Entschuldigung

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Okay ... dieses Kapitel ist lang geworden. Dafür ist es auch das letzte. Denke ich. Eigentlich sollte damit alles so weit aufgelöst sein.

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Er traf Dean auf einem weiteren Rastplatz wieder. Sam war als Erster dort, lehnte sich auf dem Sitz seines gestohlenen Wagens zurück und schloss die Augen. Die Wunde an seinem Arm pochte, und inzwischen spürte er auch diverse andere Blessuren, die er sich bei der Flucht und im Kampf zugezogen hatte. Er fühlte sich beschissen.

„Da kommen Sie", sagte Luzifer.

„Sie?" Sam öffnete die Augen gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie der Impala neben seinem Wagen hielt. Dean stieg aus. Und auf der anderen Seite ...

„Cas?"

Sam kletterte aus dem rostigen Minivan und starrte den Engel an. Der trug seinen Trenchcoat wieder. Dean musste ihn ihm gegeben haben, immerhin hatte er ihn die ganze Zeit mit sich herumgeschleppt wie eine trauernde Witwe das letzte Andenken an ihren Mann.

Castiel begrüßte Sam mit einem Lächeln, das eindeutig schuldbewusst wirkte. Kein Wunder, wenn man bedachte, unter welchen Umständen sie sich zuletzt gesehen hatten. „Hallo Sam."

„Was zur Hölle?", fragte Sam. „Wir dachten, du wärst tot." Wobei er zugeben musste, dass Leute, die auf die eine oder andere Art von den Toten zurückkehrten, so langsam zu einem normalen Teil seines Lebens wurden. Er selbst hatte das Kunststück inzwischen zweimal vollbracht, wenn man seinen Aufenthalt im Käfig mitzählen wollte.

Dean brauchte eine Weile, um die Sache zu erklären – wie er ein Bild von Cas im Internet entdeckt hatte und deshalb aufgebrochen war. Wie er festgestellt hatte, dass Cas sein Gedächtnis verloren hatte und unter dem Namen Emmanuel Wunderheilungen vollbrachte. Wie er beschlossen hatte, dass Emmanuel vielleicht trotzdem helfen konnte. Wie sie unterwegs ein paar Dämonen begegnet waren, was Castiels Gedächtnis auf die Sprünge geholfen hatten ...

Während Dean redete, heilte Cas Sams Verletzung. „Es tut mir leid", sagte der Engel schließlich. „Ich habe die Mauer zwischen dir und den Erinnerungen an deine Zeit in der Hölle geschwächt. Es ist meine Schuld, dass du Luzifer siehst."

Sam riskierte einen kurzen Blick zu dem soeben genannten gefallenen Engel, der die ganze Zeit schweigend an dem rostigen Minivan gelehnt hatte und seinen kleinen Bruder mit undeutbarer Miene musterte. „Wir haben uns mehr oder weniger arrangiert."

„Was das angeht ...", sagte Dean. „Cas, kannst du irgendwie feststellen, ob Lucy Scheißdreck erzählt oder nicht? Kann er Sam echt nicht verwenden, um aus dem Käfig rauszukommen?"

„Ich kann es versuchen. Sam?"

Sam gab mit einem Nicken seine Erlaubnis, und im nächsten Moment drückte Castiel ihm zwei Finger gegen die Stirn. Aus dem Augenwinkel sah Sam eine Bewegung. Luzifer stieß sich vom Auto ab. „Kleiner Bruder", sagte er.

Castiel drehte den Kopf und sah ihn an. „Luzifer."

„Toll", kommentierte Dean. „Bin ich jetzt der Einzige, der Sams unsichtbaren Freund nicht sehen kann? Ich komm mir irgendwie vor, als wäre ich zu einer Party in der Klapse nicht eingeladen worden."

„Er sagt die Wahrheit", verkündete Castiel nach einer Weile. „Ich glaube nicht, dass er seine Verbindung zu Sam nutzen kann, um aus dem Käfig zu entkommen."

Luzifer schob die Hände in die Taschen und verdrehte die Augen. „Ich kann mir wirklich nicht erklären, warum mir nie jemand glaubt."

Unwillkürlich stieß Sam ein kurzes Lachen aus.

The Devil on your Shoulder (deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt