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„Hey Ewa", begrüßte er mich und sah mir dabei nur kurz in die Augen, bevor sein Blick wieder zu seinen Schuhen wanderte.

„Ich lass euch Zwei mal alleine", flötete Kels und verschwand hinter der Theke. Natürlich machte ich mir keine falschen Illusionen. Sie würde uns keine Sekunde lang aus den Augen lassen. Dafür war meine Freundin schlichtweg zu neugierig.

Schweigend standen wir uns gegenüber und ich suchte verzweifelt nach Worten, die die Situation entschärfen würden. Wie hätte es auch anders sein sollen, fielen mir wie immer keine ein.

„Ewa, es tut mir leid. Wie ich mich an dem Abend benommen habe, war dumm von mir. Ich hätte deswegen nicht sauer auf dich sein dürfen. Es war nur..."

„Matt hör auf", unterbrach ich ihn.

„Wir müssen diese Entschuldigungsnummer nicht abziehen. Nicht wir beide. Du bist mein bester Freund und ich habe dich vermisst. Ich wollte dich anrufen, aber... aber ich hatte Angst, dass du zu wütend bist, um mit mir sprechen zu wollen."

„Wie könnte ich jemals nicht mit dir sprechen wollen. So etwas darfst du nie wieder denken."

Die Erleichterung, die mich bei seinen Worten durchströmte, war so groß und traf mich so unvorbereitet, dass mir die Tränen in die Augen schossen. Erst jetzt merkte ich, wie sehr er mir tatsächlich gefehlt hatte. Ich brauchte Matt in meinem Leben.

Damit er nicht sehen konnte, wie sehr mich dieses Gespräch aufwühlte, senkte ich den Kopf und zupfte nervös an den Enden meines T-Shirts.

Doch wie immer konnte ich keine meiner Gefühlsregungen vor Matt verbergen. Sofort zog er mich in seine starken Arme, wo ich mein Gesicht in den weichen Stoff seines Pullovers schmiegte und seinen Duft einatmete.

Und in diesem Moment erkannte ich etwas. Das hier war mein Zufluchtsort. Mein sicherer Hafen. Und auf einmal schien wirklich alles ganz einfach. War das die Lösung. Matt und ich?

„Du hast mich also vermisst?", murmelte er und legte seine Lippen sanft auf meine Haare.

„Sehr."

Hinter der Theke hörte ich Kelsey vor Freude leise quieken.

Irgendwann lösten wir uns voneinander. Tausend Fragen brannten mir auf der Zunge, doch was ich dann in seinen Augen las, beantwortete alles.

Ich wusste nicht, ob dieser Ausdruck schon immer in ihnen gelegen hatte. Ob ich ihn nicht wahrnehmen oder Matt ihn nicht hatte offenbaren wollen. Doch nun sah ich es glasklar.

Er wollte mehr als bloß Freundschaft. Er wollte alles. Und ob ich bereit war, es ihm zu geben, oder nicht, änderte nichts an der Tatsache, dass es zwischen uns beiden nie wieder werden würde wie vorher.

Das laute Rattern des Mixers riss mich aus meinen Gedanken.

„Zur Feier des Tages mache ich uns leckeren Iced Coffee mit Schuss", pfiff Kelsey fröhlich.

„Für mich einen doppelten", rief Matt ihr zu und führte mich an der Hand zur Theke.

Kelsey warf einen Blick auf unsere ineinander verschränkten Hände und sah mich dann so beiläufig wie möglich an.

Der Ausdruck des Unbehagens, der sich auf meine Gesichtszüge gelegt hatte, entging ihr dabei nicht.

„Hey Matt", rief sie über den Lärm hinweg.

„Wie kann ich helfen?", fragte dieser und wandte erst dann seinen strahlenden Blick von mir ab.

„Du bist doch ein starker Kerl. Ich muss in der Küche und hier vorne noch die Milch auffüllen. Würdest du das für mich übernehmen."

Es war keine Frage, sondern eine klare Aufforderung. Kelsey schaffte mir Freiraum und gab mir Luft zum Atmen.

Kaum war er um die Ecke gebogen, ließ sie alles Stehen und Liegen und stürmte auf mich zu.

„Alles klar bei dir?"

„Ich weiß nicht."

Mehr brachte ich nicht hervor.

„Ewa ich habe seinen Gesichtsausdruck gesehen, als du ihm vorhin gesagt hast, dass du ihn vermisst. Den Kerl hat es voll erwischt."

„Was soll ich denn jetzt machen Kels? Du warst es, die gesagt hat, dass ich mir Zeit lassen und mich ausprobieren soll. Was ist daraus geworden? Was ist aus, finde heraus, was du wirklich willst geworden?"

Kelsey griff nach meinen Händen und suchte meinen Blick.

„Weißt du denn, was du willst? Ich sehe, dass da mehr ist, zwischen dir und Matt. Nicht nur von seiner Seite. Dir Frage ist nur, ob das reicht."

„Ich wünschte, ich wüsste es."

Meine beste Freundin zog mich in eine feste Umarmung, gerade in dem Moment als Matt aus der Küche kam.

„Was ist denn hier los? Ich dachte, den emotionalen Part hätten wir vorhin abgehackt."

„Das sind Dinge unter besten Freundinnen, die du nie erfahren wirst mein Guter", antwortete Kelsey.

Dann drückte sie mich noch einmal fest an sich.

„Es wird alles gut. Ich bin immer für dich da", flüsterte sie mir ins Ohr, bevor sie sich abwendete, um Matt zu zeigen, wo er die Milchpackungen unterbringen konnte, die er noch immer auf dem Arm trug.

Ich schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln, doch die Besorgnis wich nicht aus seinem Blick.

Während wir unseren Kaffee tranken, spürte ich immer wieder, wie seine Augen nach meinen suchten. Doch ich wich ihm aus, denn ich wusste nicht, ob ich verbergen konnte, was ich in diesem Moment fühlte.

Und ich wusste nicht, wie Matt das verkraftet hätte.

Falling For EwaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt