Kapitel 4.

12K 190 38
                                    


Nachdem ich in beschämtes und verwirrtes Schweigen ausgebrochen war, hatte Mr Preston leise zu lachen angefangen, worauf ich am liebsten im Erdboden versunken wäre und mir den schnellstmöglichen Fluchtplan in meinen Gedanken ausmalte. Wie hatte ich mich nur wieder in so eine peinliche Lage bringen können?


Vielleicht hätte ich einfach so tun sollen, als hätte ich noch einen Termin, doch stattdessen krallte ich meine Sachen, stand mit gesenktem Kopf auf und wollte zur Tür eilen.


"Sie wolllen einfach ohne ein weiteres Wort verschwinden?", schmunzelte Mr Preston und ich blieb ertappt stehen. Mist! Naja, es war ein Versuch wert gewesen. Nun musste ich mir etwas anderes ausdenken, doch ich kam nicht weit, denn Mr Preston tauchte neben mir auf und sein Duft umhüllte mich.


Unfähig einen weiteren Gedanken zu verfolgen, starrte ich ihn nur abwartend an und beobachtete jeder seiner Bewegungen. Er legte seine Hand unter mein Kinn und zwang mich ihn anzusehen. Seine Schokoladenaugen hielten mich gefangen und ich konnte sehen, dass sich ein dunkler Schleier darüber gelegt hatte. Begehrte er mich vielleicht genauso wie ich ihn? Meine Körpermitte zuckte bei diesem Gedanken und ich schluckte hart.


"Sie wissen doch noch nicht einmal, was der Job umfasst, Miss Malone. Da können Sie doch nicht einfach verschwinden." Seine einfühlsame Stimme klang durch meinen Körper und ich glaubte in diesem Augenblick, dass ich alles für diesen Mann tun würde, würde er mich nur darum bitten. Wieso er mich so leicht beeinflussen konnte, war mir ein Rätsel, doch ich konnte nun auch unmöglich einfach gehen.


Mr Preston hatte Recht, ich sollte mir vielleicht erstmal anhören, was er zu sagen hatte und mir das Haus zeigen lassen. Es könnte ja sein, dass der Job doch seine Vorzüge hatte und ich ihn gerne machen würde.


Versuchte ich mir etwas einzureden oder wollte ich einfach nur bei ihm bleiben?


Mr Preston brauchte mich keine fünf Minuten zu überreden und schon ließ ich mich von ihm durch die hellen Flure ziehen. Er wollte mir die Räumlichkeiten zeigen und wie das Ganze hier ablief. Etwas unsicher, ob ich die richtige Entscheidung getroffen hatte, aber auch neugierig, betrachtete ich meine Umgebung ganz genau. Zuerst führte er mich in eine großen länglichen Raum, den er mir als Lounge vorstellte. An der einen Wand erstreckten sich eine Reihe von Panoramafenstern, die einen freien Blick auf die Stadt boten und ich musste zugeben, dass hier alles mehr als edel war. Die Silbertöne wurden hier wieder in den einladenden Sesseln aufgegriffen und Mr Preston erklärte mir, dass sich die Gäste hier unterhalten und einen Drink genehmigen konnte, bevor es regelrecht zur Sache ging. Ab und zu fanden hier auch unterschiedliche Veranstaltungen statt, auf denen er vorerst nicht weiter einging.


"Und, wie gefällt er ihnen bis jetzt?"


"Es ist wirklich sehr schön hier.", gab ich ehrlich zu und ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen.


"Herzlichen Dank. Ich habe eigens eine Innenausstatterin engagiert, die mir das Schloss herrichtet.", sagte er stolz und ich musste bei seinen Worten kichern. Wenn wir nicht im 21 Jahrhundert gelebt hätte, hätte man auch meinen können, dass er der nächste Thronfolger war.


Verwundert runzelte er die Stirn, weshalb ich auflachen musste und seine Miene sich gänzlich verfinsterte. Ich versuchte mich zusammen zu reißen, doch da packte er mich auch schon am Arm und zog mich in einen Flur, von dem mehrere Räume abgingen. Wir gingen gleich durch die erste Tür und blind von der Dunkelheit, die mich umfing, wurde ich schnell auf etwas Hartes und Kaltes gedrückt und keuchte auf. Mr Preston war über mich gebeugt, denn ich spürte seinen Atem auf meinem Gesicht und erzitterte. Was würde er nun mit mir tun?, schoss es durch mein Kopf.

Secret Obsession - abgebrochenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt