♫ Ed Sheeran - Shape of you
__Harry blickt mich mit offener Verwunderung an. "Und weil du dir Sorgen um mich gemacht hast, lässt du mich wie bestellt und nicht abgeholt, ohne ein Wort der Erklärung auf dem Spielfeld liegen?"
"Du sagtest doch, dir ginge es gut", halte ich demonstrativ dagegen.
"Weich jetzt nicht wieder aus", sagt er streng und ich registriere aus den Augenwinkeln widerstrebend wie seine Hand über den Tisch zu meiner hinwandert. Mechanisch ziehe ich sie zurück, sehe ausweichend auf meine Armbanduhr und stöhne gespielt entnervt auf. Ich bin eine dumme Pute und er nicht blöd, er wird dieses offensichtliche Ablenkungsmanöver augenblicklich durchschauen. Ich weiche trotzdem nicht von meinem Vorhaben ab. Habe ich schon erwähnt, dass ich eine dumme Pute bin?
"Hör zu, ich muss los. Du hast meinen Zeitplan leider schon ziemlich ins Wanken gebracht." Zur Untermalung meiner rettungslos überstürzten Ankündigung, krame ich hektisch mein Portemonnaie aus meiner Tasche. Lege das passende Münzgeld neben mein leeres Latte Glas, rücke den Stuhl zurück und stehe eilig auf. "Schreib mir, bis dann, Harry."
"Ist das dein Ernst?", fragt dieser ungläubig, richtet sich ebenfalls auf und ist schon versucht sich mir in den Weg zu stellen. Ich lächele ihn entschuldigend an und lege ihm sanft, aber bestimmt meine Hand auf die Brust. Nein, Harry. Keine Vorwürfe. Du kennst mich nicht so gut wie ich mich. Lüge, ich werde selbst nicht aus meinem Verhalten schlau.
"Sorry, ich weiß, mein Abgang kommt ziemlich überstürzt für dich, aber ich muss wirklich los."
"Gut, wie du meinst", erwidert er achselzuckend, schenkt mir ein kühles Lächeln und lässt sich wieder auf seinen Stuhl zurücksinken. "Man sieht sich."
Für einen Atemzug halte ich inne und horche in mich hinein. Ich spüre ein leichtes, fast nicht wahrnehmbares Ziehen in meiner Magengrube. Ob mich die Resignation in seinem Verhalten stört, gut möglich, aber was erwarte ich. Etwa, dass er sich bemüht, obwohl ich ihn unmissverständlich zurückweise?
Ich schüttele innerlich den Kopf und fasse den Entschluss, mir nicht mein hübsches Köpfchen über mein Gefühlsleben zu zerbrechen. Es gibt Momente, in denen bin ich mir selbst ein Rätsel, jetzt ist zum Beispiel exakt solch ein Moment.
"Bye", verabschiede ich mich, bevor meine Beine sich in Bewegung setzen und mich an den Tischen vorbei zum Ausgang manövrieren.
Von Harry kommt keine Erwiderung mehr, zumindest nicht verbal. Er nickt knapp und widmet sich dem Anschein nach desinteressiert wieder seinem koffeinhaltigen Heißgetränk. Während ich zur Tür rausche, entgeht mir zu meinem Bedauern nicht, wie er der Kellnerin ein ausgesprochen charmant wirkendes Lächeln schenkt und ihr zuzwinkert. Die Angesprochene hält daraufhin verzückt auf seinen Tisch zu, nachdem sie weiter vorne in der Nähe der Theke gerade noch ein Pärchen abkassiert hat, das nun lachend an mir vorbeigeht.
Ich schaffe es schließlich auch, mich von Harry und der Kellnerin loszureißen, folge nach einigen Minuten dem Pärchen hinaus auf die Straße. Kurzzeitig desorientiert lasse ich meinen Blick über die Kreuzung schweifen, muss überlegen, in welche Richtung ich eigentlich muss. Nur um dann beinahe prompt in die falsche Richtung loszumarschieren. Ich seufze entnervt - dieses Mal tatschlich nicht gespielt - drehe mich auf dem Absatz um und biege mit ausgefahrenen Scheuklappen nach rechts ab Richtung Underground Station. Definitiv will ich Harry nicht den Eindruck vermitteln, dass ich nicht genug von seinem Anblick bekomme, obwohl ich ihn wirklich gerne ansehe. Und der innere Drang, ein letztes Mal meinen Kopf zu ihm herumzudrehen ist stark, aber meine Entschlossenheit, ihm diesen Gefallen nicht zu tun, ist stärker.
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20 Dates ▪ H.S. [SLOW UPDATES]
FanfictionAlex ist Bloggerin. Und um endlich in der Londoner Bloggerszene bekannt zu werden, startet sie ein vielversprechendes Projekt: 20 Dates, um einem Auserwählten erst hoffnungslos den Kopf zu verdrehen und ihn dann wieder erfolgreich in die Flucht zu s...