Wort-Skizzen

Der Steinzeitmensch

Gestern bekam ich Besuch von einem Steinzeitmenschen und zeigte ihm meine Welt.

Zerst führte ich ihn durch mein Haus. Er staunte über meinen Fernseher.
"Manche Leute schauen den ganzen Tag da hinein.", erklärte ich ihm.
"Warum?", fragte der Steinzeitmensch, "Draußen ist es doch viel schöner."
Ich schwieg.

Danach ging ich mit ihm zu einem Supermarkt um einzukaufen. Er staunte über die langen Regale.
"Man kann hier jederzeit alles holen was man haben will.", erklärte ich ihm.
"Warum?", fragte der Steinzeitmensch, "Das ist doch langweilig."
Ich schwieg.

Nach dem Supermarkt gingen wir noch Klamotten kaufen. Er staunte über die Aufdrucke und Logos.
"Manche Leute tragen nur solche Klamotten und andere werden ausgeschlossen weil sie sich keine leisten können.", erklärte ich ihm.
"Warum?", fragte der Steinzeitmensch, "Die sind doch unbequem und unpraktisch."
Ich schwieg.

Schließlich gingen wir an die Kasse um zu bezahlen. Er staunte über den Geldschein in meiner Hand.
"Manche Leute töten sogar für Geld.", erklärte ich ihm.
"Warum?", fragte der Steinzeitmensch, "Das ist doch nur ein Fetzen Papier."
Ich schwieg.

Nachdem wir bezahlt hatten, machten wir uns auf den Heimweg. Er staunte über die vielen Autos auf der Straße.
"Manche Leute fahren sogar mit dem Auto wenn ihr Ziel nur einige Meter weit weg ist.", erklärte ich ihm.
"Warum?", fragte der Steinzeitmensch, "Sie müssten doch nur laufen."
Ich schwieg.

Als wir eine Weile gelaufen waren, sahen wir einige Männer in einer Gasse liegen. Er staunte über die vielen Bierflaschen.
"Manche Menschen trinken jeden Tag Alkohol.", erklärte ich ihm.
"Warum?", fragte der Steinzeitmensch, "Es macht sie doch krank."
Ich schwieg.

Zuhause angekommen setzten wir uns vor den Fernseher. Er staunte über eine Dokumentation über die Zerstörung des Regenwaldes. "Die Menschen fällen die Bäume schneller als neue nachwachsen können.", erklärte ich ihm.
"Warum?", fragte der Steinzeitmensch, "Sie klauen uns die Luft und vielen Tieren das Haus."
Ich schwieg.

Nach der Dokumentation sahen wir eine Reportage über die Sklaverei. Er staunte über die Brutalität der Leute damals.
"Reiche Leute konnten arme Leute einfach kaufen und für sich arbeiten lassen.", erklärte ich ihm.
"Warum?", fragte der Steinzeitmensch, "Es sind doch auch nur Menschen."
Ich schwieg.

Als der Tag zuende ging, kam für ihn die Zeit zu gehen. Er verabschiedete sich mit den Worten: "Also du lebst schon in einer sehr, sehr seltsamen Welt." "Warum?", wollte ich zuerst fragen, aber das wusste ich selbst.