunden.
Es gab viele Verletzte und auch Tote gab es.
Der Kampf hatte sein Ende genommen.

Flinns Leiche lag unter einem Laken.

Mit Tränen, die ununterbrochen über mein Gesicht liefen, kniete ich neben ihm und schluchzte.
Professor McGonagall kniete sich neben mich und legte ihre Hand auf meine Schulter.
Verweifelt versuchte ich ihn zum Leben zurück zubringen, aber die Versuche scheiterten. Kein Zauberspuch dieser Welt konnte einen Toten wieder zurück bringen.
McGonagall nahm mich schützend in ihre schlanken Arme.
>>Es ist so unfair<<, krächzte ich.
Flinns Körper war nur noch Fleisch und Blut.
Blut, dass aus ihm heraus sickerte.
Von ihm steckte nichts mehr darin.
Keine Seele mehr.
Es brach mir mein Herz.
Wieso mussten immer die Guten von uns gehen?

Die Erbin Slytherins (FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt