Kapitel 3.

11.7K 184 55
                                    


Nachdem ich das Tor passiert hatte, empfing mich eine Frau, die ein hautenges schwarzes Kleid und eine kleine weiße Schürze darüber trug. Ich stutzte und fragte mich, ob alle Kellnerinnen hier in so einem Outfit arbeiten mussten. Etwas suspekt verzog ich das Gesicht. Der Typ am Eingangstor hatte mich aber auf meine Worte, ich wäre wegen der Jobanzeige hier, herein gelassen, also falsch war ich hier ganz sicher nicht. Oder?


Die Frau lächelte mich freundlich an und führte mich ohne eine Wort zu sagen, zu eine Art Rezeption. In ihren ebenfalls schwarzen Stilettos eilte sie elegant davon und ich fragte mich, wie sie überhaupt einen Schritt in diesen hohen Dingern machen konnte, ohne sich den Knöchel zu brechen. Zwar trug ich auch hohe Schuhe, doch meine waren nur halb so hoch und in ihren Schuhen würde ich mich sofort umbringen.


"Wie kann ich Ihnen helfen?", riss mich eine bestimmte Stimme aus den Gedanken und ich drehte mich zu dem etwas älteren Mann um, der in einem maßgeschneiderten Anzug hinter der Rezeption stand. Ich betrachtete ihn genauer, denn so einen gepflegten und stylischen älteren Herren, hatte ich noch nie in meinem Leben gesehen. Er hatte einen perfekt gestutzten Bart und selbst an seinen Augenbrauen war kein überschüssiges Haare zu sehen. Seine Fingernägel waren in eine einheitliche Länge gefeilt und es sah so aus, als wäre sie mit Klarlack lackiert. Beschämt schielte ich auf meine Nägel, an denen der rote Nagellack schon an manchen Stellen abgeblättert war. Vielleicht hätte ich mir mehr Gedanken um mein Auftreten machen sollen, wobei ich mit meiner Bluse und dem strengen Dutt gut hier rein passte, dachte ich zumindest. Wobei ich mir vorstellen konnte, dass es hier Pflicht war Markenkleidung zu tragen. Doch von welchem Geld hätte ich diese bezahlen sollen?


Der Mann räusperte sich und ich lächelte ihn entschuldigend an. Typisch, ich sollte mich nicht immer so leicht ablenken lassen. "Ähm, ich bin wegen der Jobanzeige hier.", sagte ich schließlich und strich unauffällig über meine Bluse.


Über die Lippen des Mannes huschte ein Schmunzeln und seine Augen analysierten meinen Körper. In de Anzeige hatte zwar gestanden, dass sie wert auf ein gepflegtes Äußeres legten, doch so wie der Mann mich anguckte, suchte er nach Stellen an meinem Körper, die er gleich unters Messer legen wollte. Etwas unbehaglich zupfte ich an meinem Rock herum und hoffte, dass der Mann seine Augen endlich von meinem Körper nahm. Denn ich war zwar groß, doch anders als die ganzen Magermodels besaß  ich Kurven. Ich ging auch regelmäßig ins Fitnessstudio, aber welche Frau war schon zufrieden mit ihrer Figur?


"Okay.", meinte er dann schließlich und ich atmete erleichtert aus. Es fühlte sich an, als hätte er meinen Körper abgesegnet und als wäre dies die erste Hürde für den Job gewesen. Langsam beschlich mich jedoch der Gedanke, dass dieser Ort anders als andere Restaurants war. Ohne weiter darüber nachdenken zu können, sagte er mir, dass ich ihm folgen sollte und er jemanden suchen würde, der sich dann um mich kümmerte.


Ich setzte mich in einen der silbernen Ledersitze im Eingangsbereich und betrachtete das erste Mal, dass Gebäude von innen. Alles war ziemlich luxuriös und hatte im herkömmlichen Sinne keine Gemeinsamkeiten mit einem Restaurant. Die Wände waren mit einer Art Glas verkleidet, die verschieden beleuchtet wurden und ich spontan zur modernen Kunst eingeordnet hätte. Der Boden war aus glänzendem Marmor und trotz der schlicht gehaltenen Dekoration versprüht der Raum Gemütlichkeit. Behutsam strich ich über das Leder und betrachtete mein Outfit. Passte ich hier überhaupt rein und überhaupt, wie würde ich bezahlt werden?

Der Mann riss mich wieder einmal aus meinen Gedanken und ich schaute auf. "Würden Sie mir bitte folgen? Mr Preston wird sie nun in seinem Büro empfangen." Schnell sprang ich auf und tippelte ihm hinterher. Wir gingen durch eine Tür und standen dann in einem Flur, der genauso eingerichtet war, wie der Eingangsbereich, nur das hier, mehrere Türen rechts und links abgingen.

Secret Obsession - abgebrochenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt