P.O.V Uta
Es ist ein regnerischer Novembertag. Eigentlich sollte ich jetzt nicht jagen, meine Sinne sind bei Regen geschwächt und das gibt einen Vorteil für die Tauben. Aber ich habe schon seit 3 Wochen nichts gegessen... Und wenn ich nicht verhungern will dann wird es so langsam mal wieder Zeit. Also springe ich über die Hausdächer von Bezirk 4, auf der Suche nach meiner nächsten Mahlzeit. Obwohl meine Sinne bei Regen nicht so scharf sind, dringt ein wundervoller Geruch durch den Bezirk. Ich kann ihn Kilometer weit riechen und er lässt mir das Wasser im Mund zusammen laufen. Ich laufe schneller, folge dem Geruch über Meilen. Schneller, schneller... Dann bleibe ich stehen. Ich sehe die Quelle des Geruchs. Ein Mädchen, eher eine junge Frau. Sie hat lange, braune Haare, die sich hinter ihren Ohren bis zu den Spitzen locken. Ihre schwarzen Augen mustern neugierig die Gegend. Ich kann meinen Magen knurren hören. Ich will sie... Kurzerhand springe ich runter und bleibe vor ihr stehen. Ihre Augen kucken mich erschrocken an und sie weicht einen Schritt zurück. Oh mein Gott, diese Frau ist wunderbar. Schade dass ich sie nur kurz betrachten konnte. Aber sie werde ich genießen... Ich will auf sie losstürmen aber es geht nicht. Irgendetwas ganz tief in mir hält mich davon ab ihr die Kehle zu zerbeißen. Warum? Warum kann ich sie nicht fressen? Lange Zeit stehe ich vor ihr, zittere und versuche noch immer, mich zurück zu halten. "Geh." sage ich und packe meine Hand, die gerade auf sie zurasen will. Einige Momente steht sie still, bis sie ganz leicht nickt und langsam die Gasse verlässt. Warum? Warum konnte ich es nicht tun?!
P.O.V Haruka
Wieso? Wieso hat er mich nicht gefressen? Noch immer verwirrt kehre ich zum Bunker zurück. Wieso? Es will mir nicht in den Kopf. Natürlich hätte ich mich wehren können, ich hätte ihn einfach einen Kopf kürzer gemacht. Aber er hat sich eigenständig zurückgehalten. Als wollte er es nicht wirklich... Seltsam. Noch immer in Gedanken versunken schließe ich die große Stahltür auf und drücke sie quietschend nach innen auf. Der Gang ist schmal und wird von ein paar Kerzen beleuchtet. Wie ich diesen Ort hasse...