Sie rief meinen Namen, ihre Stimme war in der ganzen Wohnung zu hören. Ihre hohe Raucherstimme war gewohnheitsbedürftig aber dennoch nicht schwer zu ertragen. Aber ich war abgelenkt. Etwas hielt mein Blick und meine voll Aufmerksamkeit. Dieses Stück Papier hielt meinen Blick gefangen und ließ mich nicht los. Meine volle Aufmerksamkeit war diesem Brief gewidmet.
Schwarz auf Weiß laß ich die Zeilen immer und immer wieder und dennoch verstand ich kein einziges mal, was ich da las.
Ich hatte das Gefühl Schritte vernommen zu haben. Sicher war ich mir nicht, denn dieser Brief entführte quasi meine ganzen Sinne und ich war voll und ganz auf diese Zeilen fixiert. Ein bisschen kam es für mich so rüber, als würde alles in Zeitlupe abgespielt werden. Als wäre dieser absurde Brief den ich zum vielleicht vierten mal lese, ein langes Buch mit siebenhundert komplizierten Seiten, die zusammen am Ende kein tüchtiges Ergebnis des Ganzen gaben.
Alles Zusammenhanglos und prekär.
Ebenso dieses dumpfe Geräusch die im fünf-Sekunden-Takt zu hören war und den Eindruck machte, dass dieses Geräusch näher kam.Eine laut aufgerissene Tür erweckte mich von meiner Imagination und ich schreckte sofort auf.
Ninho, meine Tante, stand an der Tür und blickte perplex mit einem Hauch an Wut auf den Brief, der in meiner Hand verweilte.
Ohne ein Wort zu sagen kam sie auf mich zu und schenkte mir einen traurigen, aber lächelnden, Blick zu und nahm mir den Brief aus der Hand. Es schien als seien ihre ganze Mimik dem Brief gewidmet.
Durch ihren Blick, der trotz Allem nur etwa drei Sekunden hielt, laß ich alle Antworten ab, die ich mir gestellt hatte, während ich diesen Brief laß.
Sie laß sich den Brief durch und atmete schwer aus. Ich wandte meinen Blick ab und hüllte mein Gesicht in meinen Händen.
>>Es tut mir Leid..<< kam von ihr leise, doch ich krampfte weiter zusammen und ließ die Tränen raus, die sich währenddessen gestaut hatten.
Ich fühlte mich leer, kaputt und weggeworfen. Wobei ich das irgendwie auch war.Sie starben beide. Beide dank diesem Lasterfahrer. Er achtete nicht auf die Straße und fuhr geradewegs in die Rücksite des Autos meiner Eltern. Jegliche Hilfe kam zu spät.
Ich spürte eine warme Hand auf meinem Rücken und merkte, wie meine Tante ihren Kopf auf meine Schulter senkte. Sie atmete ungleichmäßig und ich merkte, wie meine Schulter nass wurde. Ein Schluchzen von ihr, ein Schluchzen von mir.Auch, wenn ich meine Eltern nie kannte, habe ich mir immer eingeredet, dass sie eines Tages klingeln würden und mir sagen würden, dass ich Nachhause könne. Meine Tante erzählte mir immer, dass sie Stress hätten und ich deshalb bei ihr wohnen würde. Sie versprach mir, dass ich eines Tages abgeholt werde und Nachhause darf.
Neunzehn Jahre lang wartete ich darauf. Doch nun wird dies nie geschehen. Ich werde sie nie kennenlernen. Sie sind weg. Von der Erdoberfläche verschwunden. Nie wieder zu treffen. Einfach weg, und sie werden niemals wieder kommen.Ein schrilles ekliges Geräusch ließ mich meine Augen öffnen und aus dieser Hölle aufwachen. Es war zum Glück alles unecht und nur in meinem Unterbewusstsein. Anfangs nahm es mich echt mit. Meine Eltern waren einfach weg und ich konnte sie nie wieder sehen! Nichtmal Verabschieden konnte ich mich oder gar eine letzte ordentliche Konversation mit ihnen führen!
Dies ließ mich einen komischen Druck im meinem Magenberreich spüren und ich kaute schnellatmend auf meinen Lippen rum. Etwas beängstigt schaute ich hin und her und suchte etwas, was mich beruhigen konnte.Aber ich hatte keine Tante und soweit ich weiß, würde ich nicht so reagieren, wenn ich sowas lesen würde. Zu dem hatten meine Eltern zwar kein schlechtes aber nicht das intensivste Verhältnis, demnach würden sie nicht zusammn im Auto sitzen.
Dachte ich, ich versuchte mich nämlich eigentlich zu beruhigen...Ich schaltete mein Handywecker aus, welches mein Lieblingslied spielte. Ich setzte mich auf und rieb mir durchs Gesicht. Ich spürte, dass dieser Traum quasi eine Metapher dafür wäre, dass ich 'mit dem falschen Fuß aufgewacht sei'.
Hoffentlich nahm mir heute niemand meine abgelenkte Art und meine schlechte Laune übel.
Hoffentlich Tae erst recht nicht...
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V wie Violett {wird noch überarbeitet}
Romantik"Du bist wie die Farbe Violett." Das war ein Satz, den der verschlossene Taehyung oft in seiner Kindheit hörte. Der fröhliche Jeon Jungkook versuchte den verschlossenen Tae zu verstehen und leistete ihm Beistand in den schweren Zeiten, die auf Tae w...